Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
sind?«
    Ein eisiger Schauer durchfuhr mich.
    »Wir sind doch genau aus dieser Richtung gekommen«, sagte Janine und zeigte über meine Schulter nach hinten.
    »Glaube ich auch«, sagte Tommy. »Aber wir sind erst zwei Minuten unterwegs, und die Wand, durch die wir gekommen sind, ist nicht mehr zu sehen. Sie kann eigentlich noch nicht am Horizont verschwunden sein. Aber in dieser Richtung ist das Ende des Raumes bereits genauso weit weg wie in die anderen.«
    Wir hatten uns nicht ein einziges Mal nach hinten umgeschaut, nachdem wir in diese Welt eingetaucht waren. Verdammt, warum hatten wir uns nicht umgedreht? Wir waren gefangen! Janine und Sanne sahen furchtbar verängstigt aus und bekamen kein Wort heraus. Doch wieder beruhigte Tommy uns.
    »Ich meine, dies alles scheint genau so geplant, und ich sage euch auch, warum ich das glaube. Erstens … «, sagte er und zeigte auf mich. »Joe, du hast das Rätsel der Zahlen gelöst, und als es gelöst war, verschwanden die Zahlen von der Wand, als wären sie niemals da gewesen, stimmt’s?«
    Wir nickten.
    »Das heißt, dass der erste Schritt vollbracht war und wir den zweiten zu gehen hatten. Und das tun wir ja gerade. Und ich will gar nicht von Jever und Lazy sprechen, aber ich tu’s trotzdem: Die beiden sind da ganz weit hinten, und wie es scheint, haben sie etwas gewittert. Aber sie haben keine Angst. Und noch was … «
    Er blickte fest von einem zum anderen.
    »Ich habe auch keine.«
    »Gut«, sagte Sanne, und in diesem Augenblick bekam ich einen völlig anderen Eindruck von meiner Schwester. Die balletthopsende kleine Zicke war gestern, es gab sie hier nicht mehr, ich sah meine kleine Schwester plötzlich nicht mehr als Schwester, sie war für mich jetzt etwas Besonderes, so was wie eine Freundin.
    »Wenn du keine Angst hast, hab ich auch keine«, sagte sie mit fester Stimme, und ich konnte sehen, wie es in den Köpfen der anderen arbeitete.
    »Lassen wir uns nicht verrückt machen von dieser Umgebung«, meinte Tommy bedächtig. »Wenn das Haus Rätsel für uns bereithält, werden wir sie eben lösen müssen.«
    Er nickte uns aufmunternd zu, drehte sich um und marschierte wieder los, genau in die Richtung, aus der Jevers Gebell kam, das jetzt sehr viel deutlicher zu hören war. Mit neuem Mut, aber dennoch mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte ich den anderen.
    Weitere zehn Minuten mussten vergangen sein, wir waren in einen leichten Trab verfallen. Wir konnten es kaum noch aushalten, wollten endlich wissen, was uns am Ende unseres Weges erwartete. Dann endlich sahen wir unsere Hunde wieder als kleine Punkte am Horizont. Der eine Punkt hüpfte in der Ferne auf und ab. Das konnte nur Jever sein. Der andere Punkt schien unbeweglich. Lazy!
    Ich bekam langsam Durst und dachte an die Flaschen inTommys Rucksack. Es war ganz schön warm hier, ich schätzte die Temperatur so auf achtundzwanzig Grad. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, als gäbe es keinen großen Unterschied zu der sengenden Nachmittagssonne, die auf unseren nackten Beinen gebrannt hatte, als wir noch den Garten erkundeten. Mein Gott, das war doch erst eine halbe Stunde her! Mir kam es jetzt schon vor, als seien wir eine halbe Ewigkeit in dieser fremden Welt. Aber ich verkniff mir, Tommy nach dem Mineralwasser zu fragen, denn jetzt erkannten wir die Hunde schon besser. Und mit jedem Schritt, mit dem wir ihnen näher kamen, hoben sich auch die Umrisse einer weiteren, gewaltigen Überraschung von der Umgebung ab. Die langsame Erkenntnis dessen, was da auf uns zukam, beflügelte unsere Schritte noch mehr.
    Nach wie vor fühlten wir uns nicht sicher hier. Ich musste innerlich lachen! Es konnte ja auch gar nicht anders sein, wir waren durch eine geheimnisvolle Energiewand in ein Haus eingedrungen, das ganz sicher kein normaler Architekt oder Spießbürger erbaut hatte, wir hatten eine unterirdische felsige Höhlenwelt betreten, die vielleicht schon Ewigkeiten auf Besucher gewartet hatte, und wir waren mit ziemlicher Sicherheit in so etwas wie einer anderen Dimension gelandet, von der wir weiß Gott nicht sicher sein konnten, wie und wann wir sie wieder verlassen konnten. Wenn überhaupt. Und da sollten wir uns sicher fühlen? Nein, das wäre mehr als lächerlich.
    Während wir wie mechanisch weiterliefen und in derFerne ein seltsam bläulicher Schimmer auftauchte, sahen wir ständig in alle Richtungen, sicherheitshalber auch nach hinten, was wir am Anfang ja völlig vergessen hatten. Mir schien, als würde

Weitere Kostenlose Bücher