Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
ich hätte dich zu einer Party eingeladen«, meinte Jenna. »Oder dass du bei mir übernachtest. Du hast uns letzte Woche gefehlt. Es ist lustiger, wenn du dabei bist.«
Ich grinste schief. »Du meinst, niemand ist umgefallen und hat sich an die Brust gefasst?«
Sie lachte. »Nein«, sagte sie. »Aber Cal sagte, du wärst besonders sensibel, richtig?«
Matt kam näher und legte die Hand um Jennas Taille und sie lächelte zu ihm auf. Ich überlegte, ob sie sich je stritten oder an ihrer Liebe füreinander zweifelten.
»Das bin ich«, sagte ich. »Die sensible Morgan.«
»Also, versuch zu kommen, okay?«, sagte Jenna.
»Okay«, antwortete ich. »Ich versuch’s. Danke.«
Ich stieg in mein Auto und dachte, wie nett Jenna doch war und dass mir das vorher gar nicht aufgefallen war, weil wir immer verschiedenen Cliquen angehört hatten.
»Wir hängen bloß rum. Willst du mitkommen?«, fragte mich Mary K. am Samstagabend. »Jaycee hat einen kitschigen Film ausgeliehen und wir wollen Popcorn essen und uns darüber lustig machen.«
Ich lächelte sie an. »Klingt nahezu unwiderstehlich. Aber irgendwie gelingt es mir doch zu widerstehen. Bree und ich gehen vielleicht ins Kino. Wird Bakker bei Jaycee sein?«
Mary K. schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist mit seinem Vater zu einem Spiel der Giants nach New Jersey gefahren.«
»Läuft es gut mit ihm?«, fragte ich.
»Mhm.« Mary K. bürstete ihr Haar, bis es schimmernd glatt war, dann band sie es am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz. Sie sah bezaubernd und lässig aus, perfekt für einen Abend bei einer Freundin.
Mary K. war gerade mit dem Fahrrad in der Dunkelheit verschwunden, um den einen Kilometer zu Jaycee zu fahren, da kamen meine Mutter und mein Vater ins Wohnzimmer, fein herausgeputzt.
»Wo gibt’s die Show?«, fragte ich und zog meine Füße auf die Couch.
»Wo spielt die Show«, korrigierte meine Mutter meine Grammatik.
»Auch das«, meinte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Sie zog ein gespielt missbilligendes Gesicht.
»Drüben in Burdocksville«, antwortete sie und
schloss eine Perlenkette um ihren Hals. »Im Gemeindezentrum. Wir sind sicher gegen elf oder so wieder da, und wir haben Mary K. gesagt, dass wir sie auf dem Heimweg abholen. Lass eine Nachricht da, falls du mit Bree ins Kino gehst.«
»Okay.«
»Komm, Mary Grace, wir kommen noch zu spät«, sagte mein Vater.
»Tschüs, Süße«, rief meine Mutter. Dann waren sie weg und ich war allein im Haus. Ich lief die Treppe hinauf und schlüpfte in ein T-Shirt, das im orientalischen Stil bedruckt war, und in eine graue Hose. Dann bürstete ich mir mit energischen Strichen die Haare und beschloss, sie offen zu tragen. Ich öffnete sogar die Badschublade und besah mir Mary K.s riesige Sammlung von Lidschatten, Rouge und Abdeckcremes. Bei dem meisten Zeug hatte ich keine Ahnung, was ich damit machen sollte, und jetzt war keine Zeit, es zu lernen, also trug ich nur ein wenig Lipgloss auf und eilte zur Haustür.
Jenna wohnte in Hudson Estates, einem ziemlich neuen Villenviertel. Ich griff nach Schlüssel und Jacke und stieg in meine Schuhe. Ich dachte: Kreis, Kreis, Kreis, und meine Gedanken überschlugen sich fast vor Aufregung. Genau in dem Augenblick, als ich die Haustür öffnete, klingelte das Telefon.
Rangehen oder nicht? Beim vierten Klingeln stürzte
ich mich auf den Hörer, denn es hätte ja Jenna sein können mit einer Planänderung, doch noch bevor ich den Hörer am Ohr hatte, wusste ich plötzlich, dass es Ms Fiorello war, die Kollegin meiner Mutter. »Hallo?«, sagte ich ungeduldig.
»Morgan? Hier ist Betty Fiorello.«
»Hi«, sagte ich und dachte: Ich weiß.
»Hallo«, sagte sie. »Ich hab gerade deine Mutter auf ihrem Handy erreicht, und sie hat gesagt, du wärst eventuell zu Hause.«
»Mhm?« Mein Herz raste, mein Blut pochte. Alles, was ich wollte, war, Cal zu sehen und mich von magischer Energie durchfluten zu lassen.
»Es ist so: Ich müsste kurz vorbeikommen und ein paar Schilder abholen. Deine Mutter hat gesagt, sie wären in der Garage. Ich habe zwei neue Objekte auf meiner Liste, und morgen habe ich drei offene Besichtigungen – ist es zu fassen? –, und es sieht so aus, als hätte ich keine Schilder mehr.«
Ms Fiorello hatte die nervigste Stimme der Welt. Ich hätte schreien können.
»Okay…«, sagte ich höflich.
»Wäre es in Ordnung, wenn ich, sagen wir mal … in einer Dreiviertelstunde vorbeikäme?«
Ich schaute hektisch auf die Uhr. »Könnten Sie nicht ein
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