Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
Vom Netzwerk:
überarbeitet, schadet sich. Stress mag für viele als Statussymbol gelten. Aber die Wahrheit ist: Stress zeigt meistens, dass einer nicht gut mit sich umgehen kann. Es führt nicht weiter, hart gegen sich selbst zu sein und sich an die Überlastung zu gewöhnen. Wer hart ist gegen sich selbst, ist in Gefahr, sein Herz auch gegenüber den anderen zu verhärten. Versuche, die Ursachen für deinen Stress zu entdecken - und die nötige Abhilfe zu schaffen.

    LEBENSQUELL
    Viele klagen heute, dass sie gestresst sind, ausgebrannt, erschöpft. Für mich ist Stress immer ein spirituelles Problem. Wir arbeiten nur aus der eigenen Kraft. In uns sprudelt aber die Quelle des Heiligen Geistes. Wenn ich mit dieser Quelle in Berührung bin, wenn ich aus ihr heraus arbeite, dann vermag ich viel zu arbeiten, ohne zu erschöpfen. Denn diese Quelle in mir ist unerschöpflich, weil sie göttlich ist. Viele sind erschöpft, weil sie aus falschen Lebensmustern heraus arbeiten. Sie arbeiten mit dem Motto:
    „Hoffentlich mache ich alles richtig. Hoffentlich mache ich keinen Fehler. Hoffentlich gibt es keinen Streit.“ Mit solchen Lebensmustern ist man aber bald am Ende, ausgebrannt.
    Gebet ist der Weg zur inneren Quelle. Das Gebet, wie Evagrius Ponticus es versteht, führt uns in den inneren Raum der Stille. Evagrius nennt die sen Raum „Ort Gottes“, weil Gott selbst dort wohnt, und
    „Jerusalem“, weil es ein Ort des Friedens ist. In uns - so sagt uns die Mystik - ist schon ein Ort, an dem es ganz still ist, an dem Gott schon in uns ist. Doch wir sind abgeschnitten von diesem Raum der Stille. Der innere und äußere Lärm, unsere Sorgen und Probleme legen sich wie eine dicke Betonschicht zwischen unser Herz und diesen inneren Ort des Schweigens. Im Gebet durchstoßen wir die Betonschicht, um in den inneren Raum zu ge langen. Dort, wo Gott in uns wohnt, haben die Menschen keinen Zutritt, dort treffen uns die Urteile und Verurteilungen, die Wünsche und Erwartungen, die Ablehnungen und Verletzungen nicht. Dort sind wir heil und ganz. Trotz unserer Ängste dürfen wir in unserer Mitte erfahren, dass unser wahres Selbst heil und ganz ist. Es ist unverwundbar. Die Verletzungen betreffen nur unsere Emotionen, aber nicht unser wahres Selbst. In der Ostkirche ist vor allem das Jesusgebet der Weg, um zur Tiefe des Herzens zu gelangen. Es ist ein Raum der Milde und Barmherzigkeit, der Liebe und der Freiheit. Dort haben auch die eigenen Schuldgefühle keinen Zutritt. Dort sind wir lauter und rein, makellos.

    STRESS UND FLOW
    Im Mönchtum gab es immer wieder Strömungen, die die Arbeit als Hindernis auf dem geistlichen Weg sahen. Doch die gesunde Tradition sah es anders. Die Arbeit ist wichtig für meinen spirituellen Weg. Sie ist einmal eine wichtige Quelle der Selbsterkenntnis. In der Arbeit lerne ich mich mit meinen Fähigkeiten kennen. Aber ich entdecke auch meine Schattenseiten. Die geistlichen Väter konnten an der Art und Weise, wie jemand arbeitet, erkennen, wie es in seiner Seele aussieht. Wer chaotisch arbeitet, dessen Seele scheint innerlich durcheinander zu sein. Bei der Arbeit stoße ich immer wieder an meine Grenzen. Emotionen wie Wut und Ärger tauchen auf. Sie zeigen mir me ine empfindlichen Stellen und meine verdrängten Bedürfnisse.
    Es gibt Menschen, die Spiritualität mit religiösem Narzissmus verwechseln. Sie kreisen nur um sich. Arbeiten heißt, sich von Gott in Dienst nehmen lassen, sich und seine Vorlieben loslassen. Ob ich in der Arbeit gestresst bin oder nicht, ist im Kern ein spirituelles Problem. Wer sich in seiner Arbeit selbst beweisen will, wer vor sich und den andern gut dastehen will, der schöpft aus seiner eigenen Kraft. Und die ist bald erschöpft. Wer jedoch seine innere Quelle gefunden hat, die Quelle des Heiligen Geistes, aus dem strömt die Arbeit von innen heraus. Wem alles fließt, wer im „Flow“ ist, der kann viel arbeiten, ohne zu ermüden.
    Es gibt Abteilungsleiter, die viel arbeiten. Aber ihre Arbeit beflügelt die anderen nicht. Im Gegenteil, von ihrer Arbeit geht eine unbewusste Aggressivität aus. Sie verstecken sich hinter der Arbeit, um unangreifbar gegenüber jeder Kritik zu sein. Die Mitarbeiter spüren die verdrängte Aggressivität in dem Übermaß an Arbeit und werden dadurch eher gelähmt als motiviert.
    Die Ausstrahlung, die von meiner Arbeit ausgeht, zeigt, ob ich sie aus einer spirituellen Haltung heraus vollziehe oder aber aus egoistischen Motiven, um meinen Wert zu beweisen,

Weitere Kostenlose Bücher