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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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gehört und sich gezwungen, weiterzuarbeiten. So sind sie innerlich leer geworden. Sie werden erst dann wieder Lust an ihrer Arbeit finden, wenn sie auf ihre Seele, auf ihre inneren Impulse hören, wenn sie sich Zeit gönnen, damit die Seele atmen kann.

    RAT DES ENGELS
    Der heilige Benedikt stellt drei Kriterien auf, mit denen der Novizenmeister prüfen soll, ob ein junger Mönch wahrhaft Gott sucht.
    Ein Kriterium ist, ob er Eifer hat für den Gottesdienst, ob er also fähig ist, seine Gefühle zuzulassen und vor Gott auszudrücken. Dann soll der Novizenmeister prüfen, ob er fähig ist, sich auf die Gemeinschaft einzulassen, ihr gehorsam zu sein, ob er also beziehungsfähig ist. Und schließlich soll er darauf sehen, ob er bereit ist, sich in der Arbeit fordern zu lassen, ob er leistungsfähig ist. Reifer Umgang mit Gefühlen, Beziehungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit sind die psychologischen Kriterien für einen gesunden Menschen.
    Eine Geschichte, die von einem der frühchristlichen Wüstenväter berichtet wird, erzählt etwas Ähnliches:
    Abbas Poimen sprach: „Drei körperliche Übungen fanden wir am Altvater Pambo: tägliches Fasten bis zum Abend, Schweigen und viel Handarbeit“. Mit diesen Übungen kam Pambo zu seiner geistlichen Reife. Das konsequente Durchhalten dieser drei Dinge verwandelte ihn.
    Ähnlich erfährt Antonius von einem Engel, wie sein Leben gelingen kann. Als er in verdrießlicher Stimmung den Engel fragt, was er tun soll, sieht er einen, der ihm gleicht: „Er saß da und arbeitete, stand dann von der Arbeit auf und betete, setzte sich wieder und flocht an einem Seil, erhob sich dann abermals zum Beten. Und siehe, es war ein Engel des Herrn, der gesandt war, Antonios Belehrung und Sicherheit zu geben.
    Und er hörte den Engel sprechen: .Mach es so und du wirst das Heil erlangen.' Als er das hörte, wurde er von großer Freude und mit Mut erfüllt, und durch solches Tun fand er Rettung“.
    Die klare Tagesordnung, das gesunde Miteinander von Gebet und Arbeit, von Sitzen und Stehen, von Seile Flechten und Beten, ist der Weg zur inneren Ruhe. Sie klärt die negativen Gefühle und bringt den Menschen innerlich in Ordnung.

    UNERSCHÖPFLICH
    „Nimm dir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit zum Gebet, außer wenn du viel zu tun hast, dann nimm dir eine Stunde Zeit.“
    Psychologen würden diesen Ratschlag des hl. Franz von Sales vermutlich als paradoxe Intervention bezeichnen. Hilfreich ist er auf jeden Fall.
    Ich habe Menschen beobachtet, die immer jammern, dass sie nicht zum Beten kommen, weil sie soviel zu arbeiten haben. Aber wenn ich genauer hingesehen habe, musste ich entdecken, dass es mit ihrer Arbeit gar nicht so weit her war. Sie haben zwar immer gearbeitet, aber es ist kaum etwas dabei herausgekommen. Sie waren immer beschäftigt. Aber wirklich viel haben sie nicht geleistet. Wenn die Herausforderungen durch die Arbeit größer sind, als unserem normalen Maß entspricht, so ist das für Franz von Sales ein Anlass, auch mehr zu beten als sonst. Wer viel arbeitet, muss auch viel beten, damit seine Arbeit gelingt. Das Gebet klärt meinen Geist, damit ich mich nicht blind in die Arbeit stürze. Es bringt mich in Berührung mit meiner wahren Mitte, damit die Arbeit dann wirklich aus der Mitte kommt. Im Gebet entdecke ich die innere Quelle des Heiligen Geistes. Wenn die Arbeit aus dieser inneren Quelle strömt, so werde ich nicht so leicht erschöpft. Denn die Quelle in mir ist unerschöpflich, weil sie göttlich ist.
    Wer sich von seiner Arbeit gestresst fühlt, der arbeitet aus eigener Kraft und nicht aus der Quelle des Heiligen Geistes. Ich bin gestresst, wenn ich mich mit meiner Arbeit beweisen will und wenn ich nur mit eigener Kraft arbeite. Wenn die Arbeit aus der inneren Quelle herausströmt, kann ich viel arbeiten, ohne zu ermüden. Die Quelle wird immer von neuem ihr frisches Quellwasser einfließen lassen, so dass ich in der Arbeit nicht in einen unfruchtbaren Trott verfalle, sondern gegenwärtig bin und zugleich kreativ. Spiritualität hat immer auch mit Kreativität zu tun.
    Weil Stress ein spirituelles Problem ist, braucht mehr Arbeit auch mehr Gebet. Nicht um der Arbeit zu entfliehen, sondern damit sie nicht in Routine verkommt, sondern mit Phantasie und Kreativität vollbracht wird.

    WACHSEN LASSEN
    „Warte auf das Wunder - wie der Gärtner auf das Frühjahr.“
    Dieser Satz des Dichters Antoine de Saint-Exupery steckt voller Weisheit für unser alltägliches Leben.
    Wunder

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