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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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Hesse und Dr. Franz Doflein. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1914.
    An großen Hummelnestern kann man im Sommer am frühen Morgen, etwa zwischen ½4 und 4 Uhr, eine seltsame Beobachtung machen. Da sieht man auf dem Dach des Nests, gerade über dem Flugloch eine kräftige Hummel sitzen, die dort ein kolossales Gebrumme aufführt. Der Volksmund hat das in solcher Weise tätige Tier Hummeltrompeter genannt und wollte damit der Meinung Ausdruck geben, daß es eine Art Torwächter sei, der an jedem Morgen den ganzen Bau durch seinen Lärmruf wecke.
    Aber wenn auch diese Anschauung nicht das richtige trifft, so ist die tatsächliche Aufgabe des Hummeltrompeters doch nicht weniger interessant. Er stellt nämlich einen Ventilator dar, der durch sein emsiges Flügelschlagen, das 30 bis 60 Minuten währt, einen Luftstrom aus dem Nest herauswirbelt. Auf diese Weise fördert er aus dem Bau die schlechten Gerüche, schädliche Gase, heiße Luft heraus und bewirkt durch Verringerung des Wasserdampfgehalts eine Kondensation des eingebrachten Honigs.
    Es handelt sich hier schon um die Ausübung einer sozialen Tätigkeit, die Handlung eines einzelnen Individuums zum Wohl des Ganzen, also um den Ansatz zu einem Insektenstaat, wie er dann bei den Bienen aufs höchste entwickelt erscheint.

57. Der Bienenstaat
    Quelle: Wilhelm Bölsche: »Das Liebesleben in der Natur«, erste Folge. Verlegt bei Eugen Diederichs, Leipzig, 1901.
    Staunende Bewunderung und seine ganz besondere Aufmerksamkeit hat der Mensch schon immer den einzigartigen Vorgängen zugewendet, die sich in einem Bienenstock abspielen.
    Dieser streng monarchische Staat mit seiner großen, oft bis zu 75 000 Individuen hinaufgehenden Volkszahl hat nur ein einziges Haupt, das von allen 82 anerkannt wird. Es ist die Königin, die Mutter der ganzen Kolonie. Während die geschlechtslosen Arbeitsbienen durchschnittlich nur 6 Wochen alt werden, kann sie eine Lebensdauer von 4 bis 5 Jahren erreichen. Kurz nach dem Ausschlüpfen aus ihrer Wiege wird die Königin auf ihrem Hochzeitsflug ein einziges Mal befruchtet. Das genügt aber, um ihr Fruchtbarkeit für Lebenszeit zu sichern. Sie legt innerhalb 24 Stunden etwa 900 Eier, in einem einzigen Frühling und Sommer vermag sie mehr als 60 000 Eier zu produzieren. Am Ende ist sie also die Mutter aller Insassen des Stocks, eine Gesamtmutter von fabelhaftem Ausmaß. Natürlich ist es ihr nicht möglich, Brutpflege an so vielen Jungen auszuüben, und darum wird ihr diese Tätigkeit von den Arbeitsbienen abgenommen, die zwar wegen ihres verkümmerten Körperbaus niemals Mütter sein können, aber doch die Mutterinstinkte in höchstem Grad besitzen.
    Während die Königin eifrig Eier legt und die Arbeitsbienen aus- und einfliegen, um Nahrung herbeizuschaffen, die Brut füttern, Zellen bauen und den Bau reinigen, gibt es in jedem Stock ein paar hundert Insassen, die nichts tun, sondern faul ihre Zeit hinbringen. Das sind die Drohnen, die männlichen Bienen. Sie entstehen aus den von der Königin gelegten Eiern seltsamerweise dann, wenn diese aus dem Samenbehälter nicht befruchtet werden. Wir haben hier also eine Parthenogenese, eine Jungfernzeugung, die bei immerhin schon so hoch entwickelten Tieren, wie die Bienen es sind, sonst kaum noch angetroffen wird. Von den vielen Drohnen gelangt beim Hochzeitsflug nur ein einziges Exemplar zur Berührung mit der Königin, und es stirbt sofort danach. Die anderen Drohnen werden bald nach der Rückkehr von den Arbeitsbienen in einer richtigen Schlacht mit den Stacheln ermordet und aus dem Stock hinausbefördert.
    Aus befruchteten Eiern entwickeln sich fast ausnahmslos Arbeitsbienen. Eine dritte Art der Eiablage aber hat die Allmutter nicht zur Verfügung. Woher entsteht nun die Königin selbst? Und hier treffen wir auf das größte Wunder im Bienenstaat.
    Im Beginn des Frühlings sieht man die Arbeitsbienen einzelne größere Zellen bauen als bisher. Die alte überwinterte Königin legt auch in jede von diesen ein befruchtetes Ei ab. Aber nun wird jedes dieser Eier ganz besonders reichlich mit Nahrung versehen, und auch die daraus sich entwickelnden Maden und Larven werden emsig gefüttert. Diese kräftige Fütterung bewirkt nun, daß in den großen Zellen an Stelle der verkrüppelten Arbeitsweibchen richtig entwickelte, fortpflanzungsfähige Bienenköniginnen entstehen.
    Ist die erste der Königinnen reif zum Auskriechen aus der Zelle, dann ertönt aus dieser ein seltsam tutender

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