Das Buch der Schatten 2
Jahren benutzt. Ich habe ein paar Bücher darüber, wenn du sie dir ausleihen möchtest. «
»Die würde ich auch gern lesen«, meinte Sharon und rührte mit ihrem Halm im Tretrapak herum.
»Ich kann euch ja mal eine Rune zeigen«, sagte Cal, räumte mitten auf dem Tisch eine Fläche frei und zeichnete eine mit dem Finger. Es sah aus wie zwei parallele Linien, zwischen denen sich zwei andere Linien kreuzten und sie miteinander verbanden. Er zeichnete sie mehrmals, bis wir sie uns alle vorstellen konnten.
»Was bedeutet sie?«, fragte Matt.
»Hauptsächlich bedeutet sie Unabhängigkeit«, erklärte Cal. »Gemeinschaft. Wohlwollen gegenüber seinen Verwandten. Was wir füreinander empfinden, für unseren Kreis. Cirrus.«
Wir sahen einander eine Minute lang an und ließen es sacken.
»Himmel, wir müssen noch so viel lernen«, sagte Sharon. »Ich komme mir vor, als kriegte ich das nie auf die Reihe – Kräuter, magische Sprüche, Runen, Tinkturen. «
»Kann ich mit dir reden?« Beth Nielson war näher gekommen und stand jetzt vor Cal, eine bunte Häkelmütze auf ihrem kurzen Haar.
»Klar«, sagte Cal und bedachte sie mit einem forschenden
Blick. Sie runzelte die Stirn. »Möchtest du woandershin, wo wir allein sind?«
»Nein.« Beth schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. »Das ist egal. Sie können es ruhig hören.«
»Was ist denn los, Beth?«, fragte Cal leise. Irgendwie hörten wir ihn alle, trotz des Lärms in der Mensa.
Beth zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Glitzernder aquablauer Lidschatten schimmerte über ihren Augen und stand in scharfem Kontrast zu ihrer kaffeebraunen Haut. Sie schniefte, als wäre sie erkältet.
Ich warf über den Tisch einen Blick zu Jenna, die fragend die Augenbrauen hochzog.
»Es ist nur … Die ganze Sache fühlt sich für mich nicht richtig an«, sagte Beth. »Ich dachte, es wäre cool, weißt du? Aber es ist mir zu unheimlich. Die Kreisrituale. Morgan, die Blumen zum Blühen bringt«, sagte sie und wies auf mich. »Es ist mir zu schräg.« Sie hob unter ihrer braunen Lederjacke die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Ich mag es nicht. Es kommt mir falsch vor.« Ihr Nasenpiercing funkelte unter dem Neonlicht.
»Schade«, sagte Cal. »Wicca will nicht, dass sich jemand unbehaglich fühlt. Wicca will, dass wir die Schönheit und Kraft der Erde feiern.«
Beth warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu, als wollte sie sagen: Jetzt komm schon.
»Du möchtest also aus dem Hexenzirkel austreten.
Bist du dir da ganz sicher?«, fragte Cal. »Vielleicht brauchst du nur ein bisschen mehr Zeit, um dich daran zu gewöhnen.«
Beth schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht mehr.«
»Also, wenn Wicca nichts für dich ist, dann ist das deine Entscheidung. Danke, dass du so ehrlich warst«, sagte Cal.
»Mhm«, meinte Beth und schob ihr Gewicht von einem Doc Marten auf den anderen.
»Beth, eines noch«, sagte Cal. »Bitte respektier unsere Privatsphäre.« Sein Tonfall war so ernst, dass Beth aufblickte. »Du bist zu unseren Kreisen gekommen, du hast die Macht der Magie gespürt«, fuhr Cal fort. »Behalt diese Erfahrungen für dich, okay? Außer uns geht das niemanden etwas an.«
»Ja, okay«, sagte Beth und sah Cal an.
»Also«, meinte Cal, »es ist deine Entscheidung zu gehen. Aber denk daran, dass dich der Kreis nicht noch einmal aufnehmen wird, falls du es dir anders überlegst. Tut mir leid, aber so funktioniert es.«
»Ich überlege es mir nicht noch mal anders«, sagte Beth und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.
Wir sahen einander einige Augenblicke an.
»Was war das denn?«, fragte ich.
Jenna hustete. »Ja, das war ganz schön komisch.«
»Ich weiß nicht«, sagte Cal. Ein Schatten zog über sein Gesicht. Aber er schien ihn schnell abzuschütteln. »Aber wie ich schon sagte, Wicca ist nicht für jeden.« Er beugte sich vor. »Ich dachte, bei unserem nächsten Kreis könnte ich euch noch ein paar Runen und vielleicht einen einfachen magischen Spruch zeigen.«
»Super«, sagte Ethan. »Cool.« Er beugte sich zu Sharon. »Willst du den Brownie noch essen?«
Sie verzog schmerzvoll das Gesicht, doch es war klar, dass sie nur Spaß machte. »Ja.«
»Halbe-halbe?«, fragte er. Ethan – ehemaliger Kiffer, jetzt bloß noch schmuddeliger Underdog – grinste Sharon gespielt schüchtern an. Es war, als beobachte man, wie ein Straßenköter mit einem gepflegten Pudel zu flirten versuchte.
»Ich geb dir ein
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