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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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überlegte, ob sich ein Kater so anfühlte. Da kam alles wieder hoch, alles, was in der Nacht zuvor passiert war, und ich wurde ganz aufgeregt. Wicca. Es war seltsam und erstaunlich gewesen. Gut, heute fühlte ich mich schrecklich, mein Kopf war völlig benebelt und tat weh, aber trotzdem hatte ich in der vergangenen Nacht eines der aufregendsten Erlebnisse meines ganzen Lebens gehabt. Und Cal. Er war … unglaublich. Ungewöhnlich.
    Ich dachte zurück an den Augenblick, als er mich so intensiv angesehen hatte. Ich dachte an den Moment, als er zu mir allein gesprochen hatte, auch wenn mir später aufgegangen war, dass dem gar nicht so gewesen war. Robbie hatte gehört, wie Cal Einsamkeit verbannt hatte, und Bree ebenfalls. Auf dem Heimweg hatte Bree sich laut darüber Gedanken gemacht, wieso ein Typ wie Cal wohl einsam war.
    Ich schwang die Füße auf den kalten Fußboden. Es
war endlich richtig Herbst geworden. Meine liebste Jahreszeit. Die Luft ist frisch, das Laub wird bunt, die Hitze und die Erschöpfung des Sommers haben ein Ende. Es ist gemütlicher.
    Ich stand auf und kämpfte mich leicht schwankend ins Bad, wo ich unter den kümmerlichen Wassersparduschkopf trat und das heiße Wasser aufdrehte. Als es auf meinen Kopf herunterprasselte, schloss ich die Augen und lehnte mich an die Wand, zitterte vor Vergnügen und wegen der Kopfschmerzen. Etwas verschob sich kaum merklich, und plötzlich konnte ich jeden einzelnen Wassertropfen hören, jedes kleine Rinnsal auf meiner Haut spüren und jedes winzige Haar auf meinen Armen, wie es vom Gewicht des Wassers niedergedrückt wurde. Ich schlug die Augen auf, atmete die feuchte Luft ein und meine Kopfschmerzen verflogen.
    Ich blieb dort, sah das Universum in meiner Dusche, bis Mary K. an die Tür klopfte.
    »Eine Minute noch!«, sagte ich ungeduldig.
    Eine Viertelstunde später schob ich mich auf die Rückbank des Volvo meines Vaters, mein nasses Haar zu einem geschmeidigen Zopf geflochten, der hinten auf meinem Kleid einen nassen Fleck hinterließ. Ich kämpfte mich in meine Jacke.
    »Wann bist du ins Bett gegangen, Morgan? Hast du letzte Nacht nicht genug Schlaf bekommen?«, fragte
meine Mutter strahlend. Jeder in meiner Familie, außer mir, ist morgens immer sträflich gut gelaunt.
    »Ich bekomme nie genug Schlaf«, stöhnte ich.
    »Ist es nicht ein schöner Morgen«, meinte mein Vater. »Als ich aufgestanden bin, war der Himmel noch ziemlich dunkel. Ich habe meinen Kaffee auf der Veranda hinter dem Haus getrunken und zugesehen, wie die Sonne aufgegangen ist.«
    Ich öffnete eine Cola light und trank einen belebenden Schluck. Meine Mutter drehte sich herum und machte ein typisches Muttergesicht. »Schatz, du solltest morgens lieber Orangensaft trinken.«
    Mein Vater kicherte. »Unsere Nachteule.«
    Ich war eine Nachteule und sie waren Lerchen. Ich trank meine Cola, denn ich wollte sie leer kriegen, bevor wir zur Kirche gelangten. Ich dachte, was für ein Glück es doch für meine Eltern war, dass sie Mary K. hatten, denn sonst hätte es leicht so ausgesehen, als ob ihre beiden Kinder vollkommene Fremde wären. Und dann dachte ich, was für ein Glück es doch war, dass sie mich hatten, denn so konnten sie Mary K. erst richtig würdigen. Und dann dachte ich, was für ein Glück ich doch hatte, sie zu haben, denn ich wusste, dass sie mich liebten, auch wenn ich ganz anders war als sie.
    Unsere Kirche war sehr schön und fast 250 Jahre alt. Sie war eine der ersten katholischen Kirchen in der Gegend hier. Die Organistin, Mrs Lavender, spielte
schon, als wir reinkamen, und ich fand den Weihrauchduft so vertraut und tröstlich wie den Duft unseres Waschmittels.
    Als ich durch das große Holzportal trat, gingen mir die Nummern 117, 45 und 89 durch den Kopf, als hätte sie mir jemand innen auf die Stirn geschrieben. Wie komisch, dachte ich. Wir setzten uns in unsere gewohnte Bank, meine Mutter zwischen Mary K. und mich, damit wir keinen Unsinn trieben, obwohl wir inzwischen so alt waren, dass wir sowieso nichts mehr anstellen würden. Wir kannten fast alle, die in unsere Kirche gingen, und es gefiel mir, sie jede Woche zu sehen, mitzukriegen, wie sie sich veränderten, mich als Teil von etwas zu fühlen, was größer war als nur meine Familie.
    Mrs Lavender setzte zum ersten Lied an, und wir standen auf, als die Messdiener und der Chor, Vater Hotchkiss, Diakon Benes und Joey Markovich, der das schwere Goldkreuz trug, Einzug hielten.
    Mom schlug ihr Gesangbuch auf und fing an

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