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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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bisschen früher kommen?«, fragte ich. »Ich wollte eigentlich ins Kino.«

    »Oh. Das tut mir leid. Ich versuch’s. Aber ich muss warten, bis mein Mann mit dem Auto nach Hause kommt.«
    Mist, dachte ich. »Ich könnte die Schilder vor die Garage stellen«, schlug ich vor.
    »Oh, weißt du«, sagte Ms Fiorello und setzte die Zerstörung meines Lebens unbeirrt fort, »ich glaube, ich muss sie selbst durchsehen. Ich weiß nicht, welche ich brauche, dazu muss ich sie erst sehen.«
    Meine Mutter hatte ungefähr hundert Immobilienschilder in der Garage. Die konnte ich unmöglich alle vor das Garagentor stellen. Gedanken rasten durch meinen Kopf, aber ich sah einfach keinen Ausweg. Verdammt. »Na ja, ich muss ja vielleicht auch nicht unbedingt ins Kino gehen«, ließ ich unfreundlich vernehmen und hoffte, sie verstand den Hinweis.
    Weit gefehlt. »Es tut mir leid, Morgan. Warst du mit einem Jungen verabredet?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte ich sauer. Ich musste auflegen, sonst würde ich sie noch anschreien. »Dann sehen wir uns in einer Dreiviertelstunde«, sagte ich kurz angebunden und legte auf. Ich hätte weinen können. Eine bittere Minute lang überlegte ich, ob meine Mutter Ms Fiorello womöglich zu dieser Geschichte angestachelt hatte, um mich zu kontrollieren. So ganz unwahrscheinlich kam mir das gar nicht vor.
    Während ich auf Ms Fiorello wartete, räumte ich die
Küche auf und schaltete die Geschirrspülmaschine ein: Aschenputtel würde heute sehr spät zum Ball kommen. Ich tat eine Ladung meiner Klamotten in die Waschmaschine. Dann legte ich ganz laut Musik auf und sang eine Weile aus vollem Halse mit. Ich tat meine nassen Sachen in den Trockner und schaltete den Timer auf fünfundvierzig Minuten.
    Schließlich tauchte, über eine Stunde nach unserem Telefonat, Ms Fiorello auf. Ich ließ sie in die Garage, und es kam mir vor, als stöberte sie eine Ewigkeit durch den Schilderberg meiner Mutter. Verdrießlich hockte ich auf der Garagenschwelle, den Kopf in die Hand gestützt. Sie wählte ungefähr acht Schilder aus und bedankte sich dann vergnügt bei mir.
    »Kein Problem«, log ich höflich und ließ sie hinaus. »Tschüs, Ms Fiorello.«
    »Tschüs, Morgan.«
    Als sie endlich weg war, war es kurz vor zehn. Es hatte keinen Sinn, die zwanzig Minuten zu Jenna zu fahren, das Kreisritual war längst im Gang. Ich konnte nicht einfach mitten hineinplatzen.
    Als ich mich im Wohnzimmer auf das Sofa plumpsen ließ, wuchs meine Niedergeschlagenheit noch durch die Angst, zu weit hinter den Rest der Wicca-Gruppe zurückzufallen und nicht mehr richtig mithalten zu können. Was, wenn Cal mich aufgab? Was, wenn sie mich nicht mehr zu einem Kreisritual einluden?

    In meiner Verzweiflung griff ich einen Gedanken auf, der mir schon eine Weile durch den Kopf spukte: Auch wenn ich Wicca nicht in der Gruppe praktizieren konnte, konnte ich doch ein bisschen allein für mich arbeiten. Dann konnte ich Cal und dem Rest wenigstens beweisen, dass ich wirklich engagiert war. Ich würde einen magischen Spruch ausprobieren. Ich hatte sogar schon eine Idee, welchen. Morgen würde ich zu Practical Magick fahren und die Zutaten dafür besorgen.

18
KONSEQUENZEN
    »Vergesst nicht, dass Hexen als Nachbarn mitten unter uns leben und im Geheimen ihre Künste ausüben, während wir ein ehrliches, gottesfürchtiges Leben führen.«
    HEXEN, ZAUBERER UND MAGIER
Altus Polydarmus, 1618
     
    Am Sonntag fuhr ich mit meiner Familie zur Kirche und danach zum Brunch im Widow’s Diner. Sobald ich wieder zu Hause war, rief ich Jenna an. Sie war nicht daheim, also hinterließ ich ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und erklärte ihr, warum ich es nicht zum Kreis geschafft hatte. Dann rief ich Bree an, aber sie war auch nicht zu Hause. Ich hinterließ ihr ebenfalls eine Nachricht und versuchte, sie mir nicht bei Cal zu Hause, in Cals Zimmer, vorzustellen. Danach saß ich stundenlang am Esstisch, machte Hausaufgaben und verlor mich in komplizierten, mathematischen Gleichungen, die mit ihren klaren Lösungen so befriedigend waren, dass sie fast etwas Magisches an sich hatten.

    Kurz vor Ladenschluss war ich zu Practical Magick gefahren. Ich hatte alle Zutaten gekauft, die ich brauchte, aber ich wartete, bis meine Eltern und Mary K. im Bett waren, bevor ich mit der Vorbereitung begann.
    Die Tür zu meinem Zimmer ließ ich einen Spalt offen, damit ich mitbekam, falls sich einer der drei plötzlich rührte. Dann holte ich das versteckte Buch über

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