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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Kupferminen Nord-Rhodesiens bzw. den Bergwerken Südafrikas ihren kümmerlichen Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Schließlich stellte sich für sämtliche Kolonien die Frage, an wen mit dem Rückzug der Briten die Macht zu übergeben sei. Zwar galt auch für Afrika die generelle Devise, daß die Einheimischen allmählich durch schrittweise Reformen zur politischen Selbständigkeit zu erziehen seien, doch wie dies im einzelnen bewerkstelligt werden solle, blieb offen. Und da sich die britische Politik durch die allgemeine Entwicklung zunehmend unter Druck gesetzt sah und ihren Rückzug aus den afrikanischen Kolonien beschleunigte, konnte von einer adäquaten Umsetzung einer langfristigen Dekolonisations-Strategie kaum noch die Rede sein. Ursprünglich wollten die Briten an die gerade in den afrikanischen Kolonien vielerorts gehandhabte Praxis der indirekten Herrschaft anknüpfen, d.h. auf die Kooperation mit den traditionalen einheimischen Eliten setzen. Doch in der veränderten Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erwies sich dies als der falsche Weg. Dagegen sprachen sowohl die unter der Ägide der USA entwickelte Politik, Entkolonialisierung mit der Etablierung parlamentarischer Demokratien zu verbinden, als auch das Aufkommen eines neuen afrikanischen Nationalismus.
    Wie die aus den Kolonien hervorgehenden afrikanischen Staaten, so war auch der sie tragende afrikanische Nationalismus ein Produkt der Kolonialherrschaft. Sie schuf die Voraussetzungen für die Entstehung jener Kräfte, die gegen sie opponierten und sie schließlich ablösen sollten. Denn der afrikanische Nationalismus wurde nicht von den traditionalen Gewalten getragen, sondern von neuen sozialen Gruppierungen, die sich im Umfeld der wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der britischen Kolonialherrschaft formierten. Es waren vor allem die kleinen Geschäftsleute, Handwerker und Lehrer, die im Zuge einer fortschreitenden Urbanisierung der Küstenregionen zum Ferment eines neuen Nationalismus wurden. Es waren Angehörige einer neuen Mittelschicht, die an neuen Schulen – wie etwa dem 1927 in Achimota an der Goldküste errichteten Prince of Wales College – eine an europäischen Standards ausgerichtete Erziehung genossen hatten. Aus ihnen ging eine neue intellektuelle Elite hervor, deren Vertreter wie die späteren nationalen Führer Kwame Nkrumah von der Goldküste, Jomo Kenyatta aus Kenia und Hastings Banda aus Njassaland an britischen oder amerikanischen Universitäten studierten. Dort besuchten sie, im Gegensatz zu den Studenten aus Asien, die an die klassischen Bildungsstätten Oxford, Cambridge oder die Inns of Court gingen, in England vorzugsweise die London School of Economics, die sich zwischen den Weltkriegen zu einer Hochburg des politischen Radikalismus entwickelt hatte und wo man am ehesten mit den Lehren des Sozialismus in Berührung kam. In welchem Maße die Politisierung der Afrikaner von außen angestoßen und beeinflußt wurde, bezeugt auch die Entstehung des Pan-Afrikanismus, der als Fernziel ‹Afrika den Afrikanern› propagierte und der seinen Ursprung bei den Schwarzen in den USA hatte. Den Höhepunkt der Aktivitäten einer neuen afrikanischen Nationalbewegung in der britischen Diaspora bildete der 5. Pan-Afrikanische Kongreß, der im Oktober 1945 in Manchester abgehalten wurde.
    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der generell einen Modernisierungsschub besonders für die westafrikanischen Kolonien ausgelöst hatte, wurden die Forderungen einer neuen Generation einheimischer Journalisten und Politiker, die jetzt statt Mitbestimmung Selbstbestimmung forderten, häufiger und eindringlicher. Mehr und mehr lösten imperialismuskritische Stimmen die früheren Loyalitätsbekundungen für das Empire ab, die noch während der Kriegsjahre überwogen hatten. Es entstanden die ersten politischen Massenorganisationen: in Goldküste die von dem Historiker Joseph Danquah ins Leben gerufene United Gold Coast Convention, von der sich schon bald Nkrumahs radikale Convention People’s Party abspaltet. In Nigeria hatte der Journalist Nnamdi Azikiwi schon 1944 den National Council of Nigeria and the Cameroons gegründet. In den politisch eher rückständigen Kolonien Ostafrikas entstand 1954 unter der Führung des Lehrers Julius Nyerere die Tanganjikan African National Union als nationale Sammlungsbewegung und 1960 in Kenia die Kenya African National Union unter Jomo Kenyatta. Seit unterstützten in Goldküste und Nigeria

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