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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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einer Jeans, die über meinem Schreibtischstuhl hing, unterscheiden, ich sah winzige Staubpartikel, die in der frischen Farbe an meinen Wänden klebten. Irgendwann am Vormittag hörte ich von unten ein seltsames Knirschen, als würde eine gigantische Termite den Keller fressen. Es stellte sich heraus, dass es Dagda war, der auf seinem Trockenfutter herumkaute. Ich spürte, wie meine Lunge bei jedem Atemzug Sauerstoff aufnahm, ich spürte die Blutkörperchen durch meine Adern schießen, im Plasma schwebend. Ich spürte, wie jeder Quadratzentimeter meiner Haut die Luft und den Stoff, mit denen sie in Berührung kam, interpretierte und analysierte.
    Ich spürte Magie in allem, sie umfloss mich, floss aus mir heraus, sie war in der Luft, in allem, was lebte, in den schlafenden Bäumen draußen, in Dagda, in allem, was ich berührte.
    Vermutlich würde diese übersteigerte Wahrnehmung mit der Zeit wieder nachlassen. Ich hoffte es. Es war wunderbar, doch wenn ich die ganze Zeit so empfänglich war, würde ich irgendwann durchdrehen.
    Ein goldbraunes Ahornblatt schwebte an meinem Fenster vorbei und legte sich für einen Augenblick draußen aufs Fensterbrett. Ich betrachtete es meditierend und bewunderte das komplizierte Netzwerk der winzigen Blattadern, das sich über die Oberfläche erstreckte. Ich glaubte fast, in den sich schneidenden Linien ein Gesicht zu erkennen– breiter, entschlossener Mund, gerade Nase, zwei goldene Augen…
    Göttin. Cal.
    Im nächsten Moment wurde das Blatt von einem Windstoß erfasst und tanzte von dannen.
    Ich lag in meinem Bett und atmete in tiefen Zügen und versuchte, meinen verlorenen Frieden wiederzugewinnen. Es war schwer, doch obwohl ich nach gestern nicht mehr so viel Angst vor Cal hatte, führte jeder Gedanke an ihn zu einem Gedanken an Selene und der Gewissheit, dass sie immer noch hinter mir her war, dass sie immer noch meine Vernichtung plante, dass sie nicht aufgehen würde.
    Ganz allmählich merkte ich, dass am Rand meines Bewusstseins etwas nagte: meine Frage, meine Suche nach mehr Informationen über meine leiblichen Eltern und mein Erbe. Ich hatte noch nichts in die Richtung unternommen, doch mit der neuen Klarheit, die ich als Ergebnis des brach erreicht hatte, sah ich, dass ich dringend etwas tun musste, denn erst dann würde ich mich ganz fühlen und den vollen Zugang zu meiner magischen Kraft finden. Erst dann würde sie ganz mein sein. Und erst dann hatte ich eine Chance gegen Selene.
    Schließlich quälte ich mich aus dem Bett und zog saubere Sachen an. Duschen war, wie ich fand, nicht nötig. Ich bürstete meine Haare und putzte mir die Zähne, das reichte für heute an Körperpflege. Ich hatte mich gerade wieder aufs Bett gelegt, da spürte ich, dass Hunter den Weg zum Haus hochkam. Ich stöhnte, ich wollte ihn zwar sehen, aber es kam mir schier übermenschlich vor, runterzugehen und ihm die Tür aufzumachen.
    » Hunter, komm einfach rein«, flüsterte ich und schickte ihm eine magische Botschaft.
    Wenige Augenblicke später hörte ich, wie die Haustür aufging und Hunter rief: » Morgan?«
    » Ich bin oben«, antwortete ich. » Du kannst raufkommen.« War in den Windungen meines Hirns jetzt auch ein magischer Spruch versteckt, damit meine Mutter nicht unerwartet früher von der Arbeit nach Hause kam?
    Seine Schritte kamen leise die Treppe hoch und er linste um den Türrahmen. » Ist es okay, wenn ich hier oben bin?«
    Ich lächelte, denn ich fand es nett, dass er fragte. » Es ist sonst keiner da.«
    » Gut«, meinte Hunter und kam rein. » Wenn wir merken, dass jemand kommt, springe ich aus dem Fenster.« Groß und schlank und auf neue Art vertraut stand er vor mir und sah mich an. Seine Haare zeigten von der Mütze, die er getragen hatte, wie blassgoldene Stacheln in alle Richtungen.
    » Okay«, meinte ich. Vorsichtig warf ich meine Sinne aus und spürte, dass er es mitbekam.
    » Wie geht es dir?«, fragte er.
    » Beschissen. Kaputt. Aber durch und durch magisch.« Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    Er stöhnte übertrieben. » Das ist beängstigend. Bitte, bitte«, sagte er, » ich flehe dich an. Bitte mach noch nichts mit deiner neuen Magie. Wirk keine magischen Sprüche. Lauf nicht durch die Stadt und beschieß irgendjemanden mit Hexenfeuer. Versprich es mir.«
    » Das hört sich ja an, als hättest du kein Vertrauen in meine Urteilskraft«, entgegnete ich. Er kam näher, setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf mein Bein unter der

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