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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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ein und stand unsicher auf. Ich schwitzte, mir war feuchtkalt, ich atmete unter großer Mühe und hatte das Gefühl, ich könnte jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.
    »Geht’s dir gut? Was ist los?« Bree legte den Arm um mich und schirmte mich mit ihrem Körper ab.
Dankbar lehnte ich mich an sie. Ein wolkiger Nebel schwamm vor meinen Augen, verwandelte alles um mich herum in eine wabernde Fata Morgana. Ich blinzelte und schluckte und hätte am liebsten geweint wie ein kleines Kind. Mit jedem Atemzug löste sich der Schmerz in meiner Brust weiter auf. Die anderen standen um mich herum. Ich spürte ihre Blicke.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich mit tiefer, kratzender Stimme. Brees großer, dünner Körper strahlte in Wellen Hitze ab und ihr dunkles Haar klebte ihr an der Stirn. Obwohl ich schwitzte, fror ich bis in die Knochen.
    »Vielleicht hab ich mir was eingefangen«, sagte ich und versuchte, deutlicher zu sprechen.
    »Ja, zum Beispiel Hexitosis«, warf Suzanne sarkastisch ein, und ihr gebräuntes Gesicht sah im Mondlicht aus wie Plastik.
    Ich richtete mich ganz auf und merkte, dass die Schmerzen fast weg waren. »Ich weiß nicht, was das war … ein Krampf oder so.« Ich löste mich aus Brees Umarmung und machte zitternd einen Schritt vorwärts. Und da merkte ich, dass mit meinen Augen etwas nicht stimmte.
    Ich blinzelte mehrmals und schaute zum Himmel hinauf. Alles war heller, als hätte der Mond sich zu seiner vollen Rundung aufgepustet, doch er war immer noch ein dünner Halbmond, eine cremefarbene Sichel
am Himmel. Ich richtete den Blick auf den Wald und fühlte mich in ihn hineingezogen, wie in ein 3-D-Bild. Ich sah jede Kiefernnadel, jede Eichel und jeden heruntergefallenen Zweig in scharfem Relief. Als ich die Augen schloss, merkte ich, dass ich jedes einzelne Geräusch der Nacht hören konnte: Insekten, Tiere, Vögel, die Atemzüge meiner Freunde, das feine Rauschen des Bluts in meinen Adern. Das Zirpen der Grillen zersprang in tausend Teile – die Musik von tausend einzelnen Wesen.
    Ich blinzelte noch einmal und sah in die Gesichter um mich herum, die zwar im Halbdunkel lagen, durch den Feuerschein jedoch scharf zu unterscheiden waren. Robbie und Bree hatten besorgte Mienen aufgesetzt, doch es war Cals Gesicht, das mich fesselte. Er sah mich aufmerksam an, der Blick seiner goldbraunen Augen schien durch die Haut bis zu meinen Knochen zu dringen.
    Abrupt setzte ich mich auf den Boden. Die Erde war ein wenig feucht und mit einer dünnen Schicht verrottetem Laub bedeckt. Als ich die Beine zu mir heranzog, war das Knirschen fast unerträglich laut in meinen Ohren. Augenblicklich fühlte ich mich besser, als würde der Boden selbst mein Zittern absorbieren. Ich blickte tief in die Flammen, und der zeitlose, ewige Tanz der Farben, den ich dort sah, war so schön, dass ich am liebsten geweint hätte.

    Cals tiefe Stimme trieb zu mir, so deutlich und klar wie ein Flüstern in einem Tunnel, als wären seine Worte allein für mich gedacht, und sie erreichten mich unfehlbar, selbst als die anderen wieder anfingen zu reden.
    Er sagte die Worte ganz leise, den Blick fest auf mich gerichtet. »Ich verbanne Einsamkeit.«

5
KOPFSCHMERZEN
    »Eine Hexe kann eine Frau oder ein Mann sein. Die weibliche Macht ist genauso stark und furchterregend wie die männliche. Vor beiden muss man sich hüten.«
    DIE HEXEN SIND UNTER UNS
Susanna Gregg, 1917
     
    Gestern Abend habe ich etwas gesehen – ein Aufblitzen von Macht aus einer unerwarteten Quelle. Ich darf keine voreiligen Schlüsse ziehen … Ich suche und warte und beobachte schon zu lange, um mir einen Fehler zu erlauben. Aber tief im Innern spüre ich, dass sie hier ist. Sie ist hier und sie hat Macht. Ich muss ihr näherkommen.
     
    Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, fühlte ich mich, als wäre mein Schädel vollgepackt mit nassem Sand. Mary K. steckte den Kopf zu meiner Schlafzimmertür herein.
    »Du stehst besser auf. Kirche.«
    Meine Mutter kam hinter ihr ins Zimmer gefegt. »Steh auf, steh auf, du faules Huhn«, sagte sie. Sie riss meine Vorhänge auf, und augenblicklich war mein
Zimmer von strahlend hellem Herbstsonnenschein erfüllt, der mir in die Augen stach und mir im Hinterkopf brannte.
    »Oooooaaaah«, stöhnte ich und zog mir die Decke übers Gesicht.
    »Mach, wir kommen sonst zu spät«, sagte meine Mutter. »Willst du Waffeln?«
    Ich überlegte einen Moment. »Klar.«
    »Dann tue ich dir welche in den Toaster.«
    Ich setzte mich im Bett auf und

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