Das Bronze-Bataillon
an seinen Hörnern schließen durfte, einer der wichtigeren – kam langsam die Stufen hinab und nahm die Dokumente entgegen, während Roger mit seiner Rede fortfuhr, in der er die Größe von Marshad und deren Regenten pries – dessen Namen er erst noch herausfinde musste.
O'Casey überprüfte rückwirkend die Übersetzung und verzog das Gesicht. Das Programm hatte bei Kaiserin Alexandra die Geschlechter vertauscht und sie in einen ›Kaiser Alexander‹ verwandelt, was historisch gesehen zwar unterhaltsam war, ansonsten allerdings alles andere als erfreulich. Eleanora speicherte ab, dass in dieser Kultur diese Beschreibung galt (sie würden ja sowieso nie den Unterschied herausfinden) und überprüfte dann auch alle anderen geschlechtsbezogenen Einstellungen. Glücklicherweise war der typische Übersetzungsfehler bisher noch nicht aufgetreten. Also unterdrückte sie ein Grummeln, sorgte dafür, dass das auch nicht mehr der Fall sein würde, übertrug ihre Programmkorrektur auf die Toots der anderen und hörte dann weiter Rogers Rede zu.
»… bringen frohe Kunde: Voitan ist wiedererstanden! Die Kranolta griffen uns in all ihrer Wildheit an, als wir gerade die gefallene Stadt betraten. Doch das war ein großer Fehler. Mit Hilfe der Streitkräfte Neu-Voitans haben wir sie in einer furchtbaren Schlacht vernichtend geschlagen und ihre gesamte Streitmacht aufgerieben.
Schon jetzt erklingen in den Schmieden und Essen des sagenumwobenen Voitan wieder die Laute kunstvoll geformten Metalls! Bald schon werden Karawanen regelmäßig die Handelsstraßen Marduks bereisen. Wir sind die Ersten, aber wir werden nicht die Letzten sein!«
Der Prinz machte wie geplant eine Pause, um den Applaus nicht übertönen zu müssen, den sie alle erwartet hatten. Zu hören war indes nur ein leises Murmeln, und selbst das war fast sofort wieder erstickt. Roger war über diesen völligen Mangel einer Reaktion zutiefst verblüfft, doch mutig fuhr er fort.
»Wir sind Abgesandte eines fernen Landes auf einer Erkundungsreise, und wir werden an der fernen Küste im Nordwesten auf unsere Schiffe treffen. Daher bitten wir um Euren Segen, in Frieden dieses Land durchqueren zu dürfen. Weiterhin wünschen wir uns auszuruhen und die Gastfreundschaft Eurer Stadt in Anspruch nehmen zu dürfen. Wir haben reichliche Beute aus dem Sieg über die Kranolta mitgebracht, die wir gerne gegen Vorräte eintauschen würden, um unsere Reise fortsetzen zu können.«
Er verneigte sich erneut, als der König sich erhob. Die gesamte Kompanie spannte sich an – obwohl man es einem außenstehenden Beobachter kaum hätte vorwerfen können, wäre es ihm entgangen –, als der safranfarben gekleidete Monarch sich vorbeugte und die Dokumente studierte. Nach einer kurzen, geflüsterten Unterhaltung mit einem seiner Berater, konzentrierte er sich auf den Brief des Königs von Q'Nkok, klatschte dann zustimmend in die Hände und erhob sich.
»Willkommen, willkommen, Euer Hoheit, in den Landen von Marshad – Ihr und alle Eure tapferen Krieger! Wir haben von Euren Großtaten gehört, die Kranolta besiegt und Voitan wieder auf seinen angestammten, ehrwürdigen Platz zurückgebracht zu haben! In Unserem Namen, Radj Hoomas, König von Marshad, Lehnsherr des Landes, heißen Wir Euch in Marshad willkommen. Ruht Euch hier aus, so lange Ihr beliebt. Eine Unterkunft für Euch und Eure tapferen Krieger wurde bereitet, und heute Abend wird zu Euren Ehren ein großes Festmahl stattfinden! So haben Wir es beschlossen! Lasst uns fröhlich sein und feiern, denn der Weg nach Voitan steht wieder offen!«
Kapitel 46
»Ich bedauere, aber ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen, Sir!«
Lieutenant Jasco schüttelte den Kopf und deutete auf die Wände der luxuriös eingerichteten Räume, die den Offizieren als Unterkunft zugewiesen worden waren. »Sie machen doch einen sehr freundlichen Eindruck.«
»Das tut eine Spinne auch, Lieutenant«, erwiderte Pahner. »Ganz kurz, bevor sie anfängt, die Fliege zu verspeisen.«
Der Raum war mit Blondholz getäfelt, und das Holz war so geschnitten worden, dass die leichte Maserung abstrakte, wirbelnde Muster bildete. Überall auf dem Boden lagen Kissen, die eine oder zwei Farbabstufungen dunkler waren als das Holz der Wandtäfelung. Die meisten Kissen waren in der einen Hälfte des Raumes aufgestapelt, und das einzige Fenster des Raumes bot einen atemberaubend schönen Ausblick auf die Stadt und den Fluss; in der Ferne konnte man Pasule erkennen und
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