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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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der frühen Neuzeit hatte eine Reihe ungewöhnlich fähiger Herrscher der islamischen Moguldynastie in Indien ein riesiges Reich errichtet, das gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter Aurangzeb (1658–1707) seine größte Ausdehnung besaß. Da dieses Reich als Landmacht sich vorwiegend durch die Besteuerung der Landwirtschaft finanzierte, überließ es den für den Zufluß von Edelmetall unerläßlichen Fernhandel bereitwillig europäischen Gesellschaften wie der englischen und französischen Ostindien-Kompanie, die an den Küsten unter dem Schirm des Mogulherrschers ihre Stationen einrichteten. Nur einmal, als die britische Gesellschaft zwischen 1688 und 1691 versuchte, ihren eigenen militärischen Schutz zu organisieren und dabei sogar Aurangzeb den Krieg erklärte, endete dies in einer schmählichen Niederlage, und in London war man froh, zum Status quo der ursprünglichen Verträge zurückkehren zu können.
    Die Situation änderte sich jedoch mit dem zu Beginn des 18. Jahrhunderts einsetzenden Machtverfall des Mogulreiches, das ohnehin zu keiner Zeit eine straff organisierte Zentralgewalt entwickelt hatte. An seine Stelle trat, wie es in der indischen Geschichte ohnehin eher der Regelfall war, ein Geflecht größerer und kleinerer regionaler Gewalten, deren fortgesetzte Rivalitäten untereinander allerdings für die Niederlassungen der europäischen Handelsgesellschaften oftmals zu einer bedrohlichen Situation führten, da der ihnen einst in den Verträgen mit dem Mogulherrscher zugesicherte Schutz nun nicht mehr gewährleistet war. So mußte die East India Company fortan verstärkt eigene Vorkehrungen zur Sicherung des Fortgangs ihrer Geschäfte treffen, wobei ihr zugute kam, daß sie Niederlassungen sowohl an der West- als auch an der Ostküste und zudem im Bereich des Gangesdeltas besaß, so daß sie auf Beeinträchtigungen ihrer Aktivitäten durch kriegerische Ereignisse flexibel reagieren konnte. Gleichzeitig wurde der militärische Schutz der Handelsstationen ausgebaut, was z.B. dazu führte, daß sich jetzt indische Kaufleute mehr und mehr in Madras, Bombay und vor allem in Kalkutta niederließen und spürbar zum ökonomischen Aufschwung dieser Orte beitrugen.
    Vor diesem Hintergrund lieferte die asiatische Front im säkularen britisch-französischen Konflikt den entscheidenden Anstoß für den Wandel der East India Company zur indischen Hegemonialmacht. Das Zentrum der Auseinandersetzungen bildete zunächst das Karnatik, d.h. der süd-östliche Küstenbereich des indischen Subkontinents, wo unfern von Madras die staatliche französische Ostindien-Kompanie erfolgreich Fuß gefaßt hatte und in Pondicherry eine florierende Handelsstation besaß, deren Gouverneur Dupleix es geschickt verstand, im unübersichtlichen Geflecht der regionalen Politik mächtige Verbündete zu gewinnen. Dies verschaffte den Franzosen zunächst Vorteile, als 1744 die asiatische Front des Österreichischen Erbfolgekrieges eröffnet wurde und Briten wie auch Franzosen als Alliierte einheimischer rivalisierender Fürsten ihren Krieg führten. 1746 gelang es Dupleix sogar, sich vorübergehend in den Besitz von Madras zu setzen, doch am Ende triumphierte die britische Gesellschaft, die mit der Eroberung von Pondichéry 1761 allen weiteren Aktivitäten der Franzosen ein Ende bereitete. Deren Ostindien-Kompanie wurde 1769 aufgelöst.
    Zur gleichen Zeit hatten die Engländer noch weiterreichende Erfolge in Bengalen zu verzeichnen, der damals wirtschaftlich bedeutendsten Region Indiens. Dort hatte die East India Company zu Beginn des Jahrhunderts großzügige Privilegien für ihre Niederlassung Kalkutta erworben, die sich daraufhin zum florierenden Handelszentrum entwickelte. Und obwohl die Franzosen in unmittelbarer Nähe mit Chandernagore ebenfalls eine Handelsstation besaßen, kam es hier, während in Europa der Siebenjährige Krieg ausbrach, vorerst nicht zu Feindseligkeiten unter den europäischen Nachbarn, allerdings zu einer direkten Konfrontation der Briten mit dem einheimischen Herrscher, dem Nabob von Bengalen. Als dieser 1756 Kalkutta gewaltsam in Besitz nahm, entsandte die Kompanie ein kleines Expeditionsheer von 1600 Mann von Madras aus nach Norden. Kalkutta wurde zurückerobert, und nach den Siegen von Plassey (1757) und Buxar (1764) wurde neben dem Karnatik nun auch Bengalen de facto von der britischen Gesellschaft beherrscht.
    Dabei ist die Geschichte dieses außerordentlichen Erfolges zugleich eine Kette von

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