Das Bronze-Bataillon
genug zu trinken«, meinte Despreaux. Einen Augenblick lang blickte sie sich um, dann senkte sie die Stimme. »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«, wollte sie dann ernsthaft wissen.
Kostas neigte den Kopf zur Seite und nickte.
»Ich würde niemals das Vertrauen einer Dame ausnutzen«, erwiderte er, und Despreaux stieß ein schnaubendes Lachen aus.
»Aber Sir! Eine Dame bin ich nun überhaupt nicht! Eine Dame und ein Frontschwein sein, das schließt sich ja nun wirklich gegenseitig aus!«
»Nein«, widersprach Kostas, »das tut es nicht. Aber stellen Sie doch bitte Ihre Frage!«
Erneut blickte Despreaux sich um und richtete dann den Blick auf den Topf, nur um dem Kammerdiener nicht in die Augen blicken zu müssen.
»Sie kennen den Prinzen doch schon seit geraumer Zeit, oder?«
»Ich bin sein Kammerdiener, seit er zwölf Jahre alt wurde«, erklärte Kostas. »Und vorher war ich schon als Diener im Kaiserlichen Haushalt tätig. Also lautet die Antwort: ja, ich kenne ihn schon seit geraumer Zeit.«
»Ist er schwul?«
Kosutic musste ein Lachen unterdrücken. Nicht weil die Frage ihn so überrascht hätte – er hätte sie beinahe schon von sich aus beantwortet, bevor Despreaux sie auch nur gestellt hatte –, sondern weil es eine so unglaublich alltägliche Frage war, um die diese patente Amazone solch ein Aufhebens machte.
»Nein.« Es gelang ihm nicht, sich seine Belustigung gar nicht anmerken zu lassen. »Nein, er ist nicht schwul.«
»Was ist daran so komisch?«, fragte Despreaux jetzt nach. Was auch immer sie sich für eine Reaktion auf diese Frage vorgestellt hatte: Belustigung hatte sie nicht erwartet.
»Sie haben keine Ahnung davon, und ich werde auch nicht versuchen, sie Ihnen zu vermitteln, wie oft ich diese Frage schon gehört habe«, entgegnete Kostas lächelnd. »Oder mitangehört habe, wie jemand dahingehende Vermutungen ausgesprochen hat. Oder die Gerüchte mitbekommen. Andererseits wurde mir auch die genau entgegengesetzte Frage schon gestellt. Es gibt ebenso viele – vielleicht sogar noch mehr – schwule junge Männer wie junge Heterofrauen, die an Rogers Rüstung abgeprallt sind.«
»Also liegt es nicht nur an mir?«, fragte sie leise.
»Nein, meine Liebe.« Diesmal klang Mitleid in der Stimme des Kammerdieners mit. »Das hat gar nichts mit Ihnen zu tun! Ich wäre sogar bereit, wenn es Ihnen dann besser ginge, die Vermutung zu äußern, dass Roger Sie attraktiv findet. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits, Sie verstehen. Die Kaiserliche Familie folgt den aristokratischen Traditionen der Kernwelten und sorgt für eine erstklassige Sexualerziehung und -ausbildung ihrer Kinder, und Roger war da keine Ausnahme. Ich weiß auch, dass er Frauen vorzieht: Er hat schon mindestens einmal Erfahrungen auf sexuellem Gebiet gemacht, und das war mit einer jungen Dame. Allerdings hat er auch praktisch jeden anderen Annäherungsversuch zurückgewiesen, der mir aufgefallen ist.« Er gluckste. »Und mir fallen eine ganze Menge davon auf. Offen gesagt, wenn Roger daran interessiert wäre, dann könnte er mehr ›Action‹ bekommen als eine Marines-Kompanie, wenn Sie mir diese Beschreibung gestatten wollen.«
»Kein Problem.« Die Marines-Sergeant lächelte. »Ich habe so etwas schon mal gehört. Also was ist los mit ihm? Ist er … wie heißt das?
Asexuell?«
»Nein … das auch nicht.« Kostas schüttelte den Kopf, und in seinen Augen war ein nachdenklicher, fast trauriger Ausdruck zu lesen. »Ich habe noch nie mit ihm darüber gesprochen, und ich kenne auch niemanden, der das bereits getan hätte. Aber wenn Sie die Meinung von jemandem hören wollen, der ihn immer noch wahrscheinlich besser als die meisten anderen kennt, dann würde ich sagen, dass es eine Frage der Beherrschung, nicht des mangelnden Interesses ist. Warum genau er sich für eine derartige Beherrschung entschieden hat, vermag ich nicht zu sagen; aber die Tatsache an sich verrät mir bereits eine ganze Menge.« Der Kammerdiener schüttelte den Kopf. »Es gibt viele Dinge, über die Roger mit den meisten Menschen nicht spricht und auch niemals sprechen wird; ich denke, dass es nur sehr wenige Dinge gibt, über die er auch mit mir nicht spricht, aber dieses Thema gehört dazu.«
»Das ist … sonderbar«, sagte die Marine. Ihre eigenen Liebhaber waren vielleicht nicht so zahlreich wie die Sterne am Nachthimmel, aber sie konnte sie auch nicht gerade an den Fingern einer Hand abzählen.
»So ist mein Roger nun mal«,
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