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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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nahm sie mit in mein Zimmer und legte sie auf meinen Schreibtisch. Wenn Mom oder Dad deswegen ein großes
Theater machen wollten, dann sollten sie doch. Mir reichte es mit dem Schweigen.
     
    Am Sonntagabend saß ich an meinem Schreibtisch und machte meine Mathehausaufgaben, als meine Eltern an meine Tür klopften.
    »Herein«, sagte ich.
    Die Tür ging auf und die Musik aus Mary K.s Zimmer drang lauter zu mir herein. Ich zuckte zusammen. Unser Musikgeschmack lag Welten auseinander.
    Ich sah meine Eltern an, die in der Tür standen. »Ja?«, sagte ich kühl.
    »Können wir reinkommen?«, fragte Mom.
    Ich zuckte die Achseln.
    Mom und Dad kamen herein und setzten sich auf mein Bett. Ich versuchte, den Blick nicht auf die Wicca-Bücher auf meinem Schreibtisch zu richten.
    Dad räusperte sich und Mom nahm seine Hand.
    »Die letzte Woche war sehr … schwer für uns alle«, sagte Mom zögernd und unbehaglich. »Du hattest Fragen, und wir waren nicht bereit, sie zu beantworten.«
    Ich wartete.
    Sie seufzte. »Wenn du es nicht selbst herausgefunden hättest, hätte ich dir wahrscheinlich nie von der Adoption erzählen wollen«, sagte sie, die letzten Worte kaum mehr als ein Flüstern. »Ich weiß, dass das nicht das ist, was allgemein empfohlen wird. Es heißt
immer, man solle offen damit umgehen. Ehrlich.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es dir zu sagen schien keine gute Idee zu sein.« Sie hob den Blick zu meinem Vater und er nickte ihr zu. Dann schaute sie wieder zu mir. »Jetzt weißt du es«, sagte sie. »Jedenfalls zum Teil. Vielleicht ist es sogar das Beste für dich, so viel zu wissen wie wir. Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nicht mehr, was das Beste ist. Aber es scheint, als hätten wir keine Wahl.«
    »Ich habe ein Recht, es zu erfahren«, sagte ich. »Es geht um mein Leben. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Es ist da, jeden Tag.«
    Mom nickte. »Ja, das verstehe ich. Also.« Sie holte tief Luft und senkte den Blick für einen Moment in ihren Schoß. »Du weißt, dass Daddy und ich geheiratet haben, als ich zweiundzwanzig war und er vierundzwanzig. «
    »Ja.«
    »Wir wollten gleich von Anfang an eine Familie gründen«, sagte meine Mutter. »Wir haben es acht Jahre lang versucht, ohne Erfolg. Die Ärzte haben eine Sache nach der anderen gefunden, die mit mir nicht stimmte. Hormonelles Ungleichgewicht, Endometriose … Es kam so weit, dass ich jeden Monat, wenn ich meine Periode bekam, drei Tage lang weinte, weil ich wieder nicht schwanger war.«
    Mein Vater hielt den Blick auf sie gerichtet. Er löste
seine Hand aus ihrer und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Ich habe zu Gott gebetet, er möge mir ein Baby schicken«, sagte Mom. »Ich habe Kerzen angezündet und Novenen gebetet. Schließlich haben wir uns an eine Adoptionsagentur gewandt, und dort hieß es, es könnte drei oder vier Jahre dauern. Aber wir haben trotzdem eine Adoption beantragt. Dann …«
    »Dann rief uns eines Abends ein Bekannter an, ein Anwalt«, sagte mein Vater.
    »Es regnete«, warf meine Mutter ein, während ich in Gedanken ihre Freunde durchging und überlegte, ob darunter ein Anwalt war.
    »Er sagte, er habe ein Baby«, fuhr Dad fort. Er rutschte von einer Pobacke auf die andere und schob seine Hände unter die Knie. »Ein kleines Mädchen, das adoptiert werden müsse, eine private Adoption.«
    »Wir haben gar nicht lange überlegt«, sagte Mom. »Wir haben einfach Ja gesagt! Also ist er in der Nacht vorbeigekommen und hat mir das Baby in die Arme gelegt. Und ich habe einen Blick darauf geworfen und gewusst, dass dies mein Baby war, das, wofür ich so lange gebetet hatte.« Ihre Stimme brach und sie rieb sich die Augen.
    »Das warst du«, sagte Dad überflüssigerweise. Er lächelte bei der Erinnerung daran. »Du warst sieben Monate alt und einfach …«

    »Perfekt«, unterbrach Mom ihn, und ihr Gesicht strahlte. »Du warst rundlich und gesund, hattest lockiges Haar und hast mit deinen großen Augen zu mir aufgeschaut … Ich wusste, du warst es. In diesem Augenblick wurdest du mein Kind, und ich hätte jeden umgebracht, der versucht hätte, dich mir wieder wegzunehmen. Der Anwalt sagte, deine leiblichen Eltern seien zu jung, um ein Kind aufzuziehen, und hätten ihn gebeten, ein gutes Zuhause für dich zu suchen.« Sie schüttelte den Kopf über die Erinnerung. »Wir haben nicht überlegt und keine Fragen gestellt. Alles, was ich wusste, war, dass ich mein Baby hatte, und offen gestanden war es mir egal, woher du kamst

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