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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Spiel und durch die Musik.
    Schon Friedrich Schiller meint, im Spielen sei „die Zeit in der Zeit“
    aufgehoben. Und Peter L. Berger, ein Philosoph unserer Zeit, spricht davon, dass man in der Freude des Spiels „nicht nur von einer Zeitrechnung in die andere, sondern von der Zeit in die Ewigkeit übergeht“. Das Spiel hebt die Zeit auf. Ein Kind vergisst sich im Spielen.
    Ahnlich ist die Liturgie als heiliges Spiel ein Sichhineinspielen in die Ewigkeit, in das ewige Spiel Gottes mit dem Menschen.
    Die Musik gehört wesentlich zur Liturgie. Musik ist Fenster zur Ewigkeit. Da klingt die Ewigkeit an. In der Musik sind Zeit und Ewigkeit miteinander verbunden. Sie geschieht in der Zeit, in Tönen, Melodien und Pvhythmen, und zugleich ist ihr Wesen überzeitlich und zeitlos. In jedem Ton klingt etwas an vom Geheimnis des Seins. Musik ist wohl der Ort, an dem Transzendenz am deutlichsten zu spüren ist. Die Mönche singen den gregorianischen Choral, einen meditativen Gesang, der in sich die Fähigkeit besitzt, die Stille hörbar und die Ewigkeit erfahrbar werden zu lassen.

    EINBRUCH DES EWIGEN
    Für den großen Tiefenpsychologen C. G. Jung verbindet das Fest die Gegenwart mit der historischen und mythischen Vergangenheit. Das Fest durchbricht den unerbittlichen Lauf der Zeit. Es ist Verheißung des ewigen Festes, zu dem Gott uns einlädt. Im Fest bricht seine Ewigkeit in unsere Zeit. Fest ist Unterbrechung der Arbeit, des Nutzbringenden, des Kalkulierbaren. Fest ist zeitlos, und Fest ist zweckfrei. Im Fest werden wir herausgenommen aus dem bloßen Funktionieren, aus der hektischen Tretmühle des Alltags. Das Fest ist gezeichnet von „Mühelosigkeit und Leichtigkeit“. Nur wenn ich ja sage zu dieser Welt, kann ich ein Fest feiern, das den Alltag unterbricht und mir Anteil schenkt am Eigentlichen. Plato meint, die Götter hätten sich der Menschen erbarmt und ihnen in ihrer Mühe „als Atempause die wiederkehrenden kultischen Feiertage gegeben und als Festgenossen die Musen und ihre Anführer Apollon und Dionysos“. Fest ist immer auch Bild der Menschwerdung.
    Fest ist die Feier unserer Einswerdung mit Gott und der Verschmelzung aller Gegensätze in uns. Seit jeher ist das Hochzeitsfest Symbol der Einheit aller Gegensätze. In jedem Fest klingt etwas davon an, dass Gott mit uns eins wird, dass wir im Fest teilhaben am ewigen Gott, der jede Zeit transzendiert.
    Jeder Sonntag ist ein Fest der Auferstehung. Da feiern wir den achten Tag, den Tag, der keinen Abend kennt, den Tag, der die Zeit aufriebt in die Ewigkeit hinein. Der Auferstehungstag ist ja der achte Tag. Augustinus sagt von diesem achten Tag, dass er die ewige Seligkeit in sich schließt:
    „Denn jene ewige Ruhe setzt sich am achten Tag fort und endet nicht an ihm, weil sie ja sonst nicht ewig wäre. Deshalb wird der achte Tag sein, was der erste war, und so das ursprüngliche Leben sich nicht als vergangen, sondern als mit dem Stempel der Ewigkeit bekleidet erweisen.“ Acht ist die Zahl der Ewigkeit. Die Acht ist ohne Ende. Das Taufbecken der frühen Kirche war achteckig. Da tauchte man ein in das ewige Leben Gottes, das nicht mehr aufhört, das die Zeit aufhebt.
    Achtgliedrig ist aber auch der Pfad Buddhas, den der Mensch gehen soll, um dem Kreislauf der Leiden und Wiedergeburten zu entkommen und am Nirwana teilzuhaben, das alle Zeit übersteigt.

    DIE SEELE BRAUCHT FESTE
    Feste bringen einen wesentlichen Aspekt unserer Seele zur Sprache. Ein Fest feiert man nur, wenn man davon leben kann, und indem wir ein Fest feiern, kommt in unserer Seele etwas Wichtiges in Bewegung. Unsere Gefährdungen werden angesprochen, aber zugleich sind auch Wege aufgezeigt, wie die Gefährdungen überwunden werden können. Feste haben eine heilende Wirkung. Denn wenn wir uns ihrem Rhythmus überla ssen, kommt auch unsere Seele und mit ihr unser Leib in einen gesunden Rhythmus.
    In den vielen Festen des Kirchenjahres wird dies immer wieder unter einem neuen Aspekt angesprochen und ausagiert: Die Adventszeit als Zeit des Wartens und Sehnens möchte unsere Süchte wieder in Sehnsucht verwandeln. Im Weihnachtsfest geht es um den neuen Anfang. Wir sind nicht festgelegt auf die Geschichte unserer Verletzungen und Kränkungen. Gott setzt in der Geburt Jesu einen neuen Anfang. Wenn Christus in uns geboren wird, so kommen wir in Berührung mit dem unverfälschten und unberührten Bild Gottes in uns. Die Fastenzeit ist eine Zeit der inneren Reinigung und Überprüfung. Indem wir uns

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