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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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einmal und wollte ihn wegdrücken.
    Ich schob mein Gesicht näher an Bakkers und sagte mit zusammengebissenen Zähnen und so bedrohlich wie möglich: »Geh, zum Teufel noch mal, von ihr runter! «
    Bakkers Miene wurde starr und er verzog sich rasch vom Bett. Er wirkte verlegen und zornig, seine Augen waren dunkel. Dann holte er aus und schlug mir den Schläger aus der Hand. Mir blieb vor Überraschung der
Mund offen stehen, als der Baseballschläger durch die Luft segelte.
    »Halt dich da raus, Morgan«, sagte er. »Du weißt nicht, was abgeht. Mary K. und ich unterhalten uns nur.«
    »Ha!«, sagte Mary K., sprang vom Bett auf und zog ihr T-Shirt runter. »Du bist ein Arschloch! Und jetzt raus hier!«
    »Erst wenn du mir erklärst, was hier los ist«, fuhr Bakker auf. »Du hast gesagt, ich soll vorbeikommen!« Er schrie fast, seine Stimme erfüllte den Raum. »Du hast gesagt, komm mit rauf! Was soll ich denn denken? Wir sind seit fast zwei Monaten zusammen!«
    Jetzt weinte Mary K. »So war das nicht gemeint«, sagte sie und hielt sich das Kissen vor den Bauch. »Ich wollte doch nur mit dir allein sein.«
    »Und was dachtest du, worum es dabei geht, mit mir allein zu sein?«, fragte er, streckte die Arme aus und machte einen Schritt auf sie zu.
    »Nimm dich in Acht, Bakker«, sagte ich, doch er nahm keine Notiz von mir.
    »So war das nicht gemeint«, wiederholte Mary K. weinend.
    »Himmel!«, sagte er und beugte sich über sie. Ich biss die Zähne zusammen und bewegte mich in Richtung des Baseballschlägers. »Du weiß doch nicht, was du willst.«

    »Halt’s Maul, Bakker«, sagte ich wütend. »Um Himmels willen, sie ist vierzehn!«
    Mary K. weinte in ihr Kissen.
    »Sie ist meine Freundin!«, brüllte Bakker. »Ich liebe sie und sie liebt mich, also halt dich da raus! Das geht dich nichts an!«
    »Es geht mich nichts an?« Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Du sprichst immerhin von meiner kleinen Schwester!«
    Ohne lange zu überlegen, streckte ich den Arm aus und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Bakker. Vor meinen Augen schoss ein kleiner Ball aus zischendem, knisterndem blauen Licht aus meinem Finger direkt auf ihn zu und traf ihn in der Seite. Es war wie das Licht, das ich Jenna am Abend zuvor gegeben hatte, aber anders. Bakker schrie auf und stolperte, fasste sich an die Seite und klammerte sich an die Tagesdecke. Ich starrte ihn entsetzt an, und er starrte mich an, als wären mir plötzlich Flügel und Klauen gewachsen.
    »Was zum Teufel …«, keuchte er und hielt sich die Seite. Ich betete, dass ihm bloß kein Blut durch die Finger lief. Als er die Hand wegnahm, war auf seinem T-Shirt nichts zu sehen, kein Blut. Ich atmete erleichtert auf.
    »Ich verschwinde«, sagte er mit erstickter Stimme, stand auf und drehte sich zu Mary K., um sie ein letztes Mal anzusehen. Sie hatte das Gesicht in den Kissen
vergraben und blickte nicht auf. Mit einem letzten wütenden Blick in meine Richtung stürmte Bakker zur Schlafzimmertür hinaus und polterte die Treppe hinunter. Augenblicke später schlug die Haustür zu, und ich spähte ins Treppenhaus, um mich davon zu überzeugen, dass er tatsächlich gegangen war. Durch das Seitenfenster der Haustür sah ich ihn mit raschen Schritten die Straße hinuntergehen. Er rieb sich immer noch die Seite, und seine Lippen bewegten sich, als fluche er leise vor sich hin.
    Mary K. drückte sich ein Taschentuch auf die Augen und schniefte.
    »Himmel, Mary K.«, sagte ich und setzte mich zu ihr aufs Bett. »Was war das denn? Warum bist du nicht beim Mittagessen?«
    Sie fing wieder an zu weinen und lehnte sich an mich. Ich legte ihr den Arm um die Schulter und hielt sie, unendlich dankbar, dass ihr nichts passiert war, dass ich rechtzeitig nach Hause gekommen war. Zum ersten Mal seit Wochen waren wir uns wieder so nah wie früher. Nah. Behaglich. Einander vertrauend. Ich hatte es schrecklich vermisst.
    »Erzähl’s bitte nicht Mom und Dad«, sagte sie mit tränennassen Wangen. »Ich wollte mit Bakker allein sein, also hab ich ihnen erzählt, ich müsse lernen, und habe mich von ihnen hier absetzen lassen, bevor sie zum Essen gefahren sind. Wir sind … wir sind halt immer mit
anderen zusammen. Ich wusste nicht, dass er davon ausgehen würde …«
    »O Mary K.«, sagte ich in dem Versuch, sie zu trösten. »Das war ein großes Missverständnis, aber es war nicht deine Schuld. Nur weil du ihm gesagt hast, du wolltest mit ihm allein sein, heißt dass noch lange nicht, dass du

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