Das Bronze-Bataillon
Schimmer davon, was noch auf uns zukommen könnte«, schloss er, während die Dienstmagd, die sich jetzt überhaupt nicht mehr wie eine Dienstmagd bewegte, in Begleitung von jemandem, der allen Anwesenden bekannt war, durch die Geheimtür in die Küche trat.
»Ach du Scheiße!«, meinte Kosutic nur und stellte ihren Helmsensor auf Tiefensonar um. In diesem Frequenzbereich hatte der Anblick der ›Gäste-Quartiere‹ einiges recht Interessantes zu bieten.
»Captain, das ist ja das reinste Labyrinth hier!«
Jasco warf dem Sergeant einen höchst irritierten Blick zu, bemerkte dann erst, wohin alle anderen starrten und wäre, kaum dass er einen Blick über seine Schulter geworfen hatte, fast aus seinem Chamäleon-Anzug gesprungen. Hastig zog er sich, ohne dem Eindringling den Rücken zuzuwenden, in die Reihen seiner eigenen Leute zurück.
Julian rümpfte die Nase und kicherte.
»Na, wenn das nicht der Kesselflicker ist!«
Kheder Bijan nickte, als die Frau, in deren Blick jetzt weder etwas Unterwürfiges noch etwas Dümmliches lag, ohne große Eile den Raum durchquerte, um die Tür zu sichern.
»Bitte verzeiht mir, dass ich euch bei eurem Eintreffen getäuscht habe. Es war notwendig, um zu verhindern, dass euer Trupp aufgerieben wurde.«
»Was soll das denn heißen?« Das für Jasco typische Misstrauen war nicht gerade dadurch gelindert worden, dass jemand hinter ihm durch eine allem Augenschein nach solide Wand den Raum betreten hatte. »Glauben Sie mir: uns hätte da absolut niemand fertig gemacht, Großmaul!«
»Auch euch kann man töten«, erwiderte Bijan. »Ihr habt bei Voitan schwere Verluste hinnehmen müssen. Ich meine mich zu erinnern, dass ihr dreißig von euren insgesamt neunzig Mann verloren habt.«
»Nicht ganz«, erklärte ihm Kosutic mit einem dünnen Lächeln.
»Da hat wohl jemand für euch die Verwundeten mitgezählt, von denen er gedacht hat, die würden auch noch draufgehen – aber wir sind wohl doch ein bisschen zäher, als ihr denkt.«
Leise klatschte Bijan in die Hände, um seine Zustimmung auszudrücken.
»Genau! Meiner eigenen Zählung nach war diese Zahl auch übertrieben. Danke für die Erklärung! Und trotzdem: wenn ihr nicht nach Marshad gekommen wärt, dann wärt ihr auf der Straße nach Pasule aufgerieben worden. Selbst wenn Radj Hoomas seine ganze Armee hätte aufbieten müssen, um dieses Ziel zu erreichen – er hätte euch in jedem Fall aufgerieben!«
»Wieso denn?«, begehrte Jasco auf. »Was zum Teufel haben wir ihm denn getan?«
»Es geht nicht darum, was wir ihm getan haben, Sir«, mischte sich Julian ein. »Es geht darum, was wir für ihn sind. Wir sind nämlich der Schlüssel zur Macht für ihn.«
»Genau!« Bijan nickte dem Sergeant bestätigend zu. »Ihr seid der
›Schlüssel‹ dafür, die Kontrolle über das Hadur-Gebiet zu erlangen.
Täuscht euch nicht: Pasule ist nur der Anfang! Nach Pasule kommt Turzan, und dann kommt Dram. Er wird euch ausnutzen, bis ihr keinen Nutzen mehr für ihn habt.«
»Das läuft in etwa auf das hinaus, was wir uns auch schon gedacht haben«, wandte sich Pahner jetzt an Kosutic und Jasco. Er benutzte einen gesonderten Kanal, um zu verhindern, dass der Rest der Einheit seine Worte mitbekam. Schließlich handelte es sich nicht gerade um ein der Truppenmoral dienliches Gesprächsthema. »Und wir können uns es nicht leisten, Zeit zu verschwenden. Er hat einen Plan; also fragen Sie ihn, welchen.«
»Und welchen Plan habt ihr?«, fragte Kosutic und schnitt Jasco damit das Wort ab.
»Lassen Sie Kosutic ruhig übernehmen, Lieutenant«, instruierte Pahner den Offizier, als dieser der Unteroffizierin einen scharfen Blick zuwarf. »Es ist üblich, auf gefährlichem Terrain einem unteren Dienstgrad die Führung zu übertragen. Auf diese Weise erwischt es nicht Sie, sondern Sergeant Major Kosutic, wenn Sie es für notwendig halten, jemandem die Schuld, falls was schief läuft, in die Schuhe zu schieben.«
»Ihr müsst schließlich einen Grund dafür haben, wenn ihr uns kontaktiert«, fuhr der Sergeant fort, unterdrückte gleichzeitig ein Lächeln. Den Captain würde man nur schwer dazu bringen können, jemals irgendjemandem ›die Schuld in die Schuhe zu schieben‹; aber es war auf jeden Fall eine herrliche Ausrede dafür, die Planung den Erwachsenen zu überlassen.
»Ihr habt einen Zeitplan einzuhalten«, gab der Spion mit einem belustigten mardukanischen Grunzen zurück. »Ja, ich weiß sogar das über euch! Ihr müsst innerhalb eines
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