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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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nicht geküsst, aber sie machte sich Hoffnungen. Normalerweise brauchte sie nicht lange.
    Jetzt war Donnerstag und Cal unterhielt sich mit mir.
    »Bitte, komm«, sagte er, und ich hatte das Gefühl, er
wollte mich zu etwas Gefährlichem oder Verbotenem überreden. Andere Schüler gingen im fahlen Nachmittagslicht an uns vorbei und warfen uns neugierige Blicke zu.
    »Ähm«, sagte ich auf meine unnachahmlich artikulierte Art. Wenn ich ehrlich war, brannte ich darauf, noch einmal an einem Kreisritual teilzunehmen, Wicca praktisch zu erkunden, statt nur darüber zu lesen. Ich war begierig danach auf eine Art, die mir fremd war.
    Andererseits würde ich, wenn ich hinging, mitbekommen, wie Bree sich an Cal ranmachte – direkt vor meinen Augen. Was wäre schlimmer, ihr dabei zuzugucken oder es mir auszumalen?
    »Ähm, könnte schon sein, dass ich kommen kann«, sagte ich.
    Er lächelte, und ich spürte buchstäblich – buchstäblich – , wie mein Herz flatterte. »Lass dir deine Begeisterung bloß nicht zu sehr anmerken«, sagte er. Ich sah vollkommen verblüfft zu, wie er eine Strähne meines Haars nahm, die neben meinem Ellbogen herunterhing, und sanft daran zupfte. Ich wusste, dass Haare keine Nervenenden hatten, aber in diesem Augenblick spürte ich welche. Eine heiße Röte stieg von meinem Hals zur Stirn hoch. O Gott, was bin ich doch für ein Trottel, dachte ich hilflos.
    »Ich habe viel über Wicca gelesen«, platzte es aus mir heraus. »Es … es gefällt mir sehr.«

    »Ja?«
    »Ja. Es … es fühlt sich irgendwie … richtig an«, sagte ich zögerlich.
    »Ehrlich? Freut mich, dass du das sagst. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, nach dem letzten Kreis wärst du vielleicht verschreckt.« Cal setzte sich neben mich auf die Stufen.
    »Nein«, erwiderte ich eifrig, denn ich wollte nicht, dass das Gespräch endete. »Ich meine, hinterher ging’s mir zwar beschissen, aber ich habe mich auch … lebendig gefühlt. Es war … wie eine Offenbarung.« Ich schaute zu ihm auf. »Schwer zu erklären.«
    »Das musst du auch nicht«, sagte er leise. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Bist du … bist du in einem Hexenzirkel?«
    »Nicht mehr«, sagte er. »Meinen alten Hexenzirkel musste ich verlassen, als wir hergezogen sind. Ich hatte gehofft, wenn sich hier ein paar Leute dafür begeistern, könnten wir einen neuen gründen.«
    Ich holte Luft. »Du meinst, das … das könnten wir einfach so tun?«
    Jemanden richtig herzhaft lachen zu sehen, verschlägt einem schier den Atem, und man fühlt sich hoffnungsvoll, fiebrig und aufgeregt zur selben Zeit. So war es, Cal zuzusehen.
    »Also, nicht gleich sofort«, erklärte er mit einem Lächeln. »Typischerweise muss man ein Jahr und einen
Tag lang studieren, bevor man darum bitten kann, in einen Hexenzirkel aufgenommen zu werden.«
    »Ein Jahr und einen Tag«, wiederholte ich. »Und dann ist man … was? Eine Hexe? Oder ein Zauberer? «
    Die Bezeichnungen klangen übertrieben dramatisch, cartoonartig. Ich hatte das Gefühl, wir wären Verschwörer, so wie wir uns leise unterhielten, die Köpfe einander zugeneigt. Sein silberner Anhänger, der, wie ich jetzt wusste, ein Pentagramm war, ein Symbol für den Hexenglauben, baumelte in dem offenen V-Ausschnitt seines Hemds gegen seine Haut. Hinter Cal sah ich Robbie in das Klassenzimmer gehen, in dem sich der Matheklub traf. In einer Minute musste ich auch hinein.
    »Eine Hexe«, sagte Cal ungezwungen. »Auch als Mann.«
    »Hast du das schon gemacht?«, fragte ich. »Ich meine, bist du initiiert worden?« Sein Blick ließ mein Herz erneut aufflackern, und ich betete, dass ich nicht noch einmal rot wurde.
    Er nickte. »Mit vierzehn.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Meine Mutter hat den Vorsitz geführt. Sie ist die Hohepriesterin des Hexenzirkels Starlocket. Ich hatte Wicca viele Jahre studiert und alles darüber gelernt. Mit vierzehn habe ich schließlich darum gebeten, initiiert
zu werden. Das war vor fast vier Jahren … ich werde nächsten Monat achtzehn.«
    »Deine Mutter ist Hohepriesterin? Hat sie hier einen neuen Hexenzirkel?« Draußen wurde es dunkel und die Temperatur fiel. Drinnen hatte das Treffen des Matheklubs angefangen, dort war es warm und hell. Aber Cal war hier draußen.
    »Ja«, sagte Cal. »Sie ist unter Wiccanern ziemlich bekannt, also kannte sie hier schon eine Menge Leute, als wir umgezogen sind. Manchmal nehme ich an ihren Kreisritualen teil, aber da sind meist ältere Leute. Abgesehen davon wird von einer Hexe

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