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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Menschen erzählt hatte, ja vielleicht bin ich sogar der Erste gewesen, der davon erfuhr. Als wir jetzt hoch über dem Meer standen und uns glücklich anschauten, kam mir dieser Nachmittag wieder in den Sinn. Ich hatte ihn ja bloß nach seinem Nachnamen gefragt und nicht gewusst, was ich damit auslöste.
    Jetzt brauchten wir ihn nicht zu fragen. Wir setzten uns in großem Abstand zu den Klippen auf den felsigen Boden und ließen ihn einfach reden. Keiner von uns unterbrach ihn, als er noch einmal die Dinge erzählte, die mir schon bekannt waren. Die Mädchen waren bestürzt von dem Schicksal seines Vaters, und mit jedem Satz, den Tommy deutlich, aber mit leiser Stimme vortrug, wirkten sie betroffener. Schließlich verstummte er, und wir wussten nicht, wohin wir schauen sollten. Nach einer halben Ewigkeit brach Janine den Bann.
    »Wenn du gesprungen wärst, wärst du doch aber sicher auch gestorben.«
    Tommy blickte sie ernst an.
    »Als ich da vorne stand, habe ich so stark an meinen Vatergedacht wie noch nie zuvor. Ich hatte das Gefühl, dass er neben mir steht. Und ich dachte, er hätte gewollt, dass ich aus seinem Fehler gelernt habe.«
    »Würdest du springen, wenn ich runtergehe und nachschaue, ob das Meer tief genug ist?«, fragte ich.
    »Na klar«, sagte Tommy grinsend. »Aber ich trau dir nicht, du gehst bestimmt nicht so weit rein!«
    Da endlich löste sich die beklemmende Stimmung, und wir lachten ausgelassen. Ich war froh, es geschafft zu haben, dass wir wieder fröhlich waren. Ich zog Lazy übermütig an den Ohren.
    »Such!«, rief ich. »Such uns einen Weg hier raus, du Faulpelz!«
    Zu unserer Überraschung riss sich Lazy von mir los und tapste davon. Völlig überrumpelt starrte ich auf das sich entfernende Hinterteil meines Hundes. Plötzlich schrie Sanne: »Da vorn ist ein Hügel!«, und schlug mir auf die Schulter. »Siehst du nicht? Da vorn! Lazy muss ihn entdeckt haben!«
    »Das kann nicht sein«, grummelte ich. »Weit und breit war da vorhin kein Hügel, und selbst wenn, Lazy würde doch nirgendwo freiwillig hingehen.«
    Und doch erhob sich dort jetzt in gar nicht allzu weiter Entfernung ein grasbewachsener Hügel, der sich wie ein Buckel aus dem Felsboden wölbte.
    »Bassets sind doch eigentlich Jagdhunde, oder?«, fragte Tommy.
    Ich nickte. »Und verfressene noch dazu.«
    »Na, dann hat er vielleicht was zum Futtern gewittert. Da fällt mir ein, ich hab so einen Kohldampf, ich könnte jetzt sogar Spinat essen!«
    »Was hält uns hier noch?«, fragte Janine und sprang auf. »Wenn sogar Lazy das Jagdfieber packt!«
    Mit neuem Mut und neugierig auf diesen merkwürdigen Hügel, der hier in der Klippenlandschaft am Meer plötzlich aus dem Nichts entstanden zu sein schien, folgten wir Lazy. Wieder einmal erlebten wir das Phänomen, das wir schon kannten: Je näher wir kamen, desto mehr schien sich der Hügel zu verändern. Er wuchs und nahm beträchtlich an Größe und Höhe zu, und als wir schließlich an seinem Fuß angelangt waren, war sein Gipfel sicher fünfzig Meter hoch. Er schien eine ovale Form zu haben, und seine Hänge waren tatsächlich von nur mit kleinen Büschen durchsetztem Gras bewachsen. Die Büsche erinnerten mich an Hagebutten.
    »Nicht besonders aufregend«, meinte Janine.
    »Willst du wetten?«, fragte Sanne provozierend.
    »Lieber nicht.«
    Wir gingen mutig weiter.
    »Siehst du das?«, fragte Tommy.
    Kurze Zeit später standen wir aufgeregt vor einem etwa drei Meter hohen und etwa genauso breiten Steintor und starrten in den dunklen Eingang.
    »Sieht nicht gerade aus wie der Ausgang nach Hause«, murmelte Janine. Und auch ich hätte mir jetzt einen einfacheren Weg gewünscht.
    »Die Steinblöcke sind mindestens zwei Meter dick«, sagte Tommy. Er hatte recht. Die beiden seitlichen Pfeiler waren unglaublich breit. Und auch der oben aufliegende Abschlussblock war ein schwerer Klotz. Es sah nicht so aus, als hätte jemand dieses Tor in den Hügel gebaut, sondern so, als wäre der Berg auf das Tor gesetzt worden. Es gab keine Tür, es war einfach nur ein Eingang. Doch wohin? Je länger wir in das vor uns gähnende dunkle Loch schauten, desto mehr gewöhnten sich unsere Augen an die Lichtverhältnisse.
    Plötzlich rief Tommy: »Ich kann in den Gang sehen!« Tatsächlich waren jetzt bereits die Konturen der Wände und des Gangbodens zu erkennen.
    »Er ist viereckig!«, sagte Sanne überrascht. Und das war tatsächlich ungewöhnlich. Denn alle Tunnel, die ich kannte, hatten eine eher

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