Das Buch der Schatten 2
ich spürte förmlich, wie gern sie sie angezündet hätte.
»Wir haben uns einem anderen Hexenzirkel angeschlossen«, verkündete Bree. Ihre Miene erinnerte mich an einen kleinen Jungen, bei dem ich mal Babysitterin gewesen war. Einmal hatte er mitten beim Essen eine lebendige Eidechse auf den Esszimmertisch geworfen, nur um zu sehen, was passierte.
»Ein anderer Hexenzirkel! «, rief Sharon aus. Sie zog ihren kurzen Wildlederrock nach unten und ihre Armreifen klimperten. »Was für ein anderer Hexenzirkel?«
»Ein anderer halt«, sagte Raven gelangweilt. Sie hob eine Schulter und ließ sie wieder sinken.
»Bree, sei nicht albern«, sagte Robbie und seine Worte schienen sie zu kränken.
»Wir haben unsere eigene Gruppe gegründet«, erklärte Bree Robbie, was ihr einen scharfen Blick von Raven eintrug. Ich fragte mich, ob Bree das eigentlich als Geheimnis hätte behandeln sollen.
»Eure eigene Gruppe gegründet?«, fragte Cal und rieb sich das Kinn. »Was stimmt denn nicht mit Cirrus?«
»Um ehrlich zu sein, Cal«, sagte Bree kalt, »möchte ich nicht mit falschen Schlangen und Verrätern zusammen
in einem Hexenzirkel sein. Ich muss den Leuten, mit denen ich Magie anwende, vertrauen können.«
Das zielte auf mich und womöglich auch auf Cal, und ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg.
Cal zog die Augenbrauen hoch. »Ja, Vertrauen ist wirklich wichtig«, sagte er langsam. »Da stimme ich dir voll und ganz zu. Seid ihr euch sicher, dass ihr den Leuten in eurem neuen Hexenzirkel vertrauen könnt?«
»Ja«, sagte Raven ein wenig zu laut. »Es ist ja nicht so, als wärst du die einzige Hexe in der Stadt, weißt du. «
»Nein, nein, das bin ich nicht«, pflichtete Cal ihr bei. Ich hörte eine leichte Verärgerung in seiner Stimme. Er legte mir den Arm um die Schulter. »Da ist zum Beispiel Morgan hier. Sind in eurem neuen Hexenzirkel auch Bluthexen?«
Sämtliche Augenpaare waren plötzlich auf mich gerichtet.
»Bluthexe?«, fragte Bree mit Hohn in der Stimme.
»Das hast du schon an Samhain gesagt«, erinnerte Raven ihn. »Aber da hast du uns doch nur was vorgemacht. «
»Habe ich nicht«, sagte Cal. Ich schluckte, senkte den Blick und hoffte, dass dieses Gespräch beendete sein würde, bevor sie zu seinem logischen Schluss kamen.
»Wenn sie eine Bluthexe ist«, Bree knurrte förmlich, »dann sind ihre Eltern ja wohl auch welche, richtig?
Hast du uns das nicht so erklärt? Ich meine, willst du mir wirklich weismachen, Sean und Mary Grace Rowlands wären Bluthexen?«
Cal schwieg, als ginge ihm erst in diesem Augenblick auf, wohin dies führen konnte. »Wie auch immer«, sagte er, und ich lehnte mich an ihn, denn ich wusste, dass er versuchte, mich zu schützen.
»Zurück zum Thema«, sagte Cal. »Ihr wohl wirklich aus dem Hexenzirkel austreten?«
»Auf zu neuen Ufern, Baby«, sagte Raven und steckte sich die unangezündete Zigarette in den Mund.
»Bree, überleg dir, was du tust«, drängte Robbie. Ich war froh, dass er versuchte, es ihr auszureden, denn ich konnte das nicht. Nicht mehr.
»Ich hab’s mir überlegt«, sagte Bree. »Ich will raus.«
»Also, seid vorsichtig«, sagte Cal und stand auf. Ich stand ebenfalls auf und nahm meine Geldbörse und mein Tablett. »Vergesst nicht, die meisten Hexen sind gut, aber nicht alle. Gebt acht, dass ihr nicht vom Regen in die Traufe kommt.«
Raven lachte kurz bellend auf. »Wie markig. Danke für den Rat.«
Cal bedachte sie mit einem letzten nachdenklichen Blick, dann nickte er mir zu. Wir verließen den Tisch und ich brachte mein Tablett zum Laufband der Spülmaschine. Wir verließen die Mensa und gingen aufs Hauptgebäude zu.
Cal begleitete mich zu meinem Schließfach. Ich stellte die Zahlen ein und öffnete die Tür, während er wartete.
»Wird sich das irgendwie auf uns auswirken, wenn sie einen neuen Hexenzirkel gründen?«, fragte ich leise.
Cal schob sich sein dunkles Haar aus dem Gesicht und zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht«, sagte er. »Es ist nur …« Er kniff sich mit zwei Fingern in die Lippe, während er nachdachte.
»Was?«
»Also, ich frage mich, mit wem sie arbeiten«, meinte er. »Sie machen es offensichtlich nicht allein. Ich hoffe nur, sie sind vorsichtig. Nicht alle Hexen sind … gut.«
Ich spürte, wie sich Nervosität den Weg in meinen kurzen inneren Frieden bahnte, und sah Cal an. Er küsste mich, Wärme in seinen goldbraunen Augen.
»Bis später.« Ein aufblitzendes Grinsen, und er war
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