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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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waren wirklich die Spitzen von Bergen zu erkennen, deren Ausläufer sich rasend schnell in unsere Laufrichtung hin zu verjüngen schienen. Tommy hatte recht: Berge! Verblüfft beobachteten wir, wie von beiden Seiten eine richtige Gebirgskette wie aus dem Nichts zu wachsen schien. Sie sah aus wie ein Trichter, der uns in sich aufsaugen würde, nur dass wir ja selbst in ihn hineinliefen. Es war unheimlich. Wie war es möglich, dass die Berge in den wenigen Minuten, die wir hier unterwegs waren, aus einer scheinbar unendlichen Weite so plötzlich auf uns zukommen konnten?
    Die ganze Zeit über beobachteten wir diese Felsmassen und hatten dabei ganz und gar nicht mehr auf den Weg vor uns geachtet. Auf einmal schrie Janine überrascht auf.
    »Hey, schaut doch mal! Ein See!«
    Tatsächlich glänzte vor uns das Wasser eines Sees silbrig-rot im Widerschein des fremden Himmels. Ein feiner Schleier lag über seiner Oberfläche.
    Wir konnten nicht glauben, was wir vor uns sahen. Je weiter wir vorankamen, desto mehr wandelte sich die Landschaft. Selbst die Luft um uns herum schien sich zu verändern. Sie roch jetzt klarer, würziger. Ich beschloss, mich von nichts, aber auch von gar nichts mehr überraschen zu lassen.
    Verblüfft erkannten wir, dass unsere Hunde an einem Strand aus richtigem Sand spielten. Lazy lag, wie sollte es anders sein, am Seeufer und ertrug geduldig das Gehüpfe und Geknuffe von Jever.
    Langsam gingen wir vor bis zum Ufer. Fassungslos sahen wir, wie der See an ganz vielen Stellen Blasen warf. Sogar Blubbern konnten wir hören. Der feine Schleier, den wir von weitem wahrgenommen hatten, war Dampf, der von der Oberfläche aufstieg!
    »Der See kocht … «, flüsterte Sanne.
    Und wirklich, wie in einem riesigen Kochtopf brodelte und sprudelte das Wasser. Manche Blasen sprangen regelrecht in die Höhe und zerplatzten dann mit einem hässlichen Geräusch.
    »Das kann man wohl sagen!«, meinte Tommy atemlos. »Und wie der kocht!«
    »Wir scheinen am Ende angelangt zu sein«, murmelte Sanne bedrückt.
    »Möglich«, sagte Tommy und stellte seinen Rucksack in den Sand. »Aber das werden wir erst noch herausfinden müssen.«
    Tommys Blick wanderte über den See, und er kniff dabei die Augen zusammen. Dann drehte er sich einmal um die eigene Achse und suchte die Felsen nach irgendwelchen Hinweisen ab, die uns vielleicht weiterhelfen könnten. Schließlich grinste er und nickte mir zu.
    »Joe, du musstest doch vorhin so nötig, da hinten scheint eine kleine Höhle zu sein, vielleicht versuchst du es da mal!«
    Ich folgte seinem Blick und entdeckte eine Art Einkerbung in dem senkrecht nach oben aufragenden Felsen, die tatsächlich auf eine Höhle hindeutete. Ich war hin- und hergerissen von der Aussicht, endlich pinkeln zu können oder von einem dort lauernden grausamen Untier in die Höhle gezogen zu werden.
    »Kommst du mit?«, wagte ich einen schwachen Versuch.
    »Nein!«, lachte er. »Wird dir schon niemand was abbeißen!«
    »Dann gib mir wenigstens deine Taschenlampe. Ich glaub, dann ist mir ein bisschen wohler.«
    Die anderen schauten mich verständnisvoll an, ihre Augen sahen aus, als erwarteten sie, dass sie mich vielleicht nie mehr wiedersehen würden. Schöne Freunde waren das.
    Tommy holte die Lampe aus seinem Rucksack und reichte sie mir.
    »Hier. Aber bleib nicht so lange. Schau nur nach, ob die Höhle vielleicht noch weiter reinführt. Möglicherweise gibt es dort im Inneren einen Weg für uns. Ach ja … «, sagte er dann mit einem verschmitztem Lächeln, »… irgendwann werden wir alle mal müssen!«
    Das gab mir allerdings wenig Trost, schließlich war ich der Erste, den es traf. Während ich mich mit gemischten Gefühlen zur Höhle aufmachte, setzten sich die anderen am Ufer in den Sand und schauten auf den See.
    Dann stand ich direkt unter den hoch aufragenden Felsmassen und betastete das Gestein. Es war völlig eben, fast wie glattpolierter schwarzer Marmor. Es war nicht im Traum daran zu denken, hier raufklettern zu können.
    Ich knipste die Taschenlampe an, nahm all meinen Mut zusammen und schritt vorsichtig in die Höhle hinein. Doch drinnen gab es nicht die Spur einer Überraschung. Die Einkerbung im Fels, die wir als Höhle bezeichnet hatten, war klein, vielleicht gerade mal zehn Quadratmeter groß. Langsam schritt ich die Wand ab. Der winzige Raum war fast kreisförmig, und an seinen Wänden fand sich nicht der geringste Hinweis auf eine Geheimtür oder sonst was.
    Schließlich klemmte ich

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