Das Bronze-Bataillon
Ich bin mir sicher, wenn ich sterben würde, dann würde Mutter mich noch über den Tod hinaus heimsuchen, um mich dafür zu tadeln.«
»Ihr seht also«, fuhr Pahner jetzt fort, »ich werde all das hier als einen vollständigen Fehlschlag werten.«
»Nicht ganz, Captain«, widersprach der Prinz jetzt und schwenkte leicht den Wein in seinem Kelch. »Wir haben uns den Weg freigemacht. Auf die eine oder andere Weise mussten wir diese Bergkette überqueren, und keine der Möglichkeiten, die uns zur Verfügung standen, hat wirklich ausgesprochen gut ausgesehen. Es gibt keinen Grund, all das hier im Nachhinein zu kritisieren. Wären wir nach Süden gezogen, dann wären wir durch ein Kriegsgebiet marschiert, und dann hätten wir uns unweigerlich im Nachhinein kritisiert und gesagt: ›Ich wette, diese Kranolta-Weichlinge hätten uns längst nicht so viel Ärger gemacht!‹«
»Na ja, ich auf jeden Fall danke euch dafür, dass ihr fast alle dieser
›Kranolta-Weichlinge‹ getötet habt«, grinste T'Leen Targ und brach nun ebenfalls in grunzendes Gelächter aus. »Die Hüttenarbeiter, die wir mitgebracht haben, sind jetzt schon damit beschäftigt, die Hoch
öfen zu bauen. Wir haben alle noch lebenden Meister dieser Kunst und alle ihre Lehrlinge mitgebracht. Schon bald wird das Herzblut von Voitan wieder strömen!«
»Ja«, pflichtete T'Kal Vlan ihm bei. »Und je früher desto besser.
Mein eigenes Vermögen rinnt jetzt dahin wie Blut.«
»Ihr müsst Kapital schaffen«, warf jetzt O'Casey ein. Die Stabschefin hatte schweigend an ihrem Wein genippt und dem Testosteron-Gegrunze der Krieger belustigt zugehört. Doch das hier war eindeutig ihr Spezialgebiet.
»Zugegeben«, gestand Vlan nun. »Aber die Familie hat bereits einen Großteil ihrer Besitztümer zu Geld gemacht, um diese Expedition zu finanzieren. Außer durch Geldanleihen, zu Wucherzinsen, wüsste ich nicht, wie wir mehr Kapital aufbringen sollten.«
»Verkauft Anteile«, schlug O'Casey vor. »Bietet Eigentumsanteile an den Minen an. Jeder Anteil entspricht gleichzeitig einer Stimme bei allen Besprechungen, die in irgendeiner Form die Leitung des Betriebes angehen, und jede Stimme steht damit zum einen für Aktienkapital, zum anderen auch für einen Anteil an dessen Profit, falls denn welcher erwirtschaftet wird. Das wäre zwar eine langfristige Investition, aber sonderlich riskant wäre sie nicht, wenn man erst einmal hinreichend Kapital zusammengetragen hat.«
»Ich habe nicht alle Worte verstanden, die Ihr verwendet habt«, gab Vlan zu und neigte den Kopf zur Seite. »Was ist dieses ›Aktienkapital‹?«
»Ach du meine Güte!« O'Casey grinste breit. »Wir werden uns wirklich ausgiebig unterhalten müssen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, erklärte Pahner ihr achselzuckend. »Wir werden noch eine ganze Weile hier nicht wegkommen.«
Ruckartig setzte Roger sich in seinem Zelt auf, schweißgebadet, schwer atmend, und blickte sich um. Alles klar. Die Zeltwände wiegten sich sanft im Wind, der inzwischen aufgekommen war. Lagerausrüstung. Augen.
»Ihr solltet Euch ausruhen, Euer Hoheit!«, sagte Cord matt.
»Das gilt genauso für dich, alte Schlange«, erwiderte Roger. »Deine Wunden verheilen nicht so schnell wie unsere.« Er setzte sich auf die Kante seiner Pritsche und atmete tief durch. »Es … weißt du, es kommt einfach manchmal wieder.«
»Ja, das tut es«, pflichtete ihm der Mardukaner bei.
»Ich frage mich, wie …« Der Prinz hielt inne und schüttelte den Kopf.
»›Wie‹ was?«, fragte der Schamane nach, stützte sich auf einen Ellbogen und verzog schmerzerfüllt das Gesicht.
»Du solltest einfach auf dem Rücken liegen, Cord«, wies Roger ihn kopfschüttelnd zurecht.
»Ich bin es leid, herumzuliegen wie ein Wurm«, gab der Mardukaner zurück. »›Wie‹ was?«
»Dich kann man nicht leicht ablenken, was?«, lächelte Roger. »Ich habe mich gefragt, wie die Marines damit umgehen. Wie die mit der Angst und dem Tod umgehen. Nicht nur ihrem eigenen und dem Tod von Kameraden – ich habe inzwischen weiß Gott genügend tote Marines hier gesehen. Sondern auch mit dem der Kranolta. Wir haben einen ganzen Stamm ausgerottet, Cord. Wir haben sie vor einer Mauer aufgeschichtet, als wären sie einfach eine Rampe! Und … das scheint denen nicht das Geringste auszumachen!«
»Dann hast du keine Augen im Kopf, junger Prinz«, entgegnete der Schamane grunzend. »Schau dir den jungen Julian an. Auch in deinem Volk gibt es den lachenden Krieger,
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