Das Bronze-Bataillon
Mardukaner-Leichen bedeckt, und die Türen und Schießscharten waren geschwärzt, gesprengt und geborsten.
Das Torhaus war nur noch ein Schutthaufen – und dieser Schutt war auch noch zur Hälfte zusammengeschmolzen und schwelte vor sich hin. Der Innenhof war mit toten Mardukanern übersät – es waren mehrere Leichenschichten, fünf oder sechs … an vielen Stellen sogar noch deutlich mehr. Da das jetzt versperrte Tor den einzigen Abfluss für den sintflutartig herabstürzenden Marduk-Regen geboten hatte, füllte sich inzwischen der ganze Innenhof mit Wasser. Die Eingeborenen, die schon damit befasst waren, das Gelände zu säubern, wateten inzwischen durch diesen knöcheltiefen, widerlichen Sud und beugten sich über die Toten – und bald würden ihnen die höllengleiche Flut bis zu den Knien reichen.
Neugierig betrachtete Roger die Eingeborenen, die die Leichen oder Leichenteile aus der widerlichen, immer tiefer werdenden Brühe bargen.
»Sind das die, von denen ich denke, dass sie es sind?«
»Kranolta«, bestätigte Kostas.
»Die haben Waffen«, erklärte Roger mit krächzender Stimme. Er nahm einen weiteren Schluck von dem Wasser und schüttelte den Kopf. »Was ist passiert?«, fragte er nun zum dritten Mal.
»Wir haben gewonnen«, wiederholte nun auch der Kammerdiener seine Antwort. »Sozusagen. Am Ende sind Streitkräfte der anderen Stadtstaaten aufgetaucht. Die haben die Kranolta von hinten angegriffen und haben sie wieder über die Mauer getrieben, wo die dann schließlich die östliche Bastion eingenommen haben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Captain Pahner sie ohnehin schon evakuieren lassen, und das war die einzige Deckung, die sie hatten finden können.
So eingekeilt zwischen diesen neu eingetroffenen Streitkräften und den gezielten Schüssen, mit denen die Marines sie festgenagelt haben, wurden sie dann schließlich praktisch ganz aufgerieben.
Aber es gab durchaus einige, die sich in ihr Lager zurückgezogen haben, bevor die Streitmacht der Stadtstaaten eingetroffen ist. Nur eine Hand voll der ursprünglichen Armee, aber genug, um uns immer noch reichlich Ärger zu machen. Deswegen hat Pahner eine Waffenruhe ausgehandelt. Die Kranolta, die jetzt noch übrig sind, haben keinerlei Interesse mehr daran, sich den Marines oder den Streitkräften von ›Neu-Voitan‹ entgegenzustellen. Aber sie werden kämpfen, wenn sie dazu gezwungen werden. Also haben der Captain und unsere neuen … Verbündeten sich bereit erklärt, sie ihre Waffen behalten und ihre Toten zu begraben zu lassen.«
»Was für eine Katastrophe!«, flüsterte Roger und blickte über die Schulter hinweg in den Hauptturm zurück.
»Es hätte schlimmer kommen können, Euer Hoheit.«
»Wie das denn?«, fragte Roger verbittert.
»Na ja«, meinte der Kammerdiener, als der Regen wieder einsetzte, »wir hätten verlieren können.«
Kapitel 44
»Wenn ihr nicht gekommen wärt, dann hätten wir verloren.«
Roger nahm einen Schluck Wein. Es war ein ausgezeichneter Jahrgang, doch auf der anderen Seite war alles, was sich in diesem Zelt befand, ausgezeichnet, vom fein geprägten Leder der Zeltwände selbst, bis hin zu dem geschmiedeten Messingtisch. Die Kissen auf dem Boden waren mit einem Stoff bezogen, wie ihn die Menschen noch nie zuvor gesehen hatten: seidig und ganz anders als das raue, wollartige Material, das sie in Q'Nkok kennen gelernt hatten. Ganz offensichtlich pflegte T'Kal Vlan nur stilvoll zu reisen.
»Vielleicht, ja.« Der letzte Regent von T'an K'tass griff nach einer kandierten Kattel-Scheibe und knabberte daran. »Und dennoch hättet ihr die Kranolta vernichtet. Das ist gewiss etwas wert in den Augen der Götter selbst eines unendlich weit entfernten Landes!«
Captain Pahner schüttelte den Kopf.
»Es tut mir Leid, Euer Hoheit, aber das ist es nicht. Wir kommen aus einem so großen Reich, dass die Kranolta und das ganze Tal des Hurtan zu einem unsichtbar winzigen Fleck werden. Ich bin froh, dass ihr froh darüber seid; aber die Verluste, die wir an diesem Tag erlitten haben, bedeuten vielleicht, dass der Prinz es niemals schaffen wird, wieder nach Hause zu kommen.« Er grinste die Mardukaner an. »Und das würde seine Mutter wirklich enttäuschen.«
»Ah!«, rief Roger aus. »Nur das nicht! Nicht Mutter wütend machen! Gott bewahre!«
»Eine Furcht erregende Frau, was?« T'Kal Vlan stieß ein grunzendes Lachen aus.
»Ziemlich«, gab Roger ihm achselzuckend Recht. »Aber was der Captain sagt, das stimmt wirklich!
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