Das Buch Der 1000 Wunder
uns die Kunde einzelner Fälle vermitteln. Niemand braucht sich jedoch durch die im folgenden mitgeteilten Vorgänge beängstigen zu lassen; erstreckt sich doch ihre geringe Zahl über Jahrtausende. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mensch von einem Meteor erschlagen wird, ist noch geringer als die, daß jemand zwei Mal hintereinander das große Los in derselben Lotterie gewinnt.
Bereits auf einer uralten babylonischen Tafel finden wir das Niederfallen einer Masse aus dem Sternenraum unter Feuererscheinung dargestellt. Auch die Bibel berichtet von Meteorfällen; im Buch Josua steht: Gott sandte große Steine vom Himmel. Der heilige Stein der Mohammedaner, der in der Kaaba zu Mekka eingemauert ist, dürfte ebenfalls ein Meteor sein. In chinesischen Annalen wird berichtet, „daß im Jahre 616 zehn Menschen von einem Steinregen getötet wurden. 823 sollen in Sachsen 35 Dörfer durch ein ähnliches Ereignis in Brand gesteckt worden sein. Am 4. September 1511 fielen zu Crema mehr als tausend Steine plötzlich vom Himmel herab, von denen einige mehr als zentnerschwer waren und Vögel, Schafe und Fische, sogar einen Priester erschlugen. In Mailand fiel 1660 ein ganz kleiner Stein in das Kloster Santa Maria della Pace und erschlug einen Franziskanermönch. Mit dem bloßen Schrecken kam zu Siena ein Kind davon, dem am 16. Juni 1794 von einem Meteorstein der Hut durchbohrt wurde.”
366 „Ganz besonders genau ist man über den großen Meteoreinfall orientiert, der sich zu Ensisheim im Elsaß am 7. November 1492 gegen ½12 Uhr vormittags ereignete. Der über drei Zentner schwere Stein, von dem ein Stück noch heute in der Ortskirche zu sehen ist, wurde sehr viel beschrieben und hat alle gelehrten Häupter jener Tage zu langen Untersuchungen veranlaßt. Neben dem in der Kirche zu Ensisheim ausgestellten Stück hängt ein Bericht, dem folgendes entnommen sei:
Anno Domini 1492 uff Mittwochen, nächst vor Martini den siebenten Tag Novembris, geschah ein seltsam Wunderzeichen. Denn zwischen der elften und zwölften Stund zu Mittagszeit kam am großer Donnerklopff und ain lang getös, welches man weit und breit hörete, und fiel ain Stein von den Lüfften herab bei Ensisheim in ihren Bann, der wog zweihundertundsechzig Pfund und war der Klopff anderswo viel größer denn allhier. Da man den Stein fand, da lag er bei halb Mannestief in der Erden, welches Jedermann dafür hält, daß es Gottes Wille war, daß er gefunden würde.”
Ein gewaltiger Steinregen ging am 26. April 1803 über Aigle in Frankreich nieder. Es fielen „damals insgesamt gegen 3000 Steine, unter denen sich Stücke von 8 bis 9 Kilo Gewicht befanden, auf einem Raum von etwa 10 Quadratkilometern nieder. Augenzeugen sahen deutlich eine kleine dunkle Wolke von großer Beweglichkeit am Himmel, die sich unter starken, Böllerschüssen ähnelnden Detonationen, zerteilte. Dann hörte man ein langanhaltendes Geräusch wie Gewehrfeuer, und knatternd ergoß sich der Steinregen über den Ort.”
Größtes Aufsehen erregte der Steinregen, der sich am 10. Februar 1896 über Madrid ereignete. Ein Augenzeuge berichtet darüber:
„Heute vormittag, genau um 9½ Uhr, bei prachtvollem sonnigen Wetter, entstand hier am Himmelsgewölbe ein bläulicher Glanz von solcher Stärke, daß selbst das Sonnenlicht davon überstrahlt, und viele Menschen auf der Straße geblendet wurden. Anderthalb Minuten darauf wurde ein donnerndes Krachen vernommen, als würden tausend schwere Kanonen zu gleicher Zeit abgefeuert, sodann folgte eine ganze Reihe von immer schwächer werdenden Explosionen, die Erde erbebte in ihren Grundfesten, viele Gebäude bekamen Risse, Möbel wurden umgestürzt, Millionen von Fensterscheiben zersprangen klirrend.
Eine furchtbare Panik bemächtigte sich der Einwohnerschaft Madrids. Im ersten Augenblick hörte man allenthalben Jammern und Angstgeschrei. »Terremoto! Terremoto!« (Erdbeben) klang es hier, »Dinamita! Dinamita!« klang es dort.”
367 Der Berichterstatter schildert dann die vielen Unglücksfalle, die sich in Madrid und Umgebung infolge des Schrecks der Bevölkerung ereigneten und fährt fort:
„Don Pedro Esteban, der Apotheker von Valleras, wurde von einem herabsausenden erbsengroßen Stein an der Stirn leicht verwundet. Ein Herr Soravilla spazierte, ein Zeitungsblatt lesend, auf der Castellana. Da schwirrte vom Himmel eine feurige Kugel herab, durchlöcherte, Brandspuren zurücklassend, das Blatt, und rollte etwa 40 Meter über den Boden dahin.
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