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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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selbst den ersten Schritt zu machen, denn ich wollte nun wirklich nicht von einem Mädchen wie ein kleiner Junge an die Hand genommen werden. »Ich gehe schon.«
    Ich schloss die Augen, holte ein letztes Mal tief Luft und machte den entscheidenden Schritt vorwärts.
    Als ich glaubte, durch zu sein, blieb ich regungslos stehen. Wenn irgendetwas geschehen würde, dann jetzt. Sollte jemand auf mich lauern oder eine Falle zuschnappen, da war ich mir sicher, so würde es jetzt passieren. Als sich nichts tat, ließ ich die Luft langsam wieder aus meinen Lungen heraus und atmete vorsichtig ein. Es roch unglaublich muffig, so ungefähr wie in einer alten Scheune, in der gegorenes Obst lagerte. Der Geruch war mir fremd, doch er schien ungefährlich und ich holte ein paar weitere Atemzüge tief Luft.
    Plötzlich hörte ich neben mir ein grässliches Geräusch, undmir stockte das Blut in den Adern. Gleich darauf war da wieder ein lautes »Pischhhh … «. Und dann wusste ich, was es war, und spürte eine unendliche Erleichterung. Das war nur Lazy!
    »Hör auf zu niesen, Lazy!«, flüsterte ich. Dann hörte ich ein leises Tapsen, und mir war klar, dass mein Hund auf dem besten Wege war, von meiner Seite zu weichen, und anfing, das Haus zu erkunden.
    »Bleib hier, Lazy!«, rief ich lauter, als ich wollte, und öffnete jetzt endlich die Augen.
    Eine Art violette Dunkelheit lag schwer rings um mich. Ich konnte kaum etwas erkennen. Es gab keinerlei Lichtquelle in diesem Raum, wenn es denn ein Raum war, nicht einmal das konnte ich sehen. Ich riss die Augen weit auf und drehte meinen Kopf hin und her, um vielleicht irgendeine Kontur wahrzunehmen. Nichts. Es war unheimlich. Und doch ließen meine Ängste langsam nach. Aber nicht für lange.
    Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter, und mein Herz rutschte mir wieder in die Hose.
    »Hey Joe, wozu hab ich dir meine Taschenlampe mitgegeben?«
    »Mann, Tommy, du hast mich beinahe umgebracht! Hau mir ja nicht noch mal so auf die Schulter! Lazy hat mich mit seinem Niesen schon genug erschreckt. Wo sind die anderen?«
    »Wir sind hier«, hörte ich Sannes Stimme links von mir,und gleich darauf sagte Janine: »Wir sind alle drin. Mach doch endlich die blöde Lampe an.«
    Noch während ich hektisch den Schalter der Lampe suchte, hatte ich das Gefühl, als würde ich etwas mehr wahrnehmen als eben noch. Ein rötlicher Schimmer kroch in den Raum, und ich bekam so eine Ahnung, dass uns gleich die nächste große Überraschung bevorstehen würde.
    Endlich bekam ich die Lampe an, und der Strahl erwischte das ängstliche Gesicht meiner Schwester. Ich stellte den Lichtstrahl auf breite Streuung und ließ ihn dann langsam kreisen. Der Strahl verlor sich im Raum. Er stieß nirgends auf etwas, das ihn aufhielt oder reflektierte, weder eine Wand, noch Möbel oder sonst was.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte Janine. »Das Haus ist doch niemals so groß!«
    Schweigend versuchten wir das, was wir sahen, zu verarbeiten. War dies tatsächlich ein unendlich scheinender Saal? Der Strahl streifte Lazy, der sich umblickte, als ihn das Licht traf. Doch merkwürdigerweise schien er im Augenblick nicht sonderlich an uns interessiert. Im Gegenteil, er drehte den Kopf wieder in die andere Richtung und trabte einem unsichtbaren Ziel entgegen. Jever kläffte freudig, als er Lazy entdeckte, und rannte seinem Hundefreund hinterher.
    »Merkt ihr was?«, fragte Tommy.
    Mir fiel auf, dass der Lichtschein der Taschenlampe matter schien. Und dann war ich mir sicher. Es wurde heller!
    »Das Haus glüht!«, flüsterte Janine und fasste meine Hand, was mich sogar in diesem gruseligen Moment im Inneren zum Glühen brachte. Und wirklich, es schien, als würde die Sonne in einem afrikanischen Land aufgehen. Ein dunkelrotes Glimmen erfüllte den Raum rings um uns. Es verstärkte sich Sekunde für Sekunde, und im gleichen Maße, wie dieses rote Leuchten zunahm, verblasste das Licht der Taschenlampe.
    Sprachlos standen wir da und bestaunten das Schauspiel. Ich fühlte eine Spannung in mir aufsteigen, die ich beinahe nicht mehr aushalten konnte. Was, wenn wir eine Atombombe ausgelöst hatten? Was, wenn es brannte? Was, wenn sich dort hinten gerade die Erde auftat und glühendes Magma ausströmte?
    »Es muss hier eine Energiequelle geben«, sagte Tommy in seiner coolen Art, und durch diesen ernsten Satz lösten sich all die Ängste in mir scheinbar wie von selbst.
    »Sollten wir nicht besser wieder rausgehen?«, fragte Sanne mit

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