Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
lassen.«
»Aber was?« Ich wurde langsam ungeduldig, und außerdem hatte ich Hunger. Und wenn ich Hunger habe, dann werde ich ungenießbar.
»Mir reicht’s langsam!«, rief ich. »Ich will jetzt hier raus!«
Wütend warf ich meine Kugel in die Luft.
In dem Augenblick verwandelte sich der kleine Ball. Er veränderte seine Farbe und glühte plötzlich wie ein Feuerball. Das kühle Blau wandelte sich in ein helles, durchsichtiges Grün. Und noch etwas geschah: Die Kugel fiel nicht wieder zurück zum Boden!
Vollkommen verblüfft hielt ich meine Hand ausgestreckt. Jetzt wurde die Kugel auf einmal durchsichtig! Dann begann sie, zu rotieren und sich mitten im Raum zu bewegen.
Mit offenem Mund sahen wir zu, wie sie die Kammer dicht an den Wänden abflog. Dann erreichte sie den Verschlussstein und verharrte an der Stelle. Jever fing wie verrücktan zu bellen und sprang in die Luft, um sich den Ball zu schnappen.
»Lass!«, rief Tommy, doch diesmal hörte Jever nicht.
Schnapp! Er hatte die Kugel in seiner Schnauze. Doch seine Zähne bissen mitten durch sie hindurch! Sie klackten aufeinander, und er stürzte nach seinem Sprung ungelenk zu Boden. Während Jever sich noch schüttelte, kam wieder Bewegung in die Kugel. Sie rotierte schneller und schneller und flog direkt auf den Verschlussstein zu. Und dann durchdrang sie den Stein, als wäre er Luft.
Wir blickten starr vor Erstaunen auf die Erscheinung, da rappelte Jever sich wieder auf und raste der Kugel hinterher! Ehe auch nur ein Laut über unsere Lippen kommen konnte, um ihm Einhalt zu gebieten, sprang der kleine Hund in Richtung Stein und … durch ihn hindurch!
Atemlose Stille herrschte in der Kammer. Sekundenlang starrten wir den Stein an, bis Tommy den Bann löste.
»Joe«, sagte er und stieß mich in die Rippen, »ich wusste doch, dass du der Spezialist für Holografien bist!«
»Du meinst … «, stotterte ich.
»Ja, ich meine. Diese Kugel war eindeutig für dich bestimmt. Und ich nehme an, du weißt, was du jetzt zu tun hast?«
Oh nein! Ich wusste natürlich sofort, was er meinte. Ich war derjenige, der mit geschlossenen Augen in das Haus eingedrungen war. Und jetzt sollte ich auch derjenige sein, der durch diesen Felsklotz wieder hinausgehen sollte!
»Aber … «, stammelte ich hilflos, »ich weiß doch gar nicht, wo ich diesmal rauskomme!«
»Das wissen wir alle nicht. Aber das wusstest du auch nicht, als du reingegangen bist. Jever ist durch. Und du weißt … «
»Ja«, sagte ich ergeben. »Was Jever kann, können wir auch.«
»Genau. Und wir kommen sofort hinter dir her, wenn es klappt. Und eins will ich dir auch noch sagen … «
»Und das wäre?« Ich hatte resigniert.
»Das wird der einzige Weg hier raus sein, und du hattest den Schlüssel.«
»Hm«, machte ich. Toller Weg. Meine Freunde sahen mich erwartungsvoll an. Ich wusste, ich hatte keine Wahl. Und ich konnte sie nicht enttäuschen.
»Gut. Ich gehe.«
»Nimm besser Lazy auf den Arm«, sagte Janine. »Nicht dass er nachher noch zurückbleibt.«
Das tat ich denn auch. Lazy wirkte schlaff und etwas mitgenommen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass seine Fütterungszeit längst überschritten war.
Ich bückte mich, hob meinen Hund hoch und trat vor den Felsen. Dann schaute ich mich um und blickte in die Augen meiner Freunde.
»Wenn ihr nicht nachkommt, werde ich sauer!«
Janine trat hinter mich und sagte etwas, das mir unendlich guttat. »Ich lass dich nicht allein. Wenn du durch bist, komme ich sofort nach!«
»Danke«, sagte ich. Dann drehte ich mich wieder um,nahm Lazy auf meinen linken Arm und streckte die rechte Hand vorsichtig gegen den Fels.
Meine Finger glitten einfach durch ihn hindurch.
»Na also!«, rief Tommy von hinten. »Geh weiter!«
Und wie zu Beginn unseres Abenteuers schloss ich die Augen. Ich dachte an den See und alle meine Ängste, die mir genommen waren. Dann machte ich den entscheidenden Schritt vorwärts und verschwand durch die Wand.
VERWÜNSCHT
D as Erste, was ich spürte, war eine Veränderung der Temperatur. Als ich rauskam, war es deutlich kühler. Ich fing an zu frösteln, und mein gesamter Körper bekam eine Gänsehaut. Immer noch hielt ich die Augen geschlossen, alle Sinne waren bis zum Äußersten angespannt. Die Sekunden dehnten sich qualvoll. Hoffentlich würden die anderen bald folgen. Ein tapsendes Geräusch verriet mir, dass Jever irgendwo in meiner Nähe rumgeisterte.
»Es ist stockdunkel«, flüsterte jemand neben mir. Zu Tode
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