Das Buch der Lebenskunst
wir sollen auf unseren Leib hören. Der Mönchsschriftsteller Evagrius hat genaue Anweisungen gegeben, wie wir auf die Regungen des Leibes achten sollen. Denn sie zeigen uns, wie es in unserer Seele aussieht.
Krankheiten weisen uns oft auf verdrängte Bereiche unserer Seele hin.
Wir sollen dabei nicht nach den Ursachen unserer Krankheiten fragen.
Denn das wäre rückwärtsorientiert und würde uns nur mit Schuldgefühlen belasten. Wir sollen vielmehr nach dem Sinn unserer Krankheit fragen. Die Krankheit ist, um das Bild eines Märchens zu verwenden, der bellende Hund, der uns auf den Schatz aufmerksam machen möchte. Es ist ein Schatz, der in uns liegt. Der Schatz ist Symbol für das wahre Selbst, an dem wir oft genug vorbeileben. Die Krankheit zeigt uns, dass wir das Selbst aus dem Auge verloren haben.
Und sie mahnt uns, das Bild, das Gott sich von uns ge macht hat, authentisch zu leben.
HÖR AUF DEINEN LEIB
Der Leib ist oft ehrlicher als unser Verstand, der oft nicht klar denken kann, weil er von unbewussten Voraussetzungen bestimmt wird. Wenn wir Gedanken und Gefühle nicht beachten, drücken sie sich im Leib aus, damit wir sie nicht mehr überhören können. Wir sollen auf unsern Leib hören, um die eigene Wahrheit zu erkennen. Dabei sollen wir dankbar sein, wenn der Leib reagiert, wenn er uns immer wieder zeigt, wie es um uns steht.
Die Psychologie weiß, dass es häufig unsere Gedanken und Gefühle sind, die uns krank machen. Wenn wir uns ständig einreden, dass uns keiner mag und dass wir zu nichts taugen, dann wird sich das auf unsere Psyche und auf unseren Leib lähmend und kränkend legen. Gefühle, die unterdrückt werden, suchen sich im Leib einen Ausdruck. Verdrängte Aggressionen verlagern sich in den Leib. Eine Krankheit kann sich aggressiv gegen die anderen richten. Oder aber wir richten die Aggressionen gegen uns selbst und werden depressiv. Verdrängter Ärger kann sich in Magengeschwüren äußern. Die nicht zugela ssenen Bedürfnisse werden häufig in einer Krankheit ausgelebt. Da müssen sich die andern um mich kümmern. Und unterdrückte Lust führt oft genug in die Krankheit. Was wir nicht zulassen, das sucht sich andere Wege des Ausdrucks. Und häufig übernimmt dann de r Leib die Funktion, das Unterdrückte und Verdrängte auszuleben. Doch viele wollen ihn nur möglichst schnell wieder funktionstüchtig machen. Wer dagegen jeden Tag sensibel hinhört auf das, was sein eigener Leib ihm sagt, der lebt besser - und gesünder.
ANSTECKEND
Sexualität kann - als Energie des Lebens - eine Quelle der Spiritualität sein. Sexualität möchte uns über uns hinaustreiben in die Ekstase. Wir können gut mit ihr umgehen, wenn wir uns mit ihr anfreunden und sie als Antrieb nehmen, über uns hinauszuwachsen, uns in Gott hineinfallen zu lassen, unsere tiefste Sehnsucht auf Gott zu richten und uns von ihr auf die Menschen verweisen zu lassen.
Sexualität ist eine wichtige Lebenskraft. Sie will verwandelt werden in Sinnlichkeit, Lebendigkeit, Lust am Leben, Fruchtbarkeit, Kreativität.
Je intensiver wir leben, desto mehr wird Sexualität integriert in unsere Spiritualität. Wenn wir positive Lebensenergie ausstrahlen, wenn um uns herum etwas aufblüht, dann ist es immer ein Zeichen, dass die Sexualität zu einem inneren Antrieb zum Leben für uns geworden ist, dass sie uns Lust am Leben schenkt und dass diese Lust am Leben auch andere ansteckt.
FREUDE BESEELT
Wir suchen alle nach Freude und suchen sie oft in Aktivitäten, die uns Spaß und Annehmlichkeiten versprechen - und uns doch nicht zu uns selber bringen. Unzerstörbare und dauerhafte Freude zeigte sich gerade in äußeren Widrigkeiten. Auch in deinem Herzen ist die Freude schon da.
Du bist oft nur davon abgeschnitten. Komme in Berührung mit deiner Freude. Lass dich von ihr beseelen. Dann wird dein Leben nicht mehr bestimmt von Anerkennung und Zuwendung, von Erfolg oder Misserfolg, sondern von der inneren Freude, die in dir ist und dir nicht genommen werden kann, weil sie aus einer tieferen Quelle kommt.
LEBEN IN FÜLLE
Was meint eigentlich Qualität des Lebens? Und was ist damit gesagt, wenn wir von „ewigem Leben“ oder von „Leben in Fülle“ reden? Gemeint ist dies: Wir definieren uns nicht bloß über Leistung und Erfolg, Gesundheit und Krankheit, Anerkennung oder Ablehnung. Und auch wenn wir Probleme haben, wir sind nicht unser Problem. Wir haben zwar
- immer wieder - Angst, aber wir sind nicht unsere Angst. In uns ist
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