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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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drohte, zum Anlaß, entgegen der Sand River Konvention Transvaal 1877 zu dessen Schutz zu annektieren. Doch kaum war nach mühsam errungenem Sieg der britischen Truppen über die Zulus (1879) die Bedrohung für die Buren entfallen, erhoben sie sich gegen ihre Schutzmacht und errangen gegen die Briten am 27.2.1881 den bedeutsamen militärischen Sieg von Majuba Hill. Die inzwischen in London ans Ruder gelangte liberale Regierung unter Gladstone, der sich zuvor bereits gegen die Annektion ausgesprochen hatte, verzichtete auf einen nachhaltigen militärischen Gegenschlag. Statt dessen wurde in der Konvention von Pretoria und 1884 dann in der Convention of London den Buren erneut ihr Recht auf politische Selbstbestimmung bestätigt, und Transvaal war fortan unter der neuen Bezeichnung South African Republic wie seine burische Zwillingsrepublik Orange Free State als halbsouveräner Staat dem britischen Empire eingegliedert. Dies geschah nämlich unter dem gleichzeitigen Vorbehalt der Suzeränität der britischen Krone, d.h. mit der Einschränkung, daß sich Großbritannien die Kontrolle über die Außenpolitik vorbehielt. Ein solchermaßen unklarer internationaler Status erwies sich schon bald als zusätzliche Hypothek für die Beziehungen zwischen London und Pretoria, die zudem angesichts der jüngsten ökonomischen Entwicklung vermehrten Spannungen ausgesetzt waren.
    Im Vergleich zu Kanada und Australien und vor allem natürlich zu Indien war die wirtschaftliche Bedeutung der südafrikanischen Kolonien zunächst eher gering zu veranschlagen. Lediglich Wolle, Wein und später, als die Mode es verlangte, auch Straußenfedern bildeten lohnende Exportartikel für den britischen Markt. Das änderte sich jedoch schlagartig, als 1867 in der Nähe der Mündung des Vaal-Flusses in den Orange-River bei Kimberley reiche Diamantenlager und zwei Jahrzehnte später in Transvaal schier unerschöpfliche Goldminen entdeckt wurden, aus denen um 1900 ein Viertel des gesamten Weltbedarfs gedeckt werden konnte. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren 50 % des Gesamtwertes der südafrikanischen Exporte auf Gold und 25 % auf Diamanten gegründet. Nun stieg die Zahl der Einwanderer aus Großbritannien; waren es zwischen 1853 und 1870 lediglich knapp 25.000 gewesen, so verließen zwischen 1871 und 1890 insgesamt nahezu 125.000 die Insel mit dem Ziel Südafrika, und während der beiden folgenden Jahrzehnte waren es dann 430.000. Die politischen Folgen dieses demographischen und ökonomischen Booms waren beträchtlich und gipfelten schließlich 1899 im Ausbruch des Burenkrieges als der ersten großen Krise des jüngeren Empire.
    Bei dem sich anbahnenden Konflikt ging es für Großbritannien nicht, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, vor allem um Gold und Diamanten. Zwar lagen diese reichen Bodenschätze außerhalb der Grenzen der Kapkolonie, aber im Falle der Diamanten gelang es London bereits kurz nach deren Entdeckung, das entsprechende Gebiet (West Griqualand) in Besitz zu nehmen. Und obgleich sich die Goldminen von Witwatersrand in Transvaal befanden, wurde deren Erschließung und Ausbeutung erst durch den Einsatz von britischem Kapital und die Aktivitäten britischer Unternehmer ermöglicht, die dann selbstverständlich auch die entsprechenden Profite einstrichen. Bis 1899 hatten sie dort ca. 60 Mio. Pfund investiert, und von den 50.000 Einwohnern, die Johannesburg zu dieser Zeit zählte, waren lediglich 6200 echte transvaaler Buren, denen 30.000 kürzlich aus England oder der Kapkolonie zugewanderte Briten gegenüberstanden. Doch selbst wenn die Mehrzahl der burischen Farmer, anders als viele zugewanderte Ausländer (Uitlanders), nicht direkt vom Goldboom profitierte, so wuchs doch auf Grund dieser Entwicklung das politische Gewicht der Republik, deren Prosperität sie mehr und mehr zum Zentrum Südafrikas werden ließ – und dies auf Kosten der britischen Kapkolonie.
    Vor allem jene Briten, die nach wie vor das Ziel verfolgten, durch eine engere südafrikanische Union die afrikanische Position des Empire zu festigen, betrachteten fortan jeden Versuch der Regierung der Burenrepublik, politische Unabhängigkeit zu demonstrieren, mit zunehmendem Mißtrauen. Außerdem waren Portugal und das Deutsche Reich dabei, mit Mozambique im Nordosten und mit Deutsch-Südwestafrika an der gegenüberliegenden Küste, in unmittelbarer Nachbarschaft der britischen Besitzungen eigene Kolonien zu errichten. Daher wuchs auf seiten

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