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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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zu blättern. Ich richtete den Blick auf die Anzeige vorn in der Kirche, um zu sehen, welches Lied dran war. Das erste Lied war Nummer 117. Ich schaute auf die nächste Nummer – 45. Gefolgt von 89. Die drei Nummern, die mir beim Betreten der Kirche plötzlich durch den Kopf gegangen waren. Ich blätterte zur richtigen Seite und fing an zu singen, während ich noch überlegte, woher ich die Nummern gewusst haben konnte.

    An diesem Sonntag hielt Vater Hotchkiss eine Predigt, in der er das spirituelle Ringen mit einem Fußballspiel verglich. Vater Hotchkiss steht auf Fußball.
    Nach der Kirche traten wir wieder hinaus in den strahlenden Sonnenschein und ich blinzelte.
    »Mittagessen im Widow’s Diner?«, fragte Dad wie immer, und wir stimmten zu, ebenfalls wie immer. Es war ein ganz gewöhnlicher Sonntag, außer dass ich aus irgendeinem Grund die Nummern der drei Kirchenlieder gewusst hatte, noch bevor mein Blick auf die Anzeigetafel gefallen war.

6
PRACTICAL MAGICK
    »Sie führen Buch über ihre Taten und notieren diese in ihren Büchern der Schatten. Kein gewöhnlicher Sterblicher kann ihre unnatürliche Verschlüsselung lesen, denn ihre Worte sind nur für ihresgleichen bestimmt.«
    DAS VERBORGENE BÖSE
Andrej Kwertowski, 1708
     
    Ich bin nicht übersinnlich veranlagt. Das Leben ist voller komischer kleiner Zufälle. Das sage ich mir einfach so lange, bis ich es glaube.
     
    »Wohin fahren wir?«, fragte ich. Ich hatte mein Sonntagskleid gegen Jeans und Sweatshirt eingetauscht. Meine Kopfschmerzen waren weg und ich fühlte mich gut.
    »Zu einem magischen Laden«, sagte Bree und stellte den Rückspiegel neu ein. Breezy war wieder voll einsatzfähig, deshalb fuhren wir heute mit Brees Auto. »Cal hat mir gestern Abend davon erzählt und es klang toll.«
    »Hey, apropos magisch, soll ich dir mal was Merkwürdiges erzählen?«, fragte ich. »Heute in der Kirche habe ich die Nummern der Kirchenlieder gewusst, bevor
ich sie vorn auf der Anzeige gesehen habe. Ist das nicht seltsam?«
    »Was meinst du damit, du hast sie gewusst?«, fragte Bree und fuhr auf die Westwood, um aus der Stadt hinauszukommen.
    »Die Zahlen sind mir einfach so durch den Kopf gegangen, und als wir dann in der Kirche waren, standen sie vorn auf der Anzeigentafel. Es waren die Nummern unserer Kirchenlieder«, sagte ich.
    »Das ist echt seltsam«, meinte Bree und lächelte. »Vielleicht hat deine Mutter sie mal erwähnt oder so.«
    Meine Mutter gehörte dem Frauenkreis der Kirche an, und manchmal tauschte sie die Nummern der Kirchenlieder aus, polierte Kerzenständer oder kümmerte sich um die Blumen für den Altar.
    Ich runzelte die Stirn und versuchte, mich zu erinnern. »Vielleicht.«
    Innerhalb weniger Minuten waren wir in Red Kill, der nächsten Stadt in Richtung Norden. Als kleines Kind hatte ich Angst gehabt, nach Red Kill zu fahren. Der Name selbst schien mir eine Warnung vor etwas Schrecklichem zu sein, was dort passiert war oder passieren würde. Aber eigentlich haben viele Städte im Hudson River Valley das Wort kill im Namen – es ist ein altes holländisches Wort für »Fluss«. Red Kill bedeutet also einfach »Roter Fluss« – wahrscheinlich, weil das Eisen im Boden das Wasser rot färbt.

    »Ich wusste nicht, dass es in Red Kill einen magischen Laden gibt. Glaubst du, die haben Bücher über Wicca?«, fragte ich.
    »Ja. Cal hat gesagt, sie hätten eine ziemlich gute Auswahl«, antwortete Bree. »Ich würd’s mir gern mal ansehen. Nach gestern Abend bin ich wirklich neugierig auf Wicca. Ich habe mich hinterher so toll gefühlt, als hätte ich Yoga gemacht oder eine Massage bekommen oder so.«
    »Es war wirklich intensiv«, stimmte ich ihr zu. »Aber hast du dich heute Morgen nicht ätzend gefühlt?«
    »Nein.« Bree sah mich an. »Dich hat’s bestimmt erwischt. Auf dem Heimweg vom Kreis gestern Nacht hast du wirklich schrecklich ausgesehen.«
    »Danke, wie tröstlich«, sagte ich nüchtern.
    Bree stupste mich spielerisch am Ellbogen. »Du weißt schon, wie ich das meine.«
    Wir schwiegen ein paar Minuten.
    »Hey, hast du heute Abend schon was vor?«, fragte ich sie dann. »Meine Tante Eileen kommt zum Abendessen.«
    »Echt? Mit ihrer neuen Freundin?«
    »Ich glaube schon.«
    Bree und ich sahen einander an und zogen die Augenbrauen hoch. Meine Tante Eileen, die jüngere Schwester meiner Mutter, war lesbisch. Vor zwei Jahren hatten sie und ihre langjährige Partnerin sich getrennt,
und jetzt waren wir alle froh, dass sie endlich

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