Das Bronze-Bataillon
Irgendetwas schien zu passieren, also versuchte er als Nächstes, die Augen zu öffnen.
Na ja , dachte er und ging alle sensorischen Eindrücke durch, die er wahrnahm: es war heiß und beengt, und über ihm war eine Felsendecke zu erkennen. Weiterhin roch es deutlich erkennbar nach Flar-ta -Dung, und während er noch ob dieses wahrhaft bestialischen Gestanks würgte, schwor er sich, sich nie wieder über den Geruch von Nörgelöl zu beschweren. Inzwischen kannte er jede Menge anderer Gerüche, die allesamt schlimmer waren.
Angefangen etwa mit verbranntem Schweinefleisch.
Er wandte den Kopf zur Seite und stöhnte erneut auf. Er wusste nicht, was dem Marine widerfahren war, aber es musste schlimm sein. Schlimm genug, dass Roger nicht aus dem Stegreif hätte sagen können, ob er gerade einen Mann oder eine Frau anschaute.
»Plasmaverbrennung«, erklärte eine Stimme ihm von der anderen Seite seines Lagers her. Langsam wandte Roger den Kopf um, langsam und vorsichtig, und schaute dann in das hässliche Gesicht von Doc Dobrescu. »Eigentlich sogar nur der Thermo-Impuls. Aber das ist ja auch schon schlimm genug.« Einen Augenblick lang schaute der Warrant Officer seinen anderen Patienten an, dann richtete er seinen Blick wieder auf Roger.
»Morgen, Euer Hoheit!«
»Mein Kopf«, krächzte Roger.
»Tut 'n bisschen weh, was?«, fragte der Sanitäter fröhlich.
»Jou.«
Der ehemalige Raider beugte sich vor und verabreichte dem Prinzen eine Stim-Injektion in den Nacken. Wenige Augenblicke später durchflutete ihn eine regelrechte Welle segensreicher Erleichterung.
»Ooooh.«
»Gewöhnt Euch nicht zu sehr daran!«, warnte der Sanitäter ihn.
»Wir haben reichlich Verwundete. Und was das betrifft: Ihr müsst Euren Arsch wieder in Bewegung setzen, Euer Hoheit! Ich habe noch andere Leute, um die ich mich kümmern muss.«
Roger spürte eine Hand auf der Schulter, die ihm half, sich aufzusetzen, und als er sich umschaute, stellte er fest, dass sie zu Matsugae gehörte.
»Kostas?«, fragte er und schaute ihn aus trüben Augen an. Dann lauschte er, doch es war kein Donnern von Plasmakanonen oder Krachen von Perlkugelgewehren zu vernehmen. »Was ist passiert?
Haben wir gewonnen?«
»Ja, Euer Hoheit«, erwiderte der Kammerdiener, stützte ihn und reichte ihm eine Schale mit herrlich kühlem Wasser. »Willkommen zurück!«
Plötzlich durchzuckte ein Bild Rogers Gedächtnis.
»Despreaux?«, fragte er scharf.
»Sergeant Despreaux?«, fragte der Kammerdiener mit verwirrter Miene. »Ihr geht es gut. Warum erkundigt Ihr Euch?«
Kurz dachte Roger daran, ihm seine Erinnerung an eine hocherhobene Axt zu schildern, doch dann entschied er sich dagegen. Er hätte dann vielleicht auch dieses sonderbare, beunruhigte Gefühl erklären müssen, das dieses Bild in ihm ausgelöst hatte.
»Egal. Wie ist die Lage?«
»Wir haben gewonnen, wir Ihr schon gemutmaßt habt«, erklärte der Kammerdiener nun. »Nur im Augenblick ist die Lage gerade etwas komplizierter.«
Roger schaute sich in dem übelriechenden Hauptturm um und erbleichte.
»Wie viele?«, fragte er und starrte die aufgereihten Verwundeten an.
»Achtunddreißig«, erwiderte Dobrescu, der vorbeikam und einen Blick auf die Monitore warf. »Leichtverwundete nicht mitgezählt.
Zwölf gefallen … darunter leider auch Lieutenant Gulyas.«
»Oh Gott!« Roger richtete den Blick wieder auf den verbrannten Patienten neben sich. So viele der Verwundeten schienen entsetzliche Verbrennungen davongetragen zu haben. »Was ist passiert?«, wiederholte er dann.
»Plasmafeuer«, war alles, was Dobrescu zur Erklärung vorbrachte.
»Es wurde … alles ein bisschen eng.«
»Wir müssen die hier herausschaffen«, meinte der Prinz und wedelte mit der Hand in das stinkende Halbdunkel. »Das ist doch kein Ort für eine Krankenstation!«
»Die arbeiten schon daran, Euer Hoheit«, erklärte der Sanitäter ihm. »Vor Einbruch der Nacht werden wir sie herausgeschafft haben. Solange ist das das einzige Dach, das wir über dem Kopf haben.«
»Okay.« Mit der Hilfe seines Kammerdieners stemmte Roger sich hoch. »Sorgen Sie dafür!«
Dann stolperte der Prinz über den Boden auf die offen stehende Tür zu und stockte ob des Anblicks, der sich ihm bot. Das Innere der Zitadelle entsprach einer Szenerie aus der Höllenvision eines unrettbar Geisteskranken.
Die östliche Bastion, die Schanze des Zwoten Zuges, war eine schwarze Ruine. Die Ringmauer auf dieser Seite war immer noch mit
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