Das Buch der Gleichnisse
Erlösung mit Freiheit hatte er vorgeschlagen, im Unterschied zu Erlösung ohne Freiheit , woraufhin Pastor Stjärne um eine Erklärung gebeten hatte , und da hatte er sich in dem Begriff Selbsterlösung verheddert. Pastor Stjärne, der im übrigen, was den Fliegenkleister anging, eine Kopie von Lisbeth war, hatte die Gewohnheit, an den Abenden herumzugehen, den Arm um einen zu legen und zu fragen Wie geht es dir mit Jesus, Per Olov . Es war sehr unangenehm. Er konnte ja nicht anfangen und zu seiner Verteidigung von Tante Valborg erzählen, obwohl es dem Gefühl hinter dem Schrank in der guten Stube glich, bereits bekannt.
Dieser Pastor Stjärne hatte sich empört und ein ernstes Wort mit ihm geredet, dass er sich schämen solle, und auweia, da hast du’s aber gekriegt! Wie Halvar Bergström aus Renbergsvattnet am abendlichen Lagerfeuer beinahe schadenfroh bemerkte.
Die Frau auf den Kieferndielen auf dem Larssonhof hatte Erlösung mit Freiheit gegeben. Wahrlich. Aber das konnte er ja Pastor Stjärne auf der Munkviksfreizeit nicht erklären. Das hatte sie, wahrlich und wahrhaftig. Man hatte es nicht nötig, die Liebe wie einen Kartoffelsack herumzuschleppen und sich durchs Eis der Burebucht zu hacken wie Onkel Aron. Und seitdem hatte er – dies wollte er vor Gott und allen Zeugen in dieser Versammlung, wenn auch insgeheim, bekennen – sich nach ihr gesehnt. Also der Frau auf dem Fußboden da bei Larssons, furchtbar gesehnt! ganz furchtbar gesehnt!!!, und als er in Skellefteå auf dem Gymnasium angefangen hatte, zur Untermiete einquartiert in der Skeppargatan 7, das Haus ist jetzt abgerissen, war seine Sehnsucht so groß geworden, dass er ihre Telefonnummer in Södertälje ausfindig gemacht hatte, weil er ja ihren vollen Namen kannte.
Also nicht nur das knappe Ellen!, das ihm an dem Nachmittag zuteil geworden war, als sie ihn sozusagen erlöst hatte. Sondern den ganzen Namen. Was half es da, seine Mundlippen zu verschließen und zu schweigen. Aber ein Roman über Liebe sollte es nie werden.
*
Das Folgende ereignete sich im letzten Gymnasiumsjahr.
Er war zu seiner Vermieterin in der Skeppargatan, wo er wohnte, hineingegangen – zu der Frau, die jeden Morgen mit zwei Scheiben Hefestollen und einem Glas Milch hereinkam und ihn weckte, indem sie ihn am Arm rüttelte und ihn mit einem freundlichen, wenngleich etwas rätselhaften Lächeln ansah, während sie die Decke hochzog und dann zurechtzupfte, um seine Steifheit zu verbergen, es war nur einmal! – und hatte sie gebeten, für ein Ferngespräch nach Södertälje ihr Telefon benutzen zu dürfen.
Sie hatte gefragt, wen er anrufen wolle, aber er hatte sich gewunden, es war ja unnötig, dies zu erzählen, nicht zuletzt, wenn man an die gerade entlarvte Steifheit dachte, aber es war nur einmal, und sie hatte weder etwas gesagt noch seine Steifheit getadelt. Und danach hatte er immer darauf geachtet, sie zu überdecken, obwohl es ihr sicher egal war. Vielleicht zweimal, höchstens. Auf jeden Fall durfte er das Telefon benutzen, trotz ihres Argwohns und ihrer schlecht verhohlenen Missbilligung.
Und er war durchgekommen! Das war das Phantastische.
Sie hatte sich gemeldet, mit ihrer ziemlich schönen Stimme, die verblüffend gleich geblieben war seit jenem Mal, als sie über Bernhard Nordhs Bücher gesprochen hatten. Er hatte gesagt, dass sie sich vielleicht an ihn erinnere, vom Larssonhof, ob sie sich erinnere, dass er eine Limonade von ihr bekommen hatte? Ob sie sich an ihn erinnnerte, er sei ziemlich groß und von rankem Körperbau, und sie hätten über Bernhard Nordh diskutiert; und da hatte sie ziemlich kurz angebunden gefragt, Was willst du? Und er hatte geantwortet, er habe darüber nachgedacht, oder vielleicht hatte er gesagt, er habe sich ein wenig Gedanken gemacht, wie es ihr ginge , und sie hatte gefragt, woher er ihre Telefonnummer habe.
Und da hatte er es ihr erklärt, mit eigenen Worten, aber bestimmt in einem etwas zu angelegentlichen Tonfall, und war wieder unterbrochen worden. Sie hatte erneut gesagt Was willst du? , und dies ließ ihn gleichsam verstummen, und er hatte den Hörer aufgelegt.
Was für ein Fiasko!
Aber ihre Stimme klang nicht mehr ganz so nettig, also war es vielleicht auch gut so. Und die Vermieterin hatte hinter der Tür gestanden und ziemlich unwirsch ausgesehen und gefragt, was los sei, denn er wirkte ziemlich geknickt, oder bedröppelt, aber weil er ihr keine Antwort gab, hatte sie abrupt gesagt Das macht zwei fünfzig , und
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