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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eine genommen und dir was gewünscht, ohne uns was zu sagen?« Sanne war fassungslos.
    »Ja«, gab sie zu. »Bitte seid mir nicht böse. Ich wollte doch nur diesen hässlichen Fleck weg haben.«
    »Welchen Fleck?«, fragte ich verblüfft.
    »Na, den blöden Leberfleck am Hals. Ihr habt doch alle immer wieder draufgestarrt!«
    Jetzt fiel bei mir der Groschen! Natürlich! Das war es also, das war anders bei Janine! Ihr großer Leberfleck war verschwunden! Ich starrte auf ihren Hals. Der Fleck war weg.
    »Aber«, sagte ich zu Janine, »der hat doch niemanden gestört. Ich mag dich doch ohne Fleck nicht mehr als mit!«
    »Wirklich?«
    »Ja«, sagte ich entschieden. »Selbst wenn du hundert solcher Flecken hättest, du bist doch trotzdem unsere Janine.«
    »Danke, dass du das sagst.« Janine lächelte. »Aber ich wollte ihn weg haben. Ich habe ihn gehasst.«
    »Na«, sagte Tommy, »jetzt hat jeder von euch genug Kugeln verbraucht. Den Rest müssen wir nachher zurücklegen.«
    »Nachher?«, fragte Janine erstaunt.
    »Ja, nachher«, sagte ich und reichte ihr den Ausdruck. »Lies mal!«
    Janine überflog die Zeilen und bekam große Augen.
    »Heute ist Neumond? Heißt das …?«
    »Ja«, nickte Tommy. »Genau das. Wir haben herausgefunden, dass eine Mondphase von Neumond zu Neumond geht. Und Joe hat rausgekriegt, an welchem Punkt die Phase ist, in der wir uns heute gerade befinden. Genau in … « er legte den Kopf schief und schaute auf meine Armbanduhr, »… zweieinhalb Stunden ist die Mondphase vorbei.«
    »Wir müssen also schon zurück?«, fragte Janine enttäuscht.
    »Wenn du noch einen Leberfleck oder ne Warze hast, wünsch sie lieber schnell weg!«, lachte ich.
    »Nein, wir machen jetzt gar nichts mehr«, sagte Tommy,und der Klang seiner Stimme ließ uns aufhorchen. »Ich habe so das Gefühl, dass man uns nur so kurze Zeit gelassen hat, um zu sehen, wie wir mit den Dingen umgehen. Es könnte sein, dass man uns beobachtet.«
    Sanne blickte unwillkürlich zur Tür. »Du meinst, man kann uns sehen?«, fragte sie unsicher.
    »Nein.« Tommy blieb ernst. »Natürlich nicht direkt. Aber vielleicht werden wir an dem gemessen, was wir mit den Gaben getan haben, wenn wir zurückkommen.«
    Unbehagliches Schweigen erfüllte mein Zimmer. Ich dachte an meinen Streich mit Sanne, als ich nur so aus Spaß durch die Wand gegangen war. Ich schaute die Sachen an, die vor uns lagen, und hatte ein schlechtes Gewissen.
    »Meinst du, wir kriegen eine Strafe?«, fragte Sanne ängstlich.
    Zu unserer großen Erleichterung schüttelte Tommy den Kopf.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, was wir getan haben, war nicht so schlimm. Wenn wir uns allerdings Gold oder Reichtum gewünscht hätten … «
    Tommy ließ das Ende offen, und ich überlegte, dass ich über so was noch gar nicht nachgedacht hatte. Was sollte ich auch mit Geld? Ich hatte doch alles. Wenn ich mir was wünschen könnte, dann würde ich mir wünschen, dass Lazy so lange leben soll wie ich. Ich wollte gar nicht daran denken, was wäre, wenn ich meinen kleinen faulen Hund nicht mehr hätte.
    »Du hast etwas vergessen«, sagte Sanne und deutete auf das Buch der Gaben. Tommy schwieg. Wir sahen ihm an, wie unwohl er sich fühlte und wie er mit sich kämpfte.
    »Es ist dein Buch«, hakte Sanne nach. »Du solltest Gedankenlesen können, und nun kannst du’s. Wenn du diese Gabe noch nutzen willst, dann musst du es jetzt tun. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Tommy antwortete nicht. Er griff sich das Buch der Gaben aus der Mitte und schlug es auf. Dann las er leise die vielleicht vor Urzeiten geschriebenen Worte noch einmal vor. Als er geendet hatte, war es für lange Zeit still im Raum. Schließlich klappte Tommy das Buch wieder zu und legte es vorsichtig zurück. Wir schauten ihn verständnislos an.
    »Du willst es nicht mehr benutzen?«, fragte Janine leise.
    »Nein.« Tommy sagte das sehr bestimmt. »Ich glaube immer mehr, dass wir es nur auf Probe haben.«
    »Auf Probe?«, entfuhr es mir. »Aber dann kriegen wir es vielleicht nie wieder!«
    »Schon möglich«, sagte Tommy. »Dann haben wir die Probe eben nicht bestanden.«
    »Wir sollen also nichts mehr damit machen?«, fragte Janine enttäuscht und zeigte auf die auf dem Boden liegenden Sachen.
    »Genau«, nickte Tommy. »Wir bringen sie zurück. Und zwar am besten gleich.«
    Nun war auch ich enttäuscht. Wir hatten so viele Gefahrenüberstanden und so etwas Tolles erhalten. Und jetzt sollten wir alles schon wieder

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