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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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den beiden Inseln Neuseelands auf eine seit über tausend Jahren seßhafte indigene Bevölkerung mit einer ausgeprägten eigenen Kultur und differenzierten sozialen Organisation: die Maori. Sie begegneten den Neuankömmlingen selbstbewußt und verstanden es zugleich, europäische Errungenschaften zu übernehmen bzw. den eigenen Bedürfnissen anzupassen, wobei sich ihre kriegerischen Stämme nicht allein auf den Erwerb von Schußwaffen beschränkten, sondern sich auch als gelehrige Schüler der Missionsschulen bestimmte Kulturtechniken, wie z.B. Lesen und Schreiben, sowie die Regeln des Warenaustausches aneigneten.
    Die britische Regierung verzichtete zunächst wie üblich auf eine direkte Intervention. Doch als Frankreich Interesse an kolonialen Unternehmungen im pazifischen Raum zeigte, begann sie erste Bemühungen um eine geordnete Landnahme zu unterstützen. Die Initiative ging vor allem von dem Kolonisationstheoretiker Edward Gibbon Wakefield aus, der 1836 vor einem Parlamentsausschuß Neuseeland als das «für eine Besiedlung (durch Engländer) geeignetste Land der Welt» bezeichnet hatte.[ 22 ] Ein Jahr später gründete er im Bunde mit einflußreichen Förderern aus Politik und Wirtschaft die New Zealand Company. Als diese ein Schiff mit Siedlungswilligen ausschickte, entschloß sich London zum Handeln und entsandte Kapitän William Hobson als designierten Konsul nach Neuseeland mit dem Auftrag, für die britische Krone von den Eingeborenen in aller Form Land zum Weiterverkauf an britische Siedler zu erwerben. Als Ergebnis dieser Mission kam im Februar 1840 der von mehr als 500 Maori-Häuptlingen unterzeichnete Vertrag von Waitangi (an der Nordspitze der nördlichen Insel) zustande, der als die historische Gründungsurkunde der britischen Kolonie Neuseeland gilt. Mit diesem Text erkannten die Maori die Souveränität der britischen Krone an, die ihnen ihrerseits als Gegenleistung ihren Besitzstand an Grund und Boden garantierte. Und während der britischen Krone das ausschließliche Recht zugebilligt wurde, von den Maori Land zur Weiterveräußerung an Siedler käuflich zu erwerben, wurden den Maori alle Rechte und Freiheiten britischer Untertanen gewährt. Auf der Grundlage dieses Abkommens proklamierte Hobson im Mai die britische Hoheit über die nördliche Insel; für die südliche Insel berief man sich in diesem Zusammenhang auf das alte Entdeckerrecht.
    Mit diesem Vorgehen versuchte die britische Regierung offenkundig eine humane Alternative zu den bislang praktizierten Formen der überseeischen Landnahme zu entwickeln, in der Absicht, ein Nebeneinander von weißer Siedlungskolonie und christianisierter Maori-Gesellschaft zu erreichen. «Wir sind nun ein Volk», rief Hobson begeistert aus, als die Häuptlinge das Vertragspapier unterzeichneten. Doch solch hehre Ziele scheiterten, wie so oft, an den Interessen der vor Ort Handelnden. Die Neuseeland-Kompanie betrachtete das Landkaufmonopol der Krone als lästiges Hindernis, und auf der anderen Seite waren viele Maori durchaus willens, direkt mit den Siedlern ins Geschäft zu kommen. Zudem enthielt der von Missionaren erstellte Maori-Text des Vertrages eine Reihe mißverständlicher Formulierungen, die Anlaß oder auch nur Vorwand zu zahlreichen Konflikten zwischen den Einheimischen und landhungrigen Briten lieferten. Als Maori 1843 22 Weiße töteten, die die Ermordung eines Landvermessers zu rächen suchten, war dies der Beginn einer Reihe von regelrechten Kriegen, die sich bis 1872 hinzogen und in deren Verlauf die Maori begannen, ein übergreifendes Nationalgefühl zu entwickeln, so daß verschiedene Häuptlinge 1858 den Zusammenschluß mehrerer Stämme proklamierten und sogar einen der Ihren zum König wählten.
    An die tausend weiße Siedler und Soldaten und wahrscheinlich doppelt soviele Maori fanden im Verlauf dieser Auseinandersetzungen den Tod. Vor allem aber sahen sich die Einheimischen am Ende des größten Teils ihres Landes beraubt, so daß sich 1892 nur noch ein Sechstel Neuseelands, und zwar besonders die unwirtlichen Gebiete der Nordinsel, in ihrem Besitz befanden. Bis heute haben diese Ereignisse die Beziehungen zwischen den Volksgruppen belastet, so daß sich im Jahre 1994 die neuseeländische Regierung bei ihren Maori-Untertanen in aller Form für den Bruch des Vertrages von Waitangi entschuldigt und sogar bestimmte Formen der Wiedergutmachung zugesichert hat.
    Der Ausgang der Kämpfe war in erster Linie durch die inzwischen erreichte

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