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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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erfunden, aber auf preußischem Gebiet noch nicht in Betrieb war, äußerte sich der damalige Generalpostmeister Nagler sehr ablehnend über das neue Verkehrsmittel. »Wo sollen wohl die Leute herkommen«, sagte er, »die so was benutzen werden? Ich lasse zwischen Berlin und Potsdam viermal die Woche die Diligence hin- und herfahren, und die ist auch noch manchmal schwach besetzt! Wozu also?« –
    Bald darauf trat ein hohes Medizinalkollegium zusammen, um sich zu dem Gutachten zu vereinigen, das Eisenbahnfahren wäre lebensgefährlich. Eine Geschwindigkeit von über vier oder gar fünf Meilen in der Stunde könnte ein Fahrgast nicht aushalten; ja sogar vom bloßen Hinsehen würde man Ohnmachtsanfälle bekommen, weshalb zum mindesten jede Schienenstrecke durch eine undurchsichtige Bretterwand den Blicken der Fußgänger entzogen werden müsse. Daß jeder Mensch als Erdpassagier sich mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern – nicht in der Stunde, sondern in der Sekunde – im Raum bewegt, kam dem gelehrten Kollegium nicht zum Bewußtsein.
    Als aber dann die Lokomotive in Deutschland ihren Siegeslauf begonnen hatte, erklärte der damalige Fürst von Anhalt-Cöthen: »Ich muß in meinem Lande auch so eine Eisenbahn haben, und wenn sie tausend Taler kosten sollte!«

42. Die Lügenmaschine
    Der Dozent für Irrenheilkunde an der Columbia-Universität in Amerika, Professor F.  Peterson , nimmt das Verdienst für sich in Anspruch, einen Apparat hergestellt zu haben, mit dessen Hilfe der Nachweis möglich sein soll, ob eine Person in einem bestimmten Augenblick lügt oder die Wahrheit sagt. Er hat darüber in Gemeinschaft mit seinem Mitarbeiter Dr. Jung-Zürich in der Zeitschrift »Brain« (Gehirn) berichtet.
    Die Grundlage für den Aufbau des Petersonschen »Psychometers« bildet die Annahme, daß jede seelische Erregung eine Änderung im elektrischen Widerstand der Körpergewebe hervorruft. Ein in den gleichen Stromkreis wie die Versuchsperson eingeschaltetes Galvanometer muß diese Widerstandsänderung anzeigen.
    Hätte die Versuchsperson etwa eine Uhr gestohlen, so müßte das Rufwort »Uhr« im Gegensatz zu zahllosen gleichgiltigen Worten bei ihr eine Erregung 62 hervorrufen, die durch einen Ausschlag des Psychometers kenntlich werden würde, wenn auch die Selbstbeherrschung so weit ginge, daß kein Zug des Gesichts und kein Schwanken oder Zögern der Stimme die Aufregung verriete.
    Durch geschickte Fragen soll in dieser Weise etwa der Tatbestand eines Verbrechens ermittelt werden können. Ein im Laboratorium der Columbia-Universität ausgeführter Versuch gelang durchaus. Es ist möglich, daß die Ursache der Anzeigen durch das Psychometer auch in ganz geringen unbewußten Bewegungen liegt, die eine Änderung des Kontakts zwischen den Elektroden und den Händen der Versuchsperson und damit eine Widerstands-Änderung im Stromkreis bewirken.

43. Die getadelte Natur
    Quelle: Dr. Richard Hesse: »Der Tierkörper als selbständiger Organismus«, erster Band des Werks: »Tierbau und Tierleben in ihrem Zusammenhang betrachtet« von Dr. Richard Hesse und Dr. Franz Doflein. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1910.
    Arbeitet die Natur meisterhaft? – Die bloße Frage klingt wie eine Ketzerei. Die Allmutter Natur, das selbstverständliche Urbild aller Vollendung, deren Zweckmäßigkeit Ausgang und Ziel tausendjährigen Denkens ist, sie sollte irgendwo von der Meisterschaft abweichen können?
    Aber das Erstaunliche ist Ereignis geworden. Die Frage wurde nicht nur aufgeworfen, sondern es haben sich hervorragende Gelehrte gefunden, die der Natur ihre Mängel vorrechneten.
    Hören wir zuerst den berühmten kürzlich verstorbenen Zoologen Metschnikow vom Pasteur-Institut, einen der Schöpfer der organischen Immunitätslehre:
    Wenn man alten Hausrat übernimmt, so findet man unter den noch brauchbaren auch unnütze und durch ihren schlechten Zustand sogar gefährliche Stücke; z. B. wir benutzen elektrisches Licht und erben eine Lichtputzschere. Der Mensch hat Organe geerbt, die diesen Möbeln gleichen. Der Blinddarm ist die Lichtputzschere. Die Natur will nicht einsehen, daß sie uns damit nur eine böse Last aufpackt. Sie erschafft immer wieder, aus bloßer überlebter Routine, das völlig zwecklose und störende Organ, das wir, wenn es nur irgend geht, herausschneiden und fortwerfen sollten. Ebenso liegt es beim Dickdarm . Da dieser nicht nur zu nichts dient, sondern täglich ungefähr 120 Billionen Bakterien

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