Das Bronze-Bataillon
geladenen Gäste handelte es sich um Leute von Hofe Marshads, doch es waren auch Repräsentanten anderer Stadtstaaten anwesend. Sie waren weder offizielle Botschafter noch einfach Besucher, sondern schienen irgendetwas dazwischen darzustellen.
In der Nähe des Königs saß Roger zwischen zwei dieser Repräsentanten. Ursprünglich war er in ein oberflächliches Gespräch mit ihnen verwickelt gewesen. Die beiden begannen allerdings sehr bald eine komplizierte Diskussion über mögliche Entwicklungen auf dem Gebiet des Handels, an der Roger schnell kein Interesse mehr hatte, und kurz darauf verwendeten sie nicht mehr den in dieser Gegend üblichen Dialekt, sodass Roger ihnen nicht einmal mehr hätte folgen können, wäre das seine Absicht gewesen. Von da an hatte Roger sich damit beschäftigt, in seinem Essen herumzustochern und den Verlauf dieser Feier zu beobachten.
Er blickte zu Pahner hinüber. Der Captain saß auf einem Kissen, die Beine untergeschlagen, als wäre er in diese Kultur hineingeboren. Ruhig kaute und schluckte er das entsetzliche Essen und nickte, als höre und verstünde er tatsächlich jedes Wort, das sein Tischgenosse von sich gab. Wie stets war dieser Marine einfach der perfekte Diplomat, und Roger stieß einen Seufzer aus. So gut würde er niemals werden!
Nach nur wenigen Bissen hörte Eleanora auf zu essen, doch sie konnte das damit entschuldigen, dass sie sich die ganze Zeit über lebhaft mit ihren beiden Tischgenossen unterhielt. Die Stabschefin tat ihren üblichen Job: Sie untersuchte jede einzelne Facette der lokalen Kultur, sezierte sie, so wie ein Biologe einen Evertebraten sezieren würde.
Roger warf nicht einmal einen Blick über die Schulter, und dennoch wusste er, dass alle Marines jederzeit einsatzbereit waren. Hinter seinem Rücken hatten sie sich entlang der Wand aufgestellt, die Waffen gesenkt, jederzeit bereit, sie einzusetzen, falls die Luft brennen sollte.
Er kam sich ein wenig nackt vor, weil Cord nicht auch noch da war. Doch dem Schamanen fehlten die Naniten der Menschen, und er musste weiter von den schrecklichen Schrapnell-Wunden genesen, die er sich in Voitan zugezogen hatte. Was auch immer geschehen mochte: der Schamane würde es auf einem Kissenstapel in seiner Unterkunft überstehen müssen.
Immer noch waren alle so nervös wie Katzen in einem Raum voller Schwebesessel. Einschließlich, falls Roger sich nicht sehr täuschte, Radj Hoomas.
Der König saß am Kopfende des Raumes, den Rücken der großen Doppelflügeltür zugewandt, die in einen seiner zahlreichen Thronsäle führte. Er war buchstäblich von Wachen umzingelt und hinter den gepanzerten Kolossen kaum zu erkennen. Doch nach dem zu urteilen, was Roger sehen konnte, stocherte auch er nur in seinem Essen, sprach gelegentlich mit dem gepanzerten Kommandanten, der neben ihm saß, und blickte sich ansonsten nervös im Raum um.
Es mochte ja eine Siegesfeier sein, aber der Gastgeber wirkte weder sonderlich siegreich noch siegesgewiss.
»Der Prinz isst nicht!«, flüsterte der König verärgert.
»Er hat genug gegessen«, erwiderte Mirzal Pars. Der alte Söldner klatschte in die Echthände und grunzte spöttisch. »Die sind so klug, und dann erkennen sie noch nicht einmal Miz -Gift. Es mag ja geschmacklos sein, aber man erkennt die Blätter ganz deutlich. Das weiß jeder … außer diesen Menschen .« Spöttisch stieß er noch einen weiteren Grunzlaut aus.
»Aber wird das ausreichen?«, wollte Radj Hoomas nun wissen.
Der Plan musste absolut fehlerfrei eingehalten werden, denn die Macht dieser Menschen war schwerlich auch nur vorstellbar. Zu versuchen, diese Macht im Zaum zu halten, das wäre so, als würde man versuchen, einen Atul am Schwanz festzuhalten.
»Es wird ausreichen. Die alle haben genug gegessen, um eine mehr als ausreichende Dosis aufgenommen zu haben. Wenn wir denen das Gegengift verweigern, dann werden sie innerhalb eines Tages sterben.«
»Und die Wachen sind bereit?«
»Ganz gewiss!«, bestätigte der Kommandant mit einem Glucksen.
»Sie können es kaum noch erwarten.«
Kapitel 47
Die Feier war jetzt in den Thronsaal verlagert worden, wo der König von seinem Thron aus den Vorsitz über alle Gespräche führte, die in seiner Umgebung stattfanden. Ein Großteil des Hofstaates hatte sich nach dem Festmahl zurückgezogen, entschuldigt mit noch zu erledigender Arbeit, und so war der Raum nicht allzu überfüllt. Es war fast ausschließlich die Gruppe um den Prinzen noch Gast auf dieser
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