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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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normales Gesicht zu machen. »Es scheint nur, als wäre er schon mit einigen anderen ausgegangen. Und ich glaube, Raven versucht auch, ihre Klauen in ihn zu schlagen. Ich will nicht, dass du verletzt wirst«, hörte ich mich stammeln.
    Bree lächelte mich an. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich glaube, das kriege ich schon auf die Reihe. Ach, ich kann’s kaum erwarten, ihn in die Finger zu kriegen«, witzelte sie. »Heiß und leidenschaftlich.«
    Das gezwungene Lächeln erstarrte auf meinem Gesicht. »Na, dann viel Glück.«
    »Danke«, sagte Bree. »Ich lass dich wissen, wie’s läuft.«
    »Mhm. Ähm, danke, dass du mir zugehört hast«, sagte ich und stand auf. »Ich geh jetzt besser nach Hause. Bis morgen.«
    Ich verließ Brees Zimmer, verließ das Haus, mit steifen, vorsichtigen Bewegungen, als wäre ich bemüht, nicht gegen eine Wunde zu stoßen.

    Als ich den Motor von Das Boot anwarf, merkte ich erst, dass mir kalte Tränen über die Wangen liefen. Bree und Cal! O Gott. Ich würde niemals mit ihm zusammen sein und sie würde ihn kriegen. Es tat schrecklich weh in meiner Brust und ich weinte den ganzen Heimweg.

9
DURSTIG
    »Jedes der sieben Häuser hat einen speziellen Namen und widmet sich einer besonderen Kunst. Einem gewöhnlichen Mann sind gegen diese Hexen keine Möglichkeiten gegeben: Es ist besser, sich Gott anzuempfehlen, als sich in einen Kampf mit den sieben Clans zu stürzen.«
    DIE SIEBEN GROSSEN CLANS
Thomas Mack, 1845
     
    Verliere ich den Verstand? Ich verändere mich, verändere mich innerlich. Es kommt mir vor, als dehnte mein Geist sich aus. Als sähe ich jetzt in Farbe statt in Schwarz-Weiß. Mein Universum erweitert sich mit Lichtgeschwindigkeit. Das macht mir Angst.
     
    Am nächsten Tag wachte ich früh auf, nachdem ich mich die ganze Nacht unglücklich hin und her geworfen hatte. Ich war von schrecklichen, lebhaften, realistischen Träumen geplagt worden, die sich hauptsächlich um Cal und Bree drehten. Ich hatte die Decke weggestrampelt und jetzt fror ich, also packte ich sie und vergrub mich wieder darunter, auch wenn ich mich davor fürchtete, wieder einzuschlafen.

    Vom Bett aus sah ich zu, wie es draußen ganz allmählich immer heller wurden. Ich erlebte diese Zeit am Morgen fast nie mit, und meine Eltern hatten recht: Diese frühen Stunden hatten etwas Magisches. Um halb sieben standen meine Eltern auf. Es war tröstlich zu hören, wie sie in der Küche herumgingen, Kaffee kochten, Müsli in Schalen schütteten. Um sieben ging Mary K. unter die Dusche.
    Ich rollte mich auf die Seite und dachte nach. Mein gesunder Menschenverstand sagte mir, dass Bree bei Cal weitaus größere Chancen hatte als ich. Ich hatte keine Chance. Ich spielte nicht in Cals Liga, Bree schon. Wollte ich, dass Bree glücklich war? Konnte ich sozusagen indirekt durch Bree leben, wenn sie mit Cal ausging?
    Ich stöhnte. Wie krank ist das denn?, fragte ich mich. Kam ich damit zurecht, wenn Bree und Cal ein Paar wurden? Nein. Lieber würde ich Ratten essen. Aber wenn ich nicht damit zurechtkam und sie was miteinander anfingen (und es gab keinen Grund anzunehmen, sie würden es nicht tun), dann hieße das, Brees Freundschaft zu verlieren. Und wahrscheinlich ziemlich blöd dazustehen.
    Als mein Wecker schließlich klingelte, hatte ich beschlossen, das höchste Opfer zu bringen und Bree – was auch immer geschah – niemals wissen zu lassen, was ich für Cal empfand.

    »Am Samstagabend kommen ein paar Leute zu mir nach Hause«, sagte Cal. »Ich dachte, wir könnten noch mal einen Kreis machen. Es ist kein besonderer Feiertag oder so. Aber es wäre cool, wenn wir uns treffen könnten.«
    Er kauerte vor mir und durch den Riss in seiner verblichenen Jeans blitzte ein braun gebranntes Knie. Mein Hintern war kalt, denn ich saß auf den Betonstufen vor der Schule und wartete darauf, dass die Klasse für das Treffen des Matheklubs aufgeschossen wurde. Wie zur Bestätigung von Mabon, der herbstlichen Tagundnachtgleiche in der vergangenen Woche, war die Luft plötzlich um einiges kälter.
    Ich schaute ihn an und verlor mich in seinen Augen. »Oh«, sagte ich, fasziniert von den winzigen Kreisen aus Gold und Braun um seine Pupillen.
    Am Dienstag hatte sich Bree von Chris getrennt und er hatte es nicht gut aufgenommen. Am Mittwoch hatte Bree in der Mittagspause neben Cal gesessen, war früh an der Schule aufgetaucht, um mit ihm zu reden, und hatte so viel wie möglich mit ihm rumgehangen. Sie meinte, sie hätten sich noch

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