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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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die bedauernswerten Opfer sterben oft erst nach mehrmaligem Einschalten des Stroms. Es ist anzunehmen, daß sich ihr Körper infolge der ja leicht begreiflichen Aufregung mit Schweiß bedeckt. Und es kommt noch hinzu, daß man die Elektroden, von denen die eine auf dem Kopf, die andere am Kreuzbein sitzt, kräftig mit Salzlösung tränkt, damit sie guten Kontakt machen. Nun mag die Salzlösung vom Kopf den Rücken hinunterfließen, wodurch der glatte Stromübergang über die Haut noch erleichtert wird.
    Merkwürdig ist, daß auch der Zustand des Gehirns auf die Wirkung des Stroms einen Einfluß übt. Oft hat sich gezeigt, daß ein Strom, der einem Menschen das Leben gekostet, Kaninchen oder Pferde nicht zu töten vermochte. Je feiner das Gehirn ausgebildet ist, desto geringer scheint der Widerstand des betreffenden Organismus gegen die schlimme Einwirkung des Stroms zu sein. In dieselbe Beobachtungsreihe gehört es, daß schlafende Menschen einen Stromdurchgang überstanden haben, der ihnen im wachen Zustand sicher gefährlich gewesen wäre. Narkotisierte Tiere werden durch den Strom wenig beeinflußt.
    Menschen, die durch einen elektrischen Strom getötet worden sind, zeigen meist alle Anzeichen der Erstickung. Der Strom scheint vor allem lähmend auf die Tätigkeit der Lunge zu wirken.”

37. Formhören
    Dem Menschen mit vollkommenen Sinnesorganen scheinen die Leistungen, die Blinde mit dem Hör- und dem Tastsinn vollbringen, bereits außerordentlich. Der italienische Gelehrte Augusto Romagnoli beschreibt jedoch unter dem Titel »Formhören« Leistungen des Gehörsinns normaler Menschen, welche die Fähigkeiten der Blinden bei weitem übertreffen.
    Nach Romagnoli kann man sein Gehör zum Wahrnehmen von Formen erziehen. Aus den zurückgeworfenen Schallwellen soll man auf die Form der 58 Reflexionsfläche schließen können. Romagnoli selbst hat es hierin, wie er angibt, zu großer Fertigkeit gebracht.
    In einer größeren Gesellschaft bemerkte er einmal beim Sprechen seltsame Veränderungen im gewöhnlichen Klang seiner Stimme, aus denen er auf das Vorhandensein eines runden Gegenstands mit ausgezacktem Rand schloß. Er stellte fest, daß eine Vase auf einem viereckigen Tisch die Ursache der Schallveränderung war. Der Gelehrte unterscheidet im Dunkeln und mit verbundenen Augen allein durch den Klang seiner Stimme, ob ein auf ihn zukommender Mensch die Arme auswärts, vorwärts oder seitwärts streckt oder sie herabhängen läßt. Sogar die Größe und die Statur von Menschen will er auf diese Weise erkennen können. Romagnoli behauptet, daß man nach einiger Übung wohl imstande sei, architektonische Formen mit dem Gehör sicher aufzufassen, wenngleich er nicht behaupten will, daß das Ohr einen ähnlichen ästhetischen Genuß an Formen vermitteln könne wie das Auge.
    Von der Richtigkeit der Behauptungen Romagnolis kann sich ein jeder bis zu einem gewissen Grad leicht selbst überzeugen. Beim Sprechen in einem wohlbekannten Zimmer wird man bei geschlossenen Augen aus dem Klang der eigenen Stimme feststellen können, ob der Teppich herausgenommen ist oder nicht, ob die Gardinen hängen oder abgenommen sind.

38. Augenersatz für Blinde
    Quelle: Notiz im »Berliner Tageblatt« vom 24.2.1916. – Professor Dr. L. Zehnder , Aufsatz: »Künstliche Augen für Blinde« in der «Deutschen Optischen Wochenschrift« vom 20.2.1916.
    Keine Macht der Welt ist imstande, dem Erblindeten das Licht des Auges wiederzugeben. Aber wenn er auch im ewig Dunklen verharren muß, so ist doch die heutige Beherrschung der Natur imstande, ihn wenigstens vor dem furchtbaren Schicksal zu bewahren, daß brütende Dunkelheit und blendendes Licht für ihn Erscheinungen gleicher Art bleiben. Man kann den Blinden heute wieder für das Licht empfindlich machen. Nicht mit Hilfe seiner Sehkraft, die nach ihrer Zerstörung leider verloren bleiben muß, aber durch andere, ungestört gebliebene Sinne.
    Der Blinde kann heute wieder wissen, daß Licht ist und woher es strahlt. Professor Lazarus benutzt für den von ihm zu diesem Zweck gebauten Apparat die Eigenschaft des Selens, bei Belichtung seinen elektrischen Widerstand zu vermindern. Vor das tote Auge wird ein Lichtfänger in Gestalt einer kurzen Röhre gesetzt, deren Hinterwand von der Selenzelle gebildet wird. Am Ohr befindet sich ein kleiner Telephonhörer. In den Wechselstromkreis, der ihn durchfließt, 59 und der durch einfache Weise aus einer kleinen tragbaren Akkumulatorenzelle erzeugt wird,

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