Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
Vom Netzwerk:
Großbritanniens die Bereitschaft, im drohenden Kampf um die Vorherrschaft in Südafrika die Burenrepubliken notfalls mit Waffengewalt in das Empire zu zwingen. Eine zentrale Rolle spielte dabei der von 1890 bis 1896 als Ministerpräsident Südafrikas amtierende Cecil Rhodes, dessen Karriere und Visionen geradezu exemplarisch die Antriebskräfte und Zielsetzungen britischer imperialistischer Afrikapolitik im ausgehenden 19. Jahrhundert illustrieren.
    Der 1853 in England geborene Sohn eines Geistlichen wanderte wegen seiner schwächlichen Gesundheit mit siebzehn Jahren nach Afrika aus. Dort zog es ihn auf die Diamantenfelder von Kimberley, wo er innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Vermögen erwarb. Sein Finanzimperium kontrollierte seit 1887 zudem einen großen Teil der neuen Goldminen von Witwatersrand. Doch Rhodes wollte mehr sein als nur der größte Unternehmer und Finanzier Südafrikas; sein Ehrgeiz war es, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Machtposition des Britischen Empire weiter auszubauen, gemäß seiner Maxime: «Wir (die Briten, P. W.) sind die allen anderen überlegene Rasse, und je mehr wir von deren Welt in Besitz nehmen – um so besser für diese Welt.»[ 23 ] Dabei zog Rhodes auf seiner Karte Afrikas mit Bleistift eine Linie, die Kapstadt mit Kairo verband und eine geplante Eisenbahnlinie bezeichnete, die das Rückgrat britischer Vorherrschaft in Afrika bilden sollte. Letztlich gingen seine Visionen sogar über Afrika hinaus, wenn er etwa zu seinen Vertrauten davon sprach, daß dereinst selbst die USA in den Schoß des Empire zurückkehren würden.
    Auch wenn solche Pläne das Produkt einer die Realität übersteigenden politischen Romantik waren, so entwickelte und verfolgte Rhodes gleichzeitig handfeste strategische Konzepte für die Stärkung der britischen Machtposition im Süden Afrikas. Bereits bevor er die offizielle Position des Ministerpräsidenten bekleidete, war er in dieser Beziehung aktiv geworden; auch sein Handeln war ein Beleg dafür, daß die Expansion des Empire weniger das Ergebnis regierungsamtlicher Politik als vielmehr das Resultat der Aktionen der ‹men on the spot› war – von Akteuren, die zudem öfters als Privatpersonen und nicht als Amtsträger handelten. Schon frühzeitig ging Rhodes daran, seinen Plan von der Einkreisung der Burenrepubliken in die Tat umzusetzen. 1884 betrieb er als Abgeordneter des südafrikanischen Parlaments die Besetzung von Bechuanaland nordöstlich Transvaals (das heutige Botswana), das ein Jahr später unter britisches Protektorat gestellt wurde wie 1887 dann auch Zululand und Pondoland an der südwestlichen Grenze der Republik. Alsdann richtete Rhodes den Blick auf das Land der Matabele, mit dem der Ring im Norden geschlossen werden konnte und wo man zudem reiche Goldvorhaben vermutete. Eigens zu diesem Zweck gründete er 1889 die South Africa Company, deren Söldner in einem privaten Feldzug 1893 die Krieger Lobengulas, des Häuptlings der Matabele, mit einem der ersten Einsätze des neuen Maxim-Maschinengewehrs reihenweise niedermähten. Das mit der stillschweigenden Billigung der Londoner Regierung eroberte Land nördlich des Limpopo-Flusses, in dem die Prospektoren zwar kein Gold aufspürten, aber in das schon bald landhungrige Siedler aus der Kapkolonie strömten, blieb zwar im Besitz der Gesellschaft, bildete de facto jedoch einen Teil des Britischen Empire; in aller Bescheidenheit taufte Rhodes es Rhodesia. Es hatte ihm statt erhoffter Gewinne lediglich erhebliche finanzielle Verluste eingebracht, aber immerhin hatte er hier das eingelöst, was er gegen Ende seines Lebens als seine Berufung erkannte, «nämlich Ihrer Majestät Empire vergrößern helfen».[ 24 ]
    Sein ursprüngliches Ziel – die Einbindung der Burenrepubliken in eine britisch dominierte Südafrikanische Union – hatte Rhodes damit jedoch nicht erreicht. Im Gegenteil: Unter ihrem eigenwilligen, halsstarrigen Präsidenten Kruger begannen die Buren verstärkt politische Eigenständigkeit zu demonstrieren. Besonders bedrohlich erschien den Briten der Bau einer Eisenbahnlinie von Pretoria an die Küste der portugiesischen Kolonie Mozambique, mit der sich die Buren aus der bisher einseitigen ökonomischen Abhängigkeit von den britisch kontrollierten Häfen befreien konnten. Angesichts dieser veränderten Situation entschloß sich Rhodes, abermals auf eigene Faust zu handeln – diesmal allerdings mit dem geheimen Einverständnis des britischen

Weitere Kostenlose Bücher