Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Erwachsene zu Hilfe eilten. Der Bademeister hat Joe wiederbelebt.«
Sanne schwieg, und die anderen blickten mich betroffen an.
»Du hast also überhaupt nicht Schwimmen gelernt?«, fragte Janine mich mit großen Augen.
»Nein«, antwortete ich ehrlich. »Jedenfalls nicht richtig. Ich bekomme schon bei dem Wort Strandurlaub eine Gänsehaut, wenn meine Eltern mal davon anfangen.«
»Und wenn du hier wartest? Wir schwimmen rüber underkunden das andere Ufer. Vielleicht können wir eine Art Floß bauen. Genug Bäume gibt es dort ja.«
Ich atmete erleichtert tief durch und schaute Janine dankbar an.
»Hm, keine schlechte Idee«, meinte Tommy. »Was meinst du dazu, Joe?«
Ich war unschlüssig. Einerseits war ich heilfroh, nicht in dieses dunkle Wasser zu müssen, andererseits machte mir die Aussicht, allein hierzubleiben, auch gewaltig Angst.
»Ich weiß nicht. Was ist, wenn der Wald sich wieder entfernt, wenn ihr auf der anderen Seite seid? Dann sehe ich euch vielleicht nie mehr wieder!«
An diese Möglichkeit hatten sie wohl nicht gedacht. Ich war ja auch derjenige, der allein blieb!
»Du hast doch Lazy«, sagte Janine hilflos.
»Schöner Trost«, murmelte ich und betrachtete meinen platt im Sand liegenden Hund, der anscheinend mal wieder eingenickt war. So lieb ich ihn hatte, als Wachhund oder Beschützer taugte er rein gar nichts. Nein, allein mit Lazy wollte ich dann doch nicht hier zurückbleiben. Flehend sah ich von einem zum anderen.
»Ich bleibe bei ihm!«, rief Sanne und watete neben mich. »Wir waren damals zusammen, und wir bleiben jetzt zusammen.«
Während ich meine Schwester dankbar anblickte, lächelte mir Tommy zu.
»Danke, Sanne. Es wird tatsächlich am besten sein, wennwir uns aufteilen. Janine kommt mit mir und ihr bleibt erst mal hier.«
Während er das noch sagte, bekam sein Gesicht auf einmal einen erstaunten Ausdruck.
»Was ist?«, entfuhr es mir.
»Seht doch!«, rief er und zeigte nach unten.
»Ich seh deine Füße im Wasser!«, rief ich verblüfft. Ich traute meinen Augen kaum. Die Farbe des ganzen Sees war in ein helles Grün übergegangen. Das Wasser sah auf einmal aus wie sanft wogendes Glas.
»Und ich seh den Boden!«, sagte Sanne aufgeregt. »Alles ganz fein und weiß!«
Während wir voll innerer Spannung auf das Wasser starrten, machte Tommy ein paar vorsichtige Schritte weiter in den See hinein. Meter für Meter ging er, bis er schließlich bis zu den Oberschenkeln im Wasser stand, dann drehte er sich zu uns um.
»Total weicher Sandboden!«, rief er uns über seine Schulter zu. »Außerdem ist es überhaupt nicht tief. Vielleicht kannst du doch mitkommen, Joe.«
Dann tapste Tommy ohne die geringste Vorwarnung durch das Wasser zurück zum Strand und nestelte ungeduldig an seinem Rucksack herum. Offenbar fand er nicht gleich, was er suchte, jedenfalls schüttelte er den Inhalt plötzlich aus. Als Letztes plumpste das Fernglas in den Sand. Leise fluchend hob Tommy es auf und befreite die Gläser von den feinen Sandkörnern. Ich wusste nicht, was er vorhatte,doch zu meiner großen Überraschung winkte er mir zu.
Ich stapfte ebenfalls aus dem Wasser, und Sanne und Janine folgten mir neugierig. Tommy reichte mir das Fernglas.
»Du hast doch vorhin einen Weg auf der anderen Seite gesehen. Findest du ihn noch?«, fragte er voller Ungeduld.
Ich sah hinüber zum anderen Ufer und begann, an Tommys Geisteszustand zu zweifeln.
»Dazu brauch ich doch kein Glas. Den sieht doch jeder! Da, genau gegenüber … schau, in der Mitte!«
Tommy suchte angestrengt das andere Ufer ab. Seine Augen wanderten hin und her. Dann nahm er mir das Glas wieder aus der Hand, hob es vor die Augen und suchte noch einmal das Gelände auf der anderen Seite ab. Schließlich wandte er sich wieder zu mir um, und ich erkannte in seinen Augen so etwas wie Ungeduld.
»Einer von uns beiden muss wohl Tomaten auf den Augen haben«, sagte er mit einem leicht ärgerlichen Unterton. »Wenn da ein Weg ist, darfst du mich Tomas nennen.«
»Na, lieber Tomas«, lachte ich, »das tut mir dann aber leid, dass du deinen Namen wechseln willst. Aber wo ein Weg ist, ist ein Weg. Ich bin doch nicht blöd. Sieh doch!«
Sanne und Janine blickten uns fragend an. Ich dachte, die beiden würden mir beipflichten. Aber ich hatte mich geirrt.
»Joe … «, sagte Janine, »fühlst du dich nicht gut? Hast du Kopfschmerzen?«
Ich dachte, ich hör nicht richtig. Wollte sie mich auf den Arm nehmen? Ich fuhr ein wenig zu heftig
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