Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
Vom Netzwerk:
Hr. Merz aus München vor 4 Jahren große Prismen für spektroskopische Zwecke gesandt hatte. Über einer stark rußenden Petroleumlampe ohne Zylinder wurde das Papier bei stetiger Bewegung in dem Flammenmantel gleichmäßig mit Ruß überzogen und alsdann unter den Tisch gelegt, an welchem Wilhelm Weber, Slade und ich Platz genommen hatten. In der Hoffnung, auf dem berußten Papier abermals den Abdruck der Hand wie am vorhergehenden Tag zu erhalten, hatten wir zunächst unsere Aufmerksamkeit wiederum 175 den magnetischen Experimenten zugewandt. Plötzlich wurde das Brett unter dem Tisch kräftig, etwa 1 Meter weit, hervorgestoßen, und als ich dasselbe aufhob, befand sich auf demselben der Abdruck eines nackten linken Fußes.
    Sofort ersuchte ich Slade, aufzustehen und mir seine beiden Füße zu zeigen. Es geschah dies in der bereitwilligsten Weise; nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte, wurden die Strümpfe auf etwa anhaftende Rußteilchen untersucht, jedoch ohne jedweden Erfolg. Hierauf mußte Hr. Slade seinen Fuß auf einen Maßstab setzen, wobei sich ergab, daß die Länge seines Fußes vom Hacken bis zur großen Zehe 22,5 Zentimeter betrug, während die Länge des Fußabdrucks zwischen denselben Stellen nur 18,5 Zentimeter betrug.
    Wollte man nun auf Grund dieser Beobachtungen annehmen, Herr Slade habe selbst durch Aufsetzen seines Fußes auf diese Art den Abdruck erzeugt, so erforderte dies erstens die Annahme, daß Herr Slade die Fähigkeit besitze, sich ohne Anwendung seiner Hände (die stets von uns beobachtet auf dem Tisch lagen), Schuhe und Strümpfe aus- und wieder anzuziehen, und zweitens eine solche Geschicklichkeit im Auftreten auf einen eng begrenzten Raum (die Tafelfläche) besitze, daß er, ohne diese Fläche zu sehen, doch dieselbe stets mit Sicherheit zu treffen vermöge. Sicherlich würde dies eine große Übung zu dem beabsichtigten Zweck bei Herrn Slade voraussetzen und daher naturgemäß die Vermutung erwecken, er habe dies Experiment schon öfter produziert. Abgesehen von dem lebhaften Erstaunen des Herrn Slade und seiner Versicherung, noch niemals solche Phänomene in seiner Gegenwart beobachtet zu haben, sind mir bis jetzt noch in keinem öffentlichen Bericht über Herrn Slades Produktionen ähnliche Tatsachen bekanntgeworden.
    Um indessen allen solchen Zweifeln, (und den fast nicht minder wunderbaren Erklärungsversuchen, als die Tatsachen selber sind), zu begegnen, schlug ich Herrn Slade einen Versuch vor, welcher vom Standpunkt der vierdimensionalen Raumtheorie leicht gelingen mußte.
    Um eine solche beobachtete Tatsache zu erlangen, nahm ich eine von mir gekaufte Doppeltafel (
book-slate
). d. h. zwei Tafeln, welche an der einen Seite mit Charnieren aus Messing wie ein Buch zum Aufklappen miteinander verbunden waren. Beide Tafeln beklebte ich (in Abwesenheit Slades) im Innern, auf den einander zugewandten Seiten, wie oben beschrieben, mit einem halben Bogen von meinem Briefpapier, welches unmittelbar vor der Sitzung in der angegebenen Weise gleichmäßig mit Ruß überzogen wurde. Diese Tafel schloß ich und bemerkte Herrn Slade, daß, wenn meine Theorie von der Existenz intelligenter vierdimensionaler Wesen in der Natur begründet sei, es für diese ein Leichtes sein müßte, die bisher nur auf offnen Tafeln erzeugten Fußabdrücke auch im Innern der verschlossenen Tafel herzustellen.
    176 Slade lachte und meinte, daß dies absolut unmöglich sein würde; selbst seine »Spirits«, welche er befragte, schienen anfangs über diesen Vorschlag sehr betroffen, antworteten aber schließlich doch mit der stereotypen vorsichtigen Antwort auf einer Schiefertafel: »
We will try it
« (»Wir wollen es versuchen«).
    Zu meiner größten Überraschung willigte Slade ein, daß ich mir die geschlossene Doppeltafel (die ich nach ihrem von mir selbst hergestellten Überzug mit Ruß nicht aus meinen Händen gab) während der Sitzung auf meinen Schoß legte, sodaß ich sie stets zur Hälfte beobachten konnte. Wir mochten in dem hell erleuchteten Zimmer etwa fünf Minuten an dem Tisch gesessen haben, die Hände in der gewöhnlichen Weise mit denen Slades oberhalb des Tischs verbunden, als ich plötzlich zweimal kurz hintereinander fühlte, wie die Tafel auf meinem Schoß herabgedrückt wurde, ohne daß ich das geringste Sichtbare wahrgenommen hatte. Drei Klopflaute im Tisch kündigten an, daß alles vollendet sei, und als ich die Tafel öffnete, befand sich im Innern auf der einen Seite der

Weitere Kostenlose Bücher