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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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bilden sollte. Im September 1953 wurde die Central African Federation gegründet. Ein beachtlicher Wirtschaftsaufschwung war die Folge, und die Briten sahen sich auch dadurch bestätigt, daß die neue Bundesregierung keine rassistische, sondern eine eher paternalistische Eingeborenenpolitik betrieb. Dennoch formierte sich wachsender Widerstand der Afrikaner gegen den Zusammenschluß, der vor allem im Norden der Föderation als Instrument zur Zementierung weißer Vorherrschaft verstanden wurde. In allen drei Ländern formierte sich die Opposition in nationalen Parteien unter einflußreichen Führern wie Kenneth Kaunda in Nord-Rhodesien, Hastings Banda in Njassaland und dem Gewerkschafter Joshua Nkomo in Süd-Rhodesien. Die Unruhen nahmen zu und erreichten 1959 einen Höhepunkt, so daß in Njassaland der Ausnahmezustand verhängt und Banda ins Exil geschickt wurde. Da Macmillan nicht gewillt war, die Föderation mit Gewalt aufrechtzuerhalten und zugleich entschlossen war, die Afrikaner nicht der Politik Süd-Rhodesiens auszuliefern, das das Zentrum der Union bildete, erhielten die beiden anderen Länder innere Selbstverwaltung durch Vertretungskörperschaften mit afrikanischen Mehrheiten sowie das Recht auf Sezession, wovon sowohl Nord-Rhodesien als auch Njassaland noch 1963 Gebrauch machten. Dies war das Ende der kurzlebigen Föderation.
    Im folgenden Jahr wurden Nord-Rhodesien als Zambia und Njassaland als Malawi in die Unabhängigkeit entlassen, nicht hingegen der südliche Teil, der sich fortan Rhodesien nannte und dessen Weiße sich weiterhin weigerten, die Direktiven der Eingeborenenpolitik Londons in die Tat umzusetzen. Statt dessen schlossen sie 1961 mittels einer neuen Verfassung die Afrikaner praktisch vom Wahlrecht aus. Als nach einem Regierungswechsel in Großbritannien die neue Labour Regierung unter Harold Wilson ebenfalls den Abbau aller Diskriminierungen der Afrikaner und die Demokratisierung der Verfassung zur Bedingung für die Unabhängigkeit erhob, antworteten die Rhodesier darauf am 11. November 1965 mit einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung. Hinter diesem Schritt, der zudem in paradoxer Umkehrung der Ausgangslagen mit dem Verweis auf 1776, auf den Freiheitskampf der amerikanischen Kolonisten gegen die Tyrannei Englands gerechtfertigt wurde, stand der Wille, auch in Zukunft auf keinen Fall eine schwarze Mehrheitsregierung und somit eine echte Demokratisierung der Verfassung zuzulassen. Diesmal verzichtete Großbritannien mit gutem Grund auf eine militärische Intervention, nicht nur, weil der Ausgang einer solchen Aktion zweifelhaft erschien, sondern vor allem, weil die Mehrheit der britischen Öffentlichkeit es kaum gebilligt hätte, wenn britische Truppen gegen weiße Siedler für die Sache der schwarzen Afrikaner eingesetzt worden wären. Wirtschaftssanktionen zeigten keine Wirkung, und sporadisch immer wieder aufgenommene Verhandlungen mit der von Ian Smith geführten rhodesischen Regierung blieben ergebnislos. Erst als Süd afrika Rhodesien seine Unterstützung entzog, der internationale politische Druck unter Einschluß der USA zunahm und vor allem angesichts wachsender Erfolge der zuletzt von Robert Mugabe geführten nationalen Guerrillabewegung ZANU (Zambian African National Union), kapitulierte schließlich das weiße Rhodesien. 1979 stimmte Smith auf der Commonwealth-Konferenz von Lusaka der Einführung des Mehrheitsprinzips zu, und im folgenden Jahr wurde Zimbabwe unter Mugabes Führung in aller Form die Unabhängigkeit bestätigt.
    Abgesehen von dem Problemfall Rhodesien war der ungemein rasche Rückzug Großbritanniens aus seinen afrikanischen Kolonien ohne nennenswerte Krisen vonstatten gegangen und konnte daher durchaus als politischer Erfolg gewertet werden. Und entgegen manchen ursprünglich gehegten Befürchtungen waren überall durch Kolonialherrschaft definierte Territorien zu Staaten mit einer eigenen nationalen Identität mutiert. Diese Entwicklung war z.B. für Nigeria angesichts der Vielfalt seines ethnischen Spektrums keineswegs selbstverständlich, und nach der Unabhängigkeit wurde die staatliche Einheit erst mühsam und mit erheblichen Opfern erkämpft. Ähnliches galt für Uganda, wo die Kolonialherrschaft verschiedene indigene Königreiche mit dem starken Buganda an der Spitze zusammengefaßt hatte. Doch beide Staaten existieren noch heute in den Grenzen der vormaligen Kolonie. Allein die Insel Sansibar, die als selbständiges Sultanat 1963 in die

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