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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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willst, komme ich mit zu dir und nehme alle Schuld auf mich«, sagte Tommy leise.
    »Nein, nein«, wehrte Janine ab. »Das schaffe ich schon. Ich will nur nicht lügen!«
    »Vielleicht kannst du sagen, dass wir uns verlaufen haben«, murmelte Sanne. »Das stimmt ja auch irgendwie, und du brauchst nicht zu lügen. Der Wald hier ist doch ziemlich groß.«
    »Das glauben sie bestimmt nicht.«
    »Jetzt lasst uns erst mal hier rausgehen«, drängte ich.
    Und das taten wir dann auch. Das Loch in der Hecke befand sich an der Seite zum Wald hin, und dort war es wieder stockfinster, da das Licht der Laterne nicht bis hierhin reichte. Tommy musste wieder die Taschenlampe einschalten, damit wir uns nicht halb blind an der Hecke entlangtasten mussten. Trotzdem holten wir uns den einen oder anderen Kratzer. Außerdem war ich mir sicher, dass unsere Klamotten und auch wir selbst reichlich schmuddelig sein mussten. Noch ein Problem mehr, wenn wir unseren Eltern gegenüberstehen würden.
    Doch Jever und Lazy halfen uns, die Lücke zwischen den Buchsbäumen wiederzufinden. Vielleicht witterten sie noch unsere Spur vom Hinweg, auf jeden Fall hörten wir sie bald von der anderen Seite her hecheln und Jever kläffte einmal kurz auf. Ein paar Sekunden später fand Tommy den Durchgang und gab uns mit der Lampe ein Zeichen.
    »Hier geht’s raus. Passt auf, hier liegt ein großer Stein!«
    Es war nicht weiter schwierig, sich durch die Hecke zu schlängeln, und kurze Zeit später hatten wir auch die Straße erreicht. Die Welfenallee lag einsam und verlassen vor uns. Über die erste Kreuzung etwa hundert Meter von uns entfernt fuhr ein Taxi. Sonst rührte sich nichts.
    »Morgen ist Montag«, sagte Sanne. »Die schlafen alle schon!«
    »Ihr habt’s gut«, schniefte Janine. »Ihr könnt zusammenbleiben. Aber ich muss alleine nach Hause.«
    Sie hatte recht. Sanne und ich waren zu zweit. Und Tommywohnte gleich über uns. Außerdem dachte jeder von uns, dass Tommy es noch am ehesten durchstehen konnte. Sanne fasste einen Entschluss.
    »Du wohnst doch nur zwei Straßen von hier. Wir bringen zuerst dich nach Hause, und wenn du willst, kommen wir mit rein.«
    Janine nickte nur. Wir atmeten tief durch und machten uns auf den Weg. Nicht ein einziges Mal blickten wir zurück. Das Haus hatte uns wieder ausgespuckt. Krampfhaft hielt ich noch immer die Holografie in der Hand, und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass auch Janine und Sanne ihre Kugeln noch fest umschlossen hatten. Tommy hingegen hatte das Buch der Gaben vor seinen Bauch in die Hose gesteckt und sein T-Shirt drübergezogen, um die Hände frei zu behalten.
    Wir brauchten etwa zehn Minuten, um das Haus von Janines Eltern zu erreichen. Im Gegensatz zu uns anderen wohnte sie mit ihren Eltern nicht in einer Mietwohnung, sondern in einem hübschen, kleinen Bungalow. Als wir ankamen, sahen wir sofort, dass im ganzen Erdgeschoss Licht brannte. Mir schlotterten die Knie, als ich daran dachte, was Janine bevorstand.
    Wir sahen uns an, und ich erkannte genau, wie es in Janine arbeitete.
    »Sollen wir mit reinkommen?«, fragte Tommy leise.
    »Nein«, sagte Janine und lächelte zaghaft. »Ich schaff das schon.«
    »Ich will nicht, dass du Ärger kriegst! Ich will einfach nicht, dass du Ärger kriegst!«, wiederholte Sanne verzweifelt. »Ach, ich wünsch mir so doll, dass alles gut ausgeht!«
    »Das wird’s schon«, sagte ich hilflos. »In einem Jahr werden wir darüber lachen!«
    Noch ehe ich das ausgesprochen hatte, bekam Sanne auf einmal große Augen. Verwundert schauten wir sie an. Plötzlich schoss ihre Hand vor. Langsam öffnete sie die Faust, und was wir dann sahen, ließ uns den Atem anhalten. Eine der Kugeln glühte in einem warmen roten Farbton! Und nicht nur das: Rauch kräuselte empor und verlor sich ein paar Zentimeter über Sannes Handfläche.
    »Pass auf! Du verbrennst dich!«, rief Tommy. Doch Sanne schüttelte den Kopf. »Ich habe nur gemerkt, dass es warm wurde. Es tut nicht weh. Schaut doch nur, die Kugel löst sich auf!«
    Immer neuer fahlroter Rauch bildete sich, und die Schale der kleinen Kugel wurde durchsichtig. Dann gab es ein kaum wahrnehmbares leises Zischen, und von einer Sekunde zur anderen fiel die Kugel in sich zusammen. Das Glühen war verloschen, zurück blieb nur ein winziges Häufchen weißer Asche.
    Völlig überwältigt von der Erscheinung starrten wir auf Sannes Hand. Die Zeit schien stillzustehen. Dann tat Tommy etwas, das die Starre löste. Er beugte sich

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