Das Buch der Lebenskunst
erklärt mit dem, was Gott ihm gegeben hat.
Ein pfiffiger Anonymus hat das Sprichwort umgedeutet und an eine Häuserwand seine überraschende Variante der Lebensphilosophie gesprayt: „Jeder ist seines Glückes Störenfried.“
Vielleicht hat er sich von Watzlawicks berühmtem Buch inspirieren lassen: „Die Kunst, unglücklich zu sein“. Es gibt Menschen, die es immer wieder fertig bringen, das Glück, das ihnen das Leben bietet, zu stören, zu zerstören. Sie stören den Frieden, wenn sie sich einmal gut finden. Sie können es kaum aushaken, dass es ihnen einmal gut geht. Das ist für sie eine so ungewohnte Erfahrung, dass sie sie sofort wieder zunichte machen müssen. Es ist in ihnen wie ein inneres Lebensmuster, dass sie nicht glücklich sein können oder sein dürfen. Daher müssen sie jede positive Erfahrung sofort madig machen. Sie haben sich so mit ihrer Rolle des Unglücklichen identifiziert, dass sie es nicht fertig bringen, diese Rolle vom Spielplan zu streichen. Sie weigern sich, aus ihrer Tragödie eine Komödie zu machen. Doch sie sind zum großen Teil selber der Autor und der Regisseur ihres Lebens. Es liegt an ihnen, wie sie ihr Drehbuch schreiben. Und vor allem liegt es an ihnen, ob sie glückliche Augenblicke genießen möchten oder ob sie sie lieber zerstören mit dem Hinweis, dass das doch nur eine Ausnahme ist, während das übrige Leben doch eine einzige Last sei. Kaum einer wird vor sich selbst zugeben, dass er seines Glückes Störenfried ist. Er wird lieber andere dafür verantwortlich machen, seine Eltern, seine Erzieher, seine Familie, seine Firma, die Gesellschaft, den Staat. Aber es liegt an ihm, wie er auf seine Erziehung reagiert, was er selbst mit dem Leben macht, das ihm zugefallen ist.
ES LOHNT SICH
Wesentlicher Aspekt einer Kunst des gesunden Lebens ist das heilende Ritual. Rituale strukturieren den Tag und geben uns die Gelegenheit zum Innhalten - und damit die Chance, dass wir uns der eigentlichen Wirklichkeit unseres Lebens erinnern. Rituale öffnen den Himmel über unserem oft genug grau verhangenen Alltag. Sie verbinden mit der Lebensquelle des Unbewussten und lassen den lebendigen Geist einfließen in die konkreten Lebensvollzüge dieses Alltags, um sie zu verwandeln. Sie geben uns mitten im Zweifel an uns und unserem Leben die Gewissheit, dass unser Leben gelingen wird. Weil wir Lust haben, den Tag mit einem Ritual zu beginnen, können wir auch den Tag über positiv leben. Und Lust am Leben ist die wichtigste Voraussetzung für gesundes Leben. Rituale sind zudem immer etwas Handfestes: Ich nehme eine Kerze und zünde sie an. Ich mache am Morgen eine Gebärde und halte mich darin Gott hin. Ich nehme ein Kreuz in die Hand und halte mich daran fest. Jakob salbt den Stein, auf dem er geschlafen und von der Himmelsleiter geträumt hat. Er geht zärtlich damit um, behutsam und achtsam. Das Einfache, das Harte des Steines wird zum Zeichen der zärtlichen Liebe Gottes, die ihn umgibt. Jakob nimmt den Stein als Erinnerungsmal. Rituale erinnern uns daran, dass Gott mitten in unserem Alltag bei uns ist, dass er mit uns geht. Im Ritual kommt Gott in unser Inneres.
Rituale geben dem Leben eine Ordnung. Gerade wenn die Menschen in sich zerrissen sind, können Rituale eine heilende Wirkung entfalten. Sie bringen die Seele in Ordnung. Sie geben depressiven Menschen Halt und Festigkeit. Rituale geben mir das Gefühl, dass ich selber lebe und dass es sich lohnt zu leben, weil mein Leben ein Fest ist, ein Fest des Einswerdens mit Gott. Und Rituale zeigen mir, dass mein Leben wertvoll und sinnvoll ist. Für mich ist ein wichtiges Ritual, morgens die Hände zum Himmel zu erheben und mir klarzumachen: Es kommt heute nicht auf meine Leistung an. Ich definiere mich nicht von meinen Terminen, sondern ich möchte den Himmel über den Menschen öffnen.
Es lohnt sich, diesen Tag zu leben. Ich möchte meine urpersönliche Spur eingraben in diese Welt. Nur wenn mein Leben sinnvoll ist, kann es auch heil werden.
LEBE AUTHENTISCH
Wir sollen nicht nur auf unsere Gedanken und Gefühle, auf unsere Bedürfnisse und Leidenschaften hören, sondern auch auf unsere Träume und auf unseren Leib. Unsere Träume fuhren uns oft auf den Weg, der für unsere Seele stimmt. Sie machen uns auf Gefährdungen aufmerksam und mahnen uns, das zu tun, was mit unserer inneren Wirklichkeit übereinstimmt. Sie decken uns unsere Krankheiten auf und geben uns zugleich das Mittel an, das die Krankheit zu heilen vermag.
Und
Weitere Kostenlose Bücher