Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
Vom Netzwerk:
des 17. Jahrhunderts gegründete holländische Kolonie 1795 besetzten, denn die Niederlande waren von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft Teil des französischen Machtbereichs. Mit den allgemeinen europäischen Friedensverhandlungen des Jahres 1814 wurde Großbritannien, das nun eine ganze Reihe wichtiger maritimer Stützpunkte, wie u.a. Malta und die Seychellen, erwarb, schließlich auch der Besitz der Kapkolonie als der wichtigsten Zwischenstation auf dem Seeweg nach Indien endgültig bestätigt. Im Unterschied zu dem dünn besiedelten Australien trafen die Briten in der Kapkolonie auf eine zahlenmäßig starke afrikanische Bevölkerung von mehr als 40.000 vom Stamme der Khoi-Khoi (von den ansässigen Buren als Hottentotten bezeichnet). Und ähnlich wie in Kanada erwarben sie auch hier die Herrschaft über Siedler europäischer Herkunft, nämlich ca. 20.000 holländisch, bzw. afrikaans-sprechende Buren. Allerdings sollten – anders als in Kanada – die Briten in Südafrika den Buren gegenüber stets in der Minderheit bleiben, denn britische Auswanderer zogen es im allgemeinen vor, nach Kanada oder in den pazifischen Raum zu gehen, sofern sie sich nicht überhaupt die USA als Ziel auserkoren hatten. Lediglich um 1900, in den Jahrzehnten des Diamantenfiebers und des Goldrausches, stieg die Zahl der britischen Einwanderer vorübergehend spürbar an. Aber selbst dann noch majorisierten die Buren die Einwohner britischer Abstammung im Verhältnis von drei zu zwei.
    Doch nicht allein auf Grund solcher Mehrheitsverhältnisse gestaltete sich das Verhältnis der beiden europäischen Volksgruppen zunehmend schwierig. Die Buren waren in erster Linie Viehzüchter, die – stets auf der Suche nach neuen fruchtbaren Weiden – immer weiter ins Innere des Landes vordrangen und sich so in ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Stämmen der einheimischen Afrikaner befanden, die ihrerseits in einer großen nach Süden und Westen zielenden Wanderung begriffen waren. So hatte Großbritannien mit der Kapkolonie nicht nur einen wichtigen maritimen Stützpunkt erworben, sondern zugleich eine unruhige Grenze, die immer wieder militärisches Eingreifen erforderlich machte.
    Hinzu kam, daß die Buren den calvinistischen Grundüberzeugungen ihrer im 17. Jahrhundert in dieses Land gezogenen Vorväter treu geblieben und so – besonders was ihr Verhältnis zur schwarzafrikanischen Bevölkerung betraf – von den Wertvorstellungen und dem Menschenbild der europäischen Aufklärung nahezu unberührt geblieben waren. Ähnlich wie sich einst die englischen puritanischen Siedler in Nordamerika den eingeborenen Indianern gegenüber verhalten hatten, akzeptierten auch die holländischen Siedler die Afrikaner keineswegs als gleichrangige Geschöpfe Gottes. Aus solch gottgewollter Ungleichheit leiteten sie daher das Recht ab, ‹Kaffern und Hottentotten› zu versklaven, mit dem Ergebnis, daß, als Großbritannien die Kolonie erwarb, sich dort der Großteil der schwarzen Bevölkerung (ca. 25.000) im Zustand der Sklaverei befand. Zu einer Zeit, als in England die Öffentlichkeit gegen Sklavenhandel und Sklaverei mobil machte, war für die Buren das Verhältnis zu den Afrikanern durch eine Mischung von traditionellem puritanischem Heidenbild und modernen rassistischen Vorurteilen bestimmt, die für das ganze folgende Jahrhundert die Grundlage der südafrikanischen Apartheidspolitik bildeten. Vor dem Hintergrund solcher Gegensätze wuchsen die Spannungen zwischen Buren und den neuen Kolonialherren, die nicht nur darauf drängten, den Sklaven den Status von Lohnarbeitern zuzuerkennen, sondern die mit der offiziellen Aufhebung der Sklaverei in den britischen Kolonien zugleich die rechtliche Gleichstellung von schwarzen und weißen Untertanen verfügten.

    Die Buren antworteten auf dieses Gesetz von 1833 mit dem 1834 einsetzenden ‹Großen Treck›. Während des folgenden Jahrzehnts zogen insgesamt ca. 14.000 Buren mit ihren Familien auf ihren Planwagen und ihrem Vieh im Gefolge über den bislang als nördliche Grenze geltenden Orange River, nicht nur auf der Suche nach neuem Farmland, sondern auch, um sich dadurch der britischen Herrschaft zu entziehen, indem sie die Burenrepubliken Orange Free State und Transvaal gründeten. Die britische Regierung sah sich damit vor die schwierige Frage gestellt, ob sie auf die Flucht ihrer Untertanen mit einer Ausdehnung ihrer Herrschaftssphäre reagieren sollte, zumal die

Weitere Kostenlose Bücher