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Das Bronze-Bataillon

Das Bronze-Bataillon

Titel: Das Bronze-Bataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber , John Ringo
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Politologie darstellte. Doch sie hatte schnell herausgefunden, dass man die politischen Entwicklungen einer Kultur sehr viel grundlegender und besser verstehen konnte, wenn man die dieser Kultur zugrunde liegenden Prinzipien betrachtet hatte – und das war es schließlich, worum es in der Anthropologie überhaupt ging.
    »Ich verstehe nicht, warum die so einen Aufwand betreiben!« Roger strich sich die Haare aus dem Nacken. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die alle Besucher so empfangen!«
    »Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genau das nicht tun«, erwiderte O'Casey, während der Nebel, der immer noch auf ihrem Verstand lag, sich mehr und mehr lichtete. »Ihr versteht doch, was dieses ganze Ritual bedeutet, oder?«
    »Na ja, wahrscheinlich wohl nicht«, entgegnete Roger. »Ich verstehe die meisten Rituale nicht, nicht mal die auf der Erde.«

    O'Casey kam zu dem Schluss, es sei wohl taktvoller, ihm jetzt nicht übermäßig enthusiastisch zuzustimmen, und nahm einen weiteren Schluck ihres Wassers, das jetzt schon wieder wärmer wurde. Währenddessen dachte sie über die bestmögliche Antwort für den Prinzen nach.
    »Na ja«, begann sie dann nach einer Weile, »es ähnelte wohl am ehesten einer Mischung aus einer Hochzeit und einer Beerdigung.«
    »Hä?« Roger wirkte ernstlich überrascht.
    »Hat Cord vielleicht irgendetwas aus- oder angezogen? Oder hat er irgendjemandem irgendetwas gegeben?«
    »Ja«, bestätigte Roger. »Die haben ihm einen anderen Umhang gegeben als den, den er bisher immer getragen hat. Und er hat einem der anderen Mardukaner einen Speer und einen Stab überreicht.«
    »Ich habe mich auf dem Weg vom Plateau hinunter mit Cord ein bisschen unterhalten«, erklärte Eleanora. »Dieses Are-Dingsda ist eine Art Sklaverei oder Knechtschaft – habt Ihr das gewusst?«
    »Das habe ich heute erfahren«, erwiderte Roger verärgert. »Das ist doch verrückt! Das Reich gestattet Sklaverei oder Knechtschaft in keinerlei Form!«
    »Aber diese Welt hier gehört nicht zum Kaiserreich«, gab Eleanora zu bedenken. »Wir haben doch hier kaum unser Banner aufgepflanzt und schon gar nicht in die lokale Sozialstruktur eingegriffen.
    Andererseits glaube ich, dass Ihr die Situation missverstehst. Schauen wir uns doch zunächst einmal die Definition des Begriffes ›Sklaverei‹ an!«
    Kurz dachte sie darüber nach, wie man Sklaverei präzise zu erklären vermochte, und auch die Ehe, und vor allem die Ähnlichkeiten, die diese beiden Konzepte für einen Menschen aus dem vierunddreißigsten Jahrhundert seit Jahrtausenden aufwiesen.
    »Im Laufe unserer Geschichte …«, setzte sie an und sah sofort, wie glasig Blick des Prinzen zu werden begann. An Schlachten und dergleichen war Roger stets interessiert, aber sobald man auf gesellschaftliche Strukturen und das Widerstreiten einzelner sozialer Gruppierungen zu sprechen kam, verlor er jegliches Interesse.
    »Hört mir zu, Roger«, forderte sie ihn auf und blickte ihn geradeheraus an. »Ihr habt gewissermaßen Cord gerade geheiratet!«
    » Was? «
    »Hört Ihr jetzt zu, ja?«, fragte sie lachend. »Aber das habt Ihr wirklich getan! Und Ihr habt ihn auch zu Eurem Sklaven gemacht. Im Laufe unserer Geschichte waren die Begriffe und die Rituale von
    ›Eheschließung‹ und ›Versklavung‹ praktisch identisch. In diesem Falle habt Ihr etwas getan, was es erforderlich gemacht hat, dass Ihr die Person ›heiratet‹, die Ihr gerettet habt.«
    »Oh, diese Freude!«, stieß Roger aus.
    »Und jetzt seid Ihr gezwungen, diese Person zu ›behalten‹ – für den Rest Eures Lebens und bis in das Leben nach dem Tode hinein, wahrscheinlich.«
    »Noch einer, den es zu ernähren gilt!«, witzelte Roger.
    »Das ist wirklich ernst, Roger«, schalt ihn seine Stabschefin, musste aber selbst grinsen. »Umgekehrt muss Cord Euren Wünschen peinlich genau nachkommen. Und für seine Familie ist es, als wäre er tot. Was im Übrigen wahrscheinlich der Ursprung der großen Feierlichkeiten bei Eheschließungen darstellt. In den meisten primitiven Kulturen gibt es praktisch keinerlei Rituale für die Eheschlie
    ßung, aber ausgefeilte Ritualvorschriften für Beerdigungen. Es gibt eine ernst zu nehmende Theorie, dass die Hochzeitsrituale sich letztendlich aus den Bestattungsritualen entwickelt haben, weil die Braut und der Bräutigam ihre Familien verlassen … genau so, als wären sie gestorben.
    Ich habe gerade eben von einer ›Hochzeit‹ gesprochen, weil ich wusste, dass ich

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