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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mir die Taschenlampe unter den Arm, stellte mich in eine Ecke und tat das, weshalb ich hier eigentlich reingegangen war. Als ich fertig war und den Reißverschluss wieder zumachte, kam mir auf einmal derGedanke, dass der Raum hier genau für diesen Zweck aus dem Fels gehauen worden sein konnte. So eine Art Klo in der dritten Dimension! Ich musste lachen, und das Lachen hallte so schaurig hohl in diesem Raum wider, dass ich verstummte und zusah, dass ich wieder rauskam und zu den anderen zurückrannte.
    Während ich weg war, hatte Tommy den Rucksack ausgepackt, die beiden Handtücher ausgebreitet und die Mineralwasserflaschen und Chipstüten draufgelegt. Meine drei Begleiter saßen bereits gemütlich in der Picknickrunde und warteten auf mich. Ich musste den Kopf schütteln über so viel Gelassenheit in dieser Umgebung, setzte mich aber dazu.
    »Die Höhle ist nichts als ein Loch zum Pipi machen«, sagte ich. »Ihr habt Nerven, setzt euch in den Sand, als wären wir im Urlaub. Wir sind doch nicht auf Mallorca!«
    »Aber auch hier müssen wir was zu uns nehmen, und außerdem wird mir der blöde Sack doch langsam zu schwer«, sagte Tommy und riss eine Chipstüte auf. Dann reichte er Janine eine der Flaschen.
    »Teilt die gerecht. Ach ja, und hebt was für die Hunde auf. Das kochende Wasser aus dem See können sie ja leider nicht trinken.«
    Wir teilten uns die Chips und das Wasser und schauten dabei schweigend auf den See hinaus. Nach einer Weile kramte Tommy das Fernglas aus seinem Rucksack heraus und stand auf, ging vor bis zum Ufer und suchte mit dem Glas vor den Augen den See ab. Langsam drehte er sich halbum seine Achse und fixierte dabei den Horizont. Plötzlich hielt er inne und stellte die Schärfe des Glases an dem Rädchen neu ein. Dann pfiff er leise durch die Zähne.
    »Was hast du entdeckt?«, fragte Janine und sprang auf die Füße. Auch Sanne und ich standen auf und stellten uns neben Tommy. Ich versuchte angestrengt, etwas am anderen Ende des Sees zu erkennen, aber durch den Nebelschleier war das ziemlich sinnlos, man sah den Horizont ja kaum.
    »Da hinten stehen Bäume«, sagte Tommy. »Sieht aus wie ein richtiger Urwald.«
    Ich fühlte eine unerklärliche Unruhe in mir aufsteigen.
    »Gib doch mal her«, drängte Sanne und nahm ihm das Fernglas aus der Hand. Ungeduldig, dass sie es nicht gleich scharf bekam, stampfte sie mit einem Fuß in den Sand.
    »Du hast recht. Ein Wald.«
    »Was nutzt uns dort drüben ein Wald?«, fragte Janine. »Was wir brauchen, ist ein Weg, der uns hier rausführt. Und wenn wir den nicht bald finden, werden sich nicht nur unsere Eltern Sorgen machen.«
    Sanne nickte, presste das Glas aber immer noch angestrengt an ihre Augen.
    »Ja, und wenn’s draußen dunkel wird, werden sie die Polizei anrufen.«
    Das Wort draußen versetzte mir einen ordentlichen Schreck. Ja, was passierte während unserer Abwesenheit draußen? Wurde es bereits dunkel? Nein, so lange waren wir nun auch noch nicht fort. Ich blickte auf meine Armbanduhr.Sechs Minuten nach vier. Das konnte nicht sein. Wir waren gegen drei von zu Hause aufgebrochen, und dann hatten wir ja noch eine ganze Weile im Garten verbracht. Es musste mindestens sechs Uhr sein. War die Uhr stehen geblieben?
    Ich schüttelte mein Handgelenk und hielt mein Ohr ans Zifferblatt. Tatsächlich, sie war stehen geblieben.
    »Weiß jemand, wie spät es ist?«, fragte ich in die Runde. »Wenn wir bis neun nicht zu Hause sind, wird’s brenzlig.«
    Die Einzige, die außer mir noch eine Uhr bei sich trug, war Janine. Sie warf einen Blick darauf, runzelte die Stirn und schüttelte dann ihr Handgelenk. Noch bevor sie den Mund aufmachte, ahnte ich, was sie sagen würde.
    »Kurz nach vier. Meine Uhr ist stehen geblieben.«
    »Meine auch!«, rief ich lauter, als ich wollte.
    »Hm«, machte Tommy. »Vielleicht sind wir hier in einer Art Raum- und Zeitfalte. Nach Einstein hängen Raum und Zeit eng miteinander zusammen. Vielleicht vergeht die Zeit in dieser Welt viel langsamer als in unserer.«
    »Oder gar nicht … «, flüsterte Sanne.
    »Keine Angst«, beruhigte Tommy sie. »Einen Stillstand der Zeit kann ich mir nicht vorstellen.«
    Sanne reichte Janine das Fernglas, und auch sie konnte einen Wald am anderen Ufer des Sees erkennen.
    »Ein richtiger dichter Urwald. Völlig undurchdringlich«, murmelte sie vor sich hin. Ich hielt es nicht mehr aus und nahm Janine das Glas ungeduldig aus der Hand.
    Die Wipfel der Urwaldgiganten sprangen mir förmlich ins

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