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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Unternehmungen aus der Zeit Elisabeths I. an. Am 20. Dezember verließen 3 Schiffe unter dem Kommando von Kapitän Christopher Newport den Hafen von Plymouth und erreichten mit rund 120 Siedlern am 26. April 1607 abermals die Chesapeake-Bay, wo man beschloß, im sumpfigen Küstengelände auf einer Halbinsel des James River mit Jamestown den ersten Siedlungsplatz der künftigen Kolonie Virginia zu errichten.
    Die ersten Jahre waren überaus schwierig; das gesamte Unternehmen drohte mehrmals zu scheitern. Wie oft zuvor verfügten weder die Förderer der Unternehmung noch deren unmittelbare Teilnehmer über einheitliche und klare Zielvorstellungen im Hinblick auf das Verhältnis von langfristigen Investitionen und kurzfristig terminierten Gewinnerwartungen. Schon durch die Zusammensetzung der ersten Siedlergruppe waren künftige Probleme vorprogrammiert. Unter den 105 Personen, die schließlich in Jamestown zurückgelassen wurden, befanden sich neben dem Geistlichen Robert Hunt und einem Arzt 36 Gentlemen, denen ihr Stand verbot, von ihrer Hände Arbeit zu leben. Dreizehn Handwerker mögen beim Hausbau ebenso nützliche Dienste geleistet haben wie zwölf Arbeiter, die auch in der Landwirtschaft hätten eingesetzt werden können, hatte man doch Samen, aber offenbar keine Bauern an Bord genommen, denn vierzig namentlich nicht genannte Leute bestanden wohl vornehmlich aus dem Dienstpersonal der Gentlemen, vielleicht waren auch einige Frauen darunter. Schließlich werden noch vier Jungen erwähnt; und auch die im Jahr darauf eintreffende Siedlergruppe war ähnlich zusammengesetzt.[ 2 ]
    Offensichtlich waren Rodungsarbeiten und systematischer Landbau nicht vorgesehen. Man setzte wohl, wie schon bei früheren Unternehmungen, darauf, durch Goldfunde oder Freibeuterei zu schnellem Reichtum zu gelangen und ging im übrigen davon aus, von den einheimischen Indianern ernährt zu werden. Tatsächlich war die Region um die Chesapeake Bay für nordamerikanische Verhältnisse relativ dicht besiedelt, aber nur gelegentlich gelang es den Neuankömmlingen, zur Erntezeit von den Eingeborenen Mais und andere Lebensmittel zu erwerben. In der Hauptsache blieb man auf Lieferungen aus dem Mutterland angewiesen, die aber hingen ab vom Interesse an einer Kolonie, die auch nach zwei Jahren noch keinen Gewinn einbrachte. Im Winter 1609/10 erreichte die Not ihren Höhepunkt. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge waren von 500 Siedlern «nicht mehr als 60 Männer, Frauen und Kinder übrig … und diese lebten überwiegend von Wurzeln, Kräutern, Eicheln, Walnüssen, Beeren und hin und wieder etwas Fisch».[ 3 ] Einer von ihnen wurde hingerichtet, weil er seine Ehefrau getötet und den Leichnam zu Pökelfleisch verarbeitet hatte. Im Juni 1610 verhinderte lediglich die Ankunft einer Flotte die von den verbliebenen Siedlern bereits beschlossene Auflösung der Kolonie. Ihr Fortbestand wurde in den folgenden Jahren nicht zuletzt durch das eiserne Regiment der Gouverneure Thomas Dale und Lord de la Warr aufrechterhalten, die der allgemeinen Disziplinlosigkeit mit derart drakonischen Strafen begegneten, daß einige der Kolonisten sogar die Flucht zu den eingeborenen Stämmen dem harten Regiment vorzogen, obwohl deren immer wieder aufbrechende Feindseligkeit ebenfalls die Existenz der Neuankömmlinge ernsthaft bedrohte. Von Anfang an prägten Mißtrauen und Mißverständnisse das Verhältnis zwischen den Indianern und den ersten Siedlern aus Europa. So betrachtete der oberste Häuptling der Region, Powhatan, Jamestown als Teil seines Herrschaftsbereichs. Die Engländer aber krönten in einer tumultuarisch-grotesken Aktion Powhatan zum König von Gnaden Jakobs I. Und bald darauf, ab 1610, häuften sich Überfälle und Blockadeversuche der Indianer, auf die die überlegen bewaffneten Siedler stets mit Strafexpeditionen reagierten, und ihre Greueltaten standen den Grausamkeiten des indianischen Marterpfahls in nichts nach. Angesichts eines nahezu permanenten Kriegszustandes, der die endgültige Existenzsicherung der Kolonie in Frage stellten mußte, wurde die Romanze zwischen der schönen Häuptlingstochter Pocahontas und dem englischen Siedler John Rolfe zum historisch bedeutsamen Schlüsselereignis. Als 1614 die Hochzeit stattfand, war die wichtigste Mitgift der Braut ein Friedensschluß mit ihrem Vater Powhatan, der tatsächlich bis 1622 Bestand hatte und der englischen Niederlassung die für ihre Konsolidierung notwendige Atempause

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