Das Bronze-Bataillon
bestimmten Zeitfensters die weit entfernt liegende Küste erreichen. Ihr könnt es euch nicht leisten, ein Jahr lang mit Gefechten in dieser Gegend zu vertrödeln.«
»Wie zum Teufel …!«, stieß Jasco verblüfft aus.
»Na, ihr seid ja gut informiert«, stellte Kosutic fest. »Aber ihr habt immer noch nichts über euren Plan gesagt!«
»Es gibt Mardukaner, die Radj Hoomas offenkundig alles andere als wohlwollend gegenüberstehen«, erklärte der Kesselflicker. »Hier in Marshad finden sich viele mit einer solchen Haltung. Vielleicht sogar noch mehr in Pasule, zumindest unter denen mit Macht und Vermögen.«
»Und welche Rolle spielst du dabei? Den Freund und Helfer dieser Leute? Den Rechtgläubigen?«
»Nennt mich einen Freund und Helfer«, erwiderte der Spion.
»Oder einen ergebenen Diener.«
»Aha. Okay, ergebener Diener, was also hat diese nicht genauer bezeichnete Gruppe von Leuten für einen Plan?«
»Sie möchten einfach den Status quo verändern«, erklärte der Spion salbungsvoll. »Um ein besseres Marshad für all dessen Einwohner zu erschaffen. Und was die angeht, die innerhalb dieser Gruppe aus Pasule stammen: sich vor den Verfolgungen durch einen Wahnsinnigen schützen.«
»Und warum sollten wir diesen Leuten helfen?«, fragte Kosutic.
»Wir könnten schließlich zu den ›Sei für die Monarchie oder stirb‹-Typen gehören.«
»Gehört ihr aber nicht«, entgegnete Bijan ruhig. »Mein kleines Gespräch mit dieser O'Casey hat mir das überdeutlich gemacht. Sie war sehr daran interessiert zu erfahren, wem das Land gehört, und war erfreut von mir zu hören, dass in Pasule die Bauern selbst über die Verteilung des ihnen gehörenden Landes entscheiden. Außerdem sitzt ihr in der Falle: Ihr müsst das Haus Radj vernichten oder ihr werdet nicht rechtzeitig euren Treffpunkt erreichen! Auch wird die Rolle, die ihr zu spielen habt, nicht allzu kompliziert sein. Am Tag der Schlacht werdet ihr einfach die Seiten wechseln. Unterstützt von euren Blitzwaffen und den Streitkräften Pasules dürften die hiesigen Rebellen in der Lage sein, Radj Hoomas Armee zu schlagen, die dann größtenteils damit beschäftigt sein wird, euch in eurem Angriff auf Pasule zu unterstützen.«
»Und was ist mit unseren Kommandeuren?« Kosutic erkannte sofort, dass dieser Plan so viele Löcher hatte wie ein Schweizer Käse –und vermutete auch gleich, diese Löcher seien als Fallen für die Menschen bewusst mit eingeplant worden. »Wie sollen die unseren
›Seitenwechsel‹ überleben?«
»Im Palast befinden sich einige Partisanen«, antwortete Bijan leichthin. »Zwischen diesen und den Wachen eurer Kommandeure kann man die armseligen Kampftruppen, die ganz auf der Seite von Radj stehen, aufreiben. Gewiss aber können die Partisanen im Palast und eure eigenen Leute die Sicherheit eurer Anführer so lange garantieren, bis entweder ihr dort eintrefft, um sie zu befreien, oder bis der Palast von den Stadtpartisanen eingenommen worden ist.«
»Wie auch immer«, fuhr er dann mit einem sein Bedauern andeutenden Händeklatschen fort, »ob wir nun die Sicherheit eurer Anführer garantieren können oder nicht – ihr habt kaum eine Wahl.
Wenn ihr uns nicht unterstützt, werdet ihr ein ganzes Jahr, von jetzt an gerechnet, hier bleiben müssen: Ihr sitzt, fürchte ich sogar, in dieser schrecklichen Gegend den Rest eures Lebens fest – eines Lebens, das, gehen wir einmal davon aus, Radj beabsichtigt, euch immer und immer wieder als Stoßtrupp einzusetzen, möglicherweise sogar ziemlich kurz sein wird.«
Kosutic versicherte sich, dass ihr Lächeln breit genug war, um ihrem Gegenüber die Zähne zu zeigen; Mardukaner zeigten ihre Zähne nicht, außer wenn sie aggressiv waren.
»Du hast jeden Aspekt genau durchdacht, was?«
»Ihr braucht unsere Hilfe«, entgegnete der Spion schlicht, »und wir brauchen eure Hilfe. Es handelt sich einfach um das Zusammentreffen von gleichgelagerten Bedürfnissen. Mehr nicht.«
»Aha.« Der Sergeant Major sah zu der Frau hinüber. »Ist das unsere Kontaktperson?«, fragte sie und wies mit dem Kinn auf die Frau.
»Ja«, erwiderte Bijan. »Ihre Familie kam aus Voitan und pflegte …
andere Bräuche. Sie ist eine ausgezeichnete Mittelsperson.«
»Niemand achtet auf mich«, erklärte die kleinwüchsige Frau, die mit ihrem Besen an der Tür stand und gelangweilt zu kehren begann. »Wer würde schon von einer hirnlosen Person wie einer Frau Notiz nehmen? Selbst wenn sie etwas aufschnappen würde, wie
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