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Das Bronze-Bataillon

Das Bronze-Bataillon

Titel: Das Bronze-Bataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber , John Ringo
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nicht. Es gab andere, die schwerer verwundet waren – die Plakette verriet ihr das sofort, schließlich wurden darauf Alpha-Wellen, Blutdruck, Puls und Sauerstoffgehalt des Blutes angezeigt –, aber niemand war für die Garde wertvoller als der Prinz.
    Sanft strich sie erneut über sein Gesicht.
    »Der ist Ihnen schon ziemlich wichtig, oder?«, fragte eine heisere Stimme.
    Sie erstarrte, blickte auf und sah vor sich Sergeant Major Kosutic.
    »Sie schauen mich an wie das Kaninchen die sprichwörtliche Schlange«, bemerkte Kosutic dann mit einem leisen Glucksen. Die ranghöhere NCO hatte sich auf ihren rechten, unverletzten Unterarm gestützt und schaute die Truppführerin nun mit einem sonderbaren, etwas spöttischen Lächeln an.
    »Ich habe mir nur einen Überblick über den Zustand der Verwundeten des Dritten Zuges verschafft, Sergeant Major«, erwiderte Despreaux schuldbewusst … und das entsprach sogar beinahe der Wahrheit. Das war die vernunftmäßige Erklärung gewesen, die sie sich selbst gegeben hatte, die ›Krankenstation‹ aufzusuchen; eigentlich aber hatte sie fast sofort begriffen, worum es ihr wirklich gegangen war.
    »Versuch das dem Alten zu erzählen, Mädchen – aber doch nicht mir!«, schnappte der Sergeant Major und versuchte, eine bequemere Position für ihren verbrannten, teilweise zerfetzten linken Arm zu finden. Oder zumindest eine Position, die geringfügig weniger unbequem war. »Du hast dir die anderen Verwundeten doch nicht einmal angesehen. Du hast nur mit großen Kulleraugen Roger angeschaut!«
    »Sergeant Major …«, begann Despreaux.

    »Vergiss es, hab ich gesagt! Ich weiß doch genau, was hier los ist!
    Das war ja sogar schon an Bord der DeGlopper völlig offensichtlich –für wirklich jeden, der Augen im Kopf hat! Und ich hab welche!«
    »Aber … an Bord des Schiffes habe ich ihn einfach nur gehasst !«, protestierte der Sergeant. »Da war er so … so …«
    »Hochnäsig?«, schlug Kosutic mit einem Glucksen vor, das allerdings abrupt abbrach. »Au, Scheiße! Bring mich nicht zum Lachen, Mädchen! Jou! Und du hast ihn mit großen Kulleraugen angestarrt, trotz all seiner Hochnäsigkeit und so.«
    »Ich habe ihn nicht ›mit großen Kulleraugen angestarrt‹!«, beharrte Despreaux.
    »Nenn es, wie du willst, Mädchen«, meinte die ältere Frau mit einem breiten Grinsen. »Ich nenne es ›mit großen Kulleraugen anstarren‹.«
    Fast verzweifelte schaute Despreaux sich um, doch alle anderen Verwundeten schienen zu schlafen. Sollten sie das nicht tun, dann waren sie unglaublich diszipliniert, weil sie sie nicht gerade allesamt lauthals auslachten! Schließlich schaute sie wieder zu Kosutic hin
    über.
    »Und was werden Sie jetzt machen?«
    »Nichts«, entgegnete die Sergeant Major und gluckste erneut, diesmal über den erstaunten Gesichtsausdruck von Sergeant Despreaux.
    »Wir haben jetzt wirklich Wichtigeres, worum wir uns kümmern müssen, Sergeant. Und bisher scheint er das entweder nicht zu bemerken, oder er hält Sie sich mit einem Knüppel vom Leib. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was von beiden zutrifft.«
    »Ich auch nicht«, gab die Truppführerin traurig zu.
    »Schau mal«, schlug Kosutic vor, »wenn ich mich nicht gerade wie ein frisch plattgeklopftes Wiener Schnitzel fühle, dann komm doch mal zu mir, und wir reden darüber. Keine Berichte, keine Notizen, kein Beratungsgespräch … Einfach nur … wir zwei Mädels untereinander. Über Probleme mit Jungs.«

    »Nur wir zwei Mädels«, wiederholte Despreaux ungläubig. Sie schaute zu Sergeant Major Kosutic hinüber, dann zu den zahlreichen im Kampf erworbenen Ordensbändern an ihrer Uniform, und dann zu ihrem verbrannten, zerfetzte Arm. »Ihnen ist schon klar, dass das … etwas sonderbar klingt, oder?«
    »Hey, Sie haben Probleme mit Jungs«, wiederholte die diensterfahrenere NGO und deutete mit dem Kinn auf den schlafenden Prinzen. »Stellen Sie sich einfach vor, ich wäre Ihre ältere Schwester.«
    »Okay«, meinte Despreaux und schüttelte langsam den Kopf.
    »Wenn Sie meinen. Dann eben nur wir zwei Mädels.«
    »Später«, bat Sergeant Major Kosutic sie und lehnte sich auf ihrem Lager wieder zurück. »Wenn ich mich nicht wie ein frisch plattgeklopftes Schnitzel fühle.«
    Das Erste, was Roger spürte, war ein wahrhaft brennender Durst.
    Gleich nach dem Durstgefühl jedoch kamen Kopfschmerzen, gegen die sein Durst sich ausnehmend harmlos anfühlte.
    Er stöhnte auf und versuchte, Finger und Zehen zu bewegen.

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